Mit der Nummer neun ins zauberhafte Land

6.3.2018, 17:50 Uhr
Wer auf die Musicalbühne will, muss nicht nur singen und schauspielern können – auch Tanz gehört bei den Produktionen der Uni dazu. Die Proben für das Musical „The Wiz“ laufen derzeit auf Hochtouren.

© Foto: Hans von Draminski Wer auf die Musicalbühne will, muss nicht nur singen und schauspielern können – auch Tanz gehört bei den Produktionen der Uni dazu. Die Proben für das Musical „The Wiz“ laufen derzeit auf Hochtouren.

Seine ersten ernstzunehmenden Musical-Produktionen realisierte Prof. Wolfgang Pfeiffer bereits, als er noch Schullehrer im Gymnasium Röthenbach an der Pegnitz war. Und mit seinen Schülern Stücke wie Andrew Lloyd Webbers "Joseph And The Amazing Technicolor Dreamcoat" auf die Bühne brachte.

Mehr als 20 Jahre später ist daraus eine Art Institution geworden. "The Wiz" ist bereits das neunte Musical, das Pfeiffer und sein Team von der Musikpädagogik der Uni Erlangen-Nürnberg seit dem Jahr 2002 mit Lehramts-Studierenden stemmen (siehe Bilderleiste rechts).

Hier wird auf einem so hohen Niveau gespielt, getanzt und gesungen, dass die Uni-Truppe jederzeit mit kommerziellen Teilnehmern des deutschen Musical-Zirkus’ mithalten kann. Ein Niveau, das nach acht Produktionen einerseits nachvollziehbar ist. Auf der anderen Seite fangen die Musicalmacher immer wieder ein Stück weit bei Null an, weil es gilt, Erstsemester und Musical-Neulinge in die Inszenierungen einzubinden.

Die zugrundeliegenden Stoffe wirken auf den ersten Blick ganz unterschiedlich, es gibt aber einen roten Faden: Die Studenten sollen einen Bezug zur eigenen Lebenswirklichkeit finden, um auf der Bühne authentisch agieren zu können.

Von Sandy viel gelernt

Wie das funktioniert? Wir sprachen mit Alexandra, die 2006 im Musical "Scholldays" mitspielte. Heute ist sie Lehrerin im Landkreis Fürth.

Alex, was ist dir von der Rolle der Sandy aus dem Jahr 2006 geblieben?

Das Kleid für ihre Rolle als Sandy hat sich Alexandra selbst geschneidert.

Das Kleid für ihre Rolle als Sandy hat sich Alexandra selbst geschneidert. © privat

Alexandra Keckeis: Eine riesige Begeisterung für Musik und Theater, die ich in meinen Unterricht einfließen lasse. Ein Musical an einer Schule umzusetzen, ist natürlich sehr schwer. Aber Theater ist relativ leicht umsetzbar. Also habe ich, wann immer es möglich war, Theatergruppen gegründet, und ich versuche, die Kinder für die Bühne zu begeistern.

Was hast du sonst noch mitgenommen?

Alexandra: Die Rolle hat mich damals persönlich enorm weitergebracht. Das Hauptziel des Ganzen war ja nie, große Musicalstars aus uns zu machen, sondern uns fit zu machen für die Bühne Klassenzimmer. Als Lehrer hältst du ja praktisch auch ein Schauspiel ab, das dein Publikum begeistern soll.

Und, hat das bei dir geklappt?

Alexandra: Ja, auf jeden Fall. Was ich da gelernt habe, hat mir schon in den Prüfungen zum Ende des Studiums geholfen und später vor allem bei den Lehrproben, wenn der Schulrat da war. Ich merke das jetzt selbst bei meinen Schülern: Wer in der Theatergruppe ist, taut richtig auf und hat nach einiger Zeit kein Problem mehr, wenn er ein Referat vor der Klasse halten soll. Das gilt gerade für die Kinder, die vorher noch ganz schüchtern waren.

