Nach dem Erdbeben

13.11.2015, 16:39 Uhr
Nach dem Erdbeben

Die 13-jährige Manju lebt mit ihren Eltern in einem Bergdorf nahe Dolakha und erinnert sich gut an die Katastrophe: „Ich hatte große Angst, als die Erde plötzlich zu beben begann. Ich wusste überhaupt nicht, was mit mir geschah. Später habe ich mir Sorgen gemacht, dass ich nicht mehr zur Schule gehen konnte. Ich dachte, dass ich nie wieder etwas Sinnvolles machen kann.“

Die Kinderhilfsorganisation Plan International richtete nach dem Erdbeben Kinderschutzzonen ein, um Mädchen und Jungen zu helfen, ihre Erlebnisse zu bewältigen. Das waren Zelte oder provisorische Gebäude, in denen die Kinder sich aufhalten, spielen und austauschen konnten. Dort bekamen sie auch Unterstützung von Experten, um ihre Ängste zu überwinden.

Zwei neue Klassenzimmer

Außerdem wurden mit der nepalesischen Regierung sowie anderen Organisationen Übergangsschulen mit je zwei Klassenzimmern gebaut. Die Gebäude aus Bambus, Holz und Zeltplanen sind erdbebensicher und bewirkten, dass Kinder so schnell wie möglich zurück in die Schulen konnten. Das war sehr wichtig, denn das Erdbeben hatte 35 000 Klassenräume in Nepal zerstört.

Auch Manju besucht heute eine solche Übergangsschule. „Ich möchte eine bessere Zukunft haben. Es sind oft nur die Männer, die Respekt bei uns bekommen, Mädchen und Frauen nicht. Ich möchte weiter zur Schule gehen und später Journalistin werden“, sagt sie. Zudem möchte die 13-Jährige auch andere Eltern überzeugen, dass auch sie ihre Töchter zur Schule schicken sollen. Denn Mädchen wollen die Zukunft von Nepal mitgestalten.

Manjus Eltern Shanta und Dil waren nicht immer davon überzeugt, dass ihre Tochter eine Schule besuchen sollte. Mutter Shanta durfte selber nie lernen. Sie erzählt: „Unsere Eltern waren einfache und ungebildete Menschen. Sie haben gesagt, dass ein Mädchen keinen Nutzen von der Schule hat. Deshalb sind wir auch so geworden, wie wir heute sind.“

Aber sie sehen das heute anders: „So groß unsere Not nun auch ist, wir müssen alles dafür tun, dass unsere Kinder zur Schule gehen. Dann können sie später eine gute Arbeit finden und müssen nicht Hilfsarbeiten verrichten so wie wir“, sagt Shanta.

Dil, Manjus Vater, nahm nach dem Erdbeben an dem Programm „Geld für Arbeit“ teil. Wie viele andere Menschen in seinem Dorf hatte er durch das Erdbeben sein Haus und seine Tiere verloren. Über Programme wie „Geld für Arbeit“ helfen Organisationen wie Plan International den Menschen, ihre Häuser und Straßen nach dem Beben wieder aufzubauen.

In Manjus Dorf müssen die Kinder über einen Fluss, um in ihre Schule zu gelangen. Dil sagt: „Wir haben zusammen die durch das Beben zerstörte Hängebrücke wieder aufgebaut, damit unsere Kinder zur Schule gehen können. Mit dem Geld, was ich für diese Arbeit bekomme, baue ich unser Haus wieder auf und bezahle Manjus Schule.“

Aus Angst wurde Freude

Auf der anderen Flussseite befindet sich die Übergangsschule, auf die Manju seit einigen Monaten geht. Ihre Schule stand nach dem Erdbeben zwar noch, aber sie hatte Risse und drohte einzufallen.

Ihr Lehrer Tritha erinnert sich: „Anfangs hatten die Kinder große Ängste, sich darin aufzuhalten. Sie befürchteten, dass ein neues Erdbeben kommen und die Wände zum Einstürzen bringen würde.“ Als die neue Schule fertig war, wurde es allmählich besser. Heute kommen die Kinder gerne her und freuen sich wieder auf den Unterricht.

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