Oliver macht "Wunder" wahr

19.2.2017, 15:57 Uhr
Oliver bei der Arbeit: Er geht in Lauf zur Schule, sein Büro ist aber in München.

© Foto: Jonathan Fridman Oliver bei der Arbeit: Er geht in Lauf zur Schule, sein Büro ist aber in München.

Etwa 200 Seiten wird die Erstlingsausgabe umfassen, und sie hat vor allem ein Ziel: Menschen in den Vordergrund zu stellen. Auf Bilderstrecken und in Artikeln geht es unter anderem um Schauspieler, Balletttänzer, Models und ein Ex-Bond-Girl.

Die Heimat des Magazins ist dabei nicht etwa Lauf, sondern München. Hier hat Chefredakteur Oliver sich in "The Stu", ein gemeinschaftliches Büro für junge Kreative, eingemietet. Dort haben wir ihn besucht.

 

Oliver, erzähl mal, was ist das "Wunder Journal" genau?

Oliver Tippl: Von der Qualität her soll Wunder wie ein unabhängiges Mode-Magazin daherkommen, aber der Inhalt ist ein anderer: Porträts, Interviews und Kurzgeschichten. Oft sieht man in Mode-Magazinen nur Fotostrecken, das perfekte Produkt. Ich will das Ganze zugänglicher machen für den Leser, transparenter. Wir haben zwar auch Modestrecken, aber eben nicht mit einem gebuchten Model, sondern mit einer Persönlichkeit, die wir darstellen wollen.

 

Welche Persönlichkeiten sind das?

Oliver macht

© Foto: PR

Oliver: Als ich mit 14 Jahren anfing zu modeln, merkte ich schnell, dass ich von unheimlich interessanten Menschen umgeben war. Der Visagist, der Fotograf, die Assistenten: Sie alle müssen etwas zu erzählen haben, sonst könnten sie gar nicht so tolle Bilder kreieren, dachte ich. Und das kommt leider selten rüber.

 

Wer heutzutage etwas veröffentlichen will, tut das oft im Internet, zum Beispiel in einem eigenen Blog. Wieso setzt du noch auf Print?

Oliver: Ich bin ein großer Fan von Blogs. Aber nichts kommt an dieses Gefühl heran, ein Magazin zu kaufen, mit den Händen darüberzufahren und es durchblättern zu können. Außerdem glaube ich, dass die Thematik zu wichtig ist, um sich in diese Überhäufung an Blogs einzureihen.

 

Was sind das für Leute, die im ersten Heft gezeigt werden?

Oliver: Wir haben da eine große Bandbreite. Eine Reihe bei uns heißt "Wunderknaben", das sind junge kreative Jungs. Einer ist Geigenvirtuose, der andere macht Filme, der nächste spielt in ihnen mit. Mode-Leute sind auch dabei: Hien Le zum Beispiel, eine enge Bezugsperson für mich und einer der besten Nachwuchs-Modedesigner in Deutschland. Wir haben aber auch ein ehemaliges Bond-Girl in London besucht und die Geschichten von Flüchtlingen aufgeschrieben. Und Julius Gerhardt, eines der gefragtesten Männer-Models Deutschlands.

 

Wie bist du auf Julius gekommen?

Oliver: Als ich mit dem Modeln anfing, war Julius überall: in Prada- und Yves-Saint-Laurent-Kampagnen, in jedem Magazin. Eines Tages hörte ich dann, dass er beim Sprayen verunglückt ist. Er hatte einen Güterwaggon besprüht, kletterte aufs Dach und kam an die Hochspannungsleiter. Am ganzen Körper zog er sich Verbrennungen zu.

 

Sieht man ihm das heute noch an?

Oliver: Als Antwort steht Oliver auf und holt eine Mappe aus seinem Schreibtisch. Der Prototyp von Wunder – mit Julius auf dem Cover. Der junge Mann schaut den Betrachter herausfordernd an. Sein Gesicht ist schmal und makellos. Dann wandert der Blick nach unten und plötzlich sind da die Narben, die 90 Prozent seines Körpers ausmachen.

 

Oliver macht

© Foto: PR

Ein krasses Bild.

Oliver: Es gleicht einem Wunder, dass er noch lebt. Mit ihm haben wir ein intensives Interview geführt und eine Bilderstrecke gemacht, die diese zwei Seiten von ihm widerspiegelt.

 

Bleibt dir zwischen Abiturstress und dem Projekt noch Freizeit?

Oliver: Ich sitze oft bis 15 Uhr in der Schule und arbeite dann bis Mitternacht an meinem Laptop. Am Wochenende bin ich hier in München, das ist eine Sieben-Tage-Woche, und an jedem Tag muss ich Leistung bringen. Ich habe aber ein gutes Team, zuallererst Christoph Schaller, der Fotograf der ersten Ausgabe. Wir haben einen unglaublich ähnlichen Sinn für Ästhetik, und er macht tolle Porträts. Dazu kommen Autoren, eine Illustratorin, Lektoren und Übersetzer, außerdem Stylisten für die Fotostrecken. Und dann