Mit Kunstgenuss zum Sieg bei 5-Euro-Business !

5.2.2015, 17:06 Uhr
Mit Kunstgenuss zum Sieg bei 5-Euro-Business  !

© Ralf Rödel

Elf studentische Teams waren Anfang November in den Wettbewerb gestartet, sieben davon hielten durch bis zur Abschlussveranstaltung im Erlanger Schloss.

Dort kürte eine Jury die Sieger auf Grund von sechs Kriterien: die Idee an sich, Form und Inhalt eines Geschäftsberichts, eventueller Gewinn, Gestaltung eines Standes, Gespräch mit der Jury sowie Präsentation auf der Bühne. Für jedes Kriterium gab es Punkte, das Team mit den meisten Punkten wurde zum Sieger erklärt. Für den 1. Platz gab es 800 Euro, für den 2. Platz 600 Euro und für den 3. Platz 400 Euro.

Handy, halts Maul! 

Jeder zweite junge Mensch hat ein Smartphone. Für die meisten ist es ein nicht festgewachsener Körperteil, und sie benutzen es (fast) rund um die Uhr. „Schon vor dem Aufstehen werden Mails, Facebook und WhatsApp gecheckt“, sagt Martin Schneidereit von der Gruppe AppStopp, die den 3. Platz belegte.

Und zwischen Aufstehen und Schlafen legen betreiben viele Zeitgenossen das Phubbing. Dieses Kunstwort – zusammengesetzt aus phone (tragbares Fernsprechgerät) und snubbing (jemanden schroff abweisen) – bedeutet: Man ignoriert seine Mitmenschen rund um sich herum, indem man permanent auf sein Smartphone glotzt.

Es gibt sogar Fotos, die Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Phubbing zeigen. Und es gibt Menschen, die halten Phubbing für unhöflich! Von der großen Gefahr für den Phubber, beim Laufen oder gar Treppensteigen böse auf die Schnauze zu fallen, mal ganz zu schweigen.

Den Physik-Studenten Martin und seine Mitstreiter Barbara Ehbauer, Johanna Birkelbach und Christian Knell nervt das Phubbing auch. Deshalb haben sie sich das Spiel AppStopp ausgedacht. Die Regeln sind einfach: Während man in der Gruppe gemütlich zusammensitzt, werden alle Smartphones zusammengebunden und auf eine kleine Plexiglasplatte gelegt.

Sobald dann irgendeines der Handys angerufen wird und vibriert, wackelt das ganze Paket. Das ist jedes Mal der Zeitpunkt, an dem eine neue Spielkarte vom Stapel genommen wird. Dran ist immer derjenige, dessen Handy gerade vibriert hat. Er hat eine Frage zu beantworten, wie zum Beispiel: Was tust du, um die Zombieapokalypse zu überleben?

Oder er soll eine Aufgabe lösen wie: Erzähle von deinem schlechtesten Date! Dabei gibt es die beiden Variationen Konversations- und Trinkspiel. Das Ziel ist immer gleich: ein gemütlicher Abend, an dem nicht jeder ständig an seinem Smartphone rumfummelt. „Und“, sagt Martin, „man erfährt dabei sehr viel Persönliches über seine Mitspieler.“

Mit Kunstgenuss zum Sieg bei 5-Euro-Business  !

© Ralf Rödel

Fingerabdruck am Schlüsselanhänger

Das Team Tag4you kam auf den 2. Platz: Patrick Mahler, Matthias Schöpe, Selina Landleiter und Maximilian Mayer bieten individuelle Schlüsselanhänger an. Das Motiv darauf kann zum Beispiel der eigene Fingerabdruck sein, ein Foto der/des Liebsten oder der QR-Code der eigenen Handy-Nummer. Wer sie dann jemandem geben will, braucht denjenigen nur seinen Schlüsselanhänger abfotografieren zu lassen.

5 Euro, 11 Wochen, 1 Firma 

Mkann zum Beispiel die Sängerin Luisa Philipp buchen. Oder den Pianisten Moritz Nüßlein. Oder den Impro-Theater-Helden Peter Rech. Oder einen Zauberer. Oder einen Kabarettisten. Wen man halt so haben möchte für die Familienfeier, für das Jubiläumsfest oder auch für einen Workshop.

„Unser Ziel ist es, ausgewählte Künstler aus verschiedenen Bereichen für unsere Kunden bereitzustellen“, sagt Mareike König von Kulturgenuss, dem Siegerteam beim diesjährigen Wettbewerb 5-Euro-Business in Erlangen und Nürnberg. Zusammen mit Emanuel Knodt  und Martin Thiel hat sie das Unternehmen gegründet – „aus Lust, es den Menschen zu ermöglichen, Kunst hautnah zu erleben“.