Wie warst du selbst denn so drauf als Kind?

Alexandra: Ich war auch ziemlich schüchtern, auch als Studentin noch. Als das Musical "Josephs" damals lief, wollte ich beim nächsten Mal unbedingt dabei sein. Dann bin ich zum Casting gegangen und hatte einen Riesenbammel, ob ich überhaupt genommen werde. Am Ende hatte ich die Hauptrolle. Das war einfach toll.

Wissen deine Schüler eigentlich, dass du mal Sandy warst?

Alexandra: In den ersten Jahren danach war das noch so. Da bin ich immer mit meinen jeweiligen Klassen in das neue Uni-Musical gegangen, und dann ist schon zur Sprache gekommen, dass ich selbst mal da vorne auf der Bühne gestanden habe. Heute ist das anders. Da sind die Vorstellungen so ausverkauft, dass ich keine Karten mehr für eine ganze Klasse kriege.

Angesteckt mit dem Virus

Manche Darsteller kamen in diesen Jahren auf den Geschmack, ließen das Studium hinter sich und starteten eine professionelle Gesangs- und/oder Schauspiel-Karriere. Das ist nicht unbedingt im Sinne der Musical-Macher, aber wohl eine natürliche Folge, wenn man junge Menschen mit dem "Virus Theater" ansteckt.

Sein Musical-Credo erläutert Pfeifffer so: "Ich bemühe mich, bei jeder Produktion die Qualität zu verbessern. So haben wir inzwischen einen sehr hohen semi-professionellen Standard erreicht. Das Inszenierungsteam besteht aus professionellen Musikern und Künstlern, jeder hat ganz viel Spaß an der Produktion und will natürlich sein Bestes geben."

Pfeiffer bemüht sich, "für alle optimale Rahmenbedingungen zu schaffen". Und er lobt Peter Kirchner als "einen hervorragenden, sehr kreativen Regisseur, der im ganzen Team hochgeschätzt wird".

Kirchner ist ein überzeugter Querdenker, der 2014 keine Hemmungen hatte, Andrew Lloyd Webbers Erfolgsmusical "Cats" völlig neu aufzuziehen und eine rasante Gangster-Geschichte im Stil von Hollywoods "Schwarzer Serie" daraus zu machen – alles mit Zustimmung des Webber-Managements, worauf man im Team immer noch stolz ist.

Auf der Bühne tummeln sich bei Aufführungen etwa 40 Leute – 30 Darsteller und zehn Bandmusiker. Und hinter den Kulissen sind es nicht viel weniger. Denn es braucht einen vergleichsweise großen Apparat, damit das Ergebnis leicht, anscheinend mühelos und ein wenig glamouresk rüberkommt.

Im Vergleich zu professionellen Musicaltheatern beziehungsweise -tourneeproduktionen kommt die Truppe mit einem winzigen Budget aus, macht daraus aber das maximale Ergebnis. Mit Kulissen, die sich sinnreich verwandeln lassen und Kostümen, in denen viel Phantasie und noch mehr Herzblut stecken.

Geprobt wird in der Freizeit und in den Ferien. Ein Zusatzaufwand, den die Studierenden gerne in Kauf nehmen. Weil sie wissen, dass sie in einer Inszenierung auftreten dürfen, die im Schnitt insgesamt 20 000 Zuschauer in die große Aula in der Regensburger Straße 160 in Nürnberg zieht.

Die dürfen sich verzaubern lassen – von "The Wiz" vielleicht noch ein bisschen mehr als von den acht Vorgänger-Musicals. Bis dahin hat die Uni-Truppe noch eine Menge Arbeit vor sich – inklusive einwöchiger Probenfahrt in die Bayerische Musikakademie nach Hammelburg.

Weitere Infos, Aufführungstermine und Ticketbestellung auf

www.uni-musical.de

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