Alle Beteiligten sollen davon profitieren: der Kunde, der einen unverbrauchten Künstler zu bezahlbaren Konditionen buchen kann, der noch relativ unbekannte Künstler, der Auftrittsmöglichkeiten bekommt – und nicht zuletzt die Firma Kulturgenuss selbst, die dabei Geld verdient: Im Lauf des Wettbewerbs kamen 650 Euro zusammen, der höchste Gewinn aller sieben Teilnehmer.

Hauptsponsoren des studentischen Gründer-Wettbewerbs sind Verband der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber (bayme vbm) sowie die Sparkassen in Nürnberg und Erlangen. Veranstaltet wird 5-Euro-Business jeweils im Wintersemester vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) mit dem Ziel, Studierende schon möglichst früh an unternehmerisches Denken und Handeln heranzuführen. FAU und TH unterstützen diesen Plan mit verschiedenen Lehrveranstaltungen zum Thema Unternehmensgründung.

Mit Kunstgenuss zum Sieg bei 5-Euro-Business  !

© Ralf Rödel

Die größten Hits aus 15 Jahren

Sieger im ersten Jahr war Reiserad, ein Buch, das Kindern lange Fahrten versüßen soll, mit einem Gepäckstück namens „Koffi“ als Leitfigur. Im Jahr darauf gewann die Firma Unistuff mit der bis heute nachhaltigsten Geschäftsidee:

Es ging um T-Shirts, die mit dem Logo der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg bedruckt wurden. Diese Idee hat die Uni inzwischen zu einem regelrechten Online-Fanshop ausgeweitet, der inzwischen mehr als 20 FAU-Utensilien vertreibt – vom Schlüsselband über einen Bierkrug bis zur Krawatte.

Als erfolgreich erwies sich auch das Siegerprojekt von 2013, die Lerntüte. Diese durchsichtigen stabilen Tragetaschen, in die man bis zu zwei Leitz-Ordner stopfen kann, haben in den Lesesälen der Uni-Bibliothek die früheren unbeliebten Taschen abgelöst. Durchsichtig haben sie zu sein, damit die Aufpasser sehen können, wer was rein und raus schleppt.

Und noch zwei Beispiele, die sich auf dem Markt durchgesetzt haben: Die City Hunters (2. beim Wettbewerb 2010) sind zu einem Anbieter von Städte-Rallyes und Mitmach-Krimis gewachsen, der in 20 Städten vertreten ist und 30 Mitarbeiter hat.

Zweiter im Jahr 2011 war das Team Snack-Attack mit einem Gutscheinheft für Studierende in Nürnberg.  Heute heißt das Heft Campus Claus und ist sowohl in Nürnberg als auch in Erlangen etabliert.

Und dann gibt es da noch Daniel Teichmann, ein Mitglied des Siegerteams von 2005. Der ist Geschäftsführer der 15-Mitarbeiter-Firma Hydrogenious geworden, die sich mit der Speicherung des Energieträgers Wasserstoff in Flüssigkeiten beschäftigt.

Damals, beim 5-Euro-Business, ging es noch ums kostengünstige Kopieren. „Die Firma haben wir noch einige Jahre weiterlaufen lassen“, sagt Teichmann, „während unserer Doktorarbeit haben dann mein Partner und ich die Sache aus den Augen verloren.“ Auf jeden Fall hält Teichmann das 5-Euro-Business „für eine ganz tolle Sache. Man bekommt schon sehr früh direkten Kontakt zur Praxis, das ist für Wettbewerbe dieser Art ziemlich einzigartig. Ich persönlich habe damals erstmals den Geist des Unternehmertums kennengelernt und bin dadurch zum Unternehmer geworden“.

Nicht vergessen wollen wir Jorge L. Juarez P. aus Venezuela, der im vergangenen Jahr nur knapp den 3. Platz verfehlt, aber zum Sieger der Herzen gekürt worden war. Er hatte einen Tafelwischer aus wiederverwertbarem Material erfunden, der sich durch die Platzierung von Werbung auf dem Wischer finanziert.

Inzwischen sind mehrere Hörsäle an der Technischen Fakultät in Erlangen mit solchen Wischern ausgestattet. Jorge  hat sogar die Erlaubnis bekommen, als Ausländer in Deutschland eine Firma zu führen. Das ist wegen der fehlenden Sicherheiten, die ein junges Unternehmen kennzeichnen, gar nicht so einfach.

 

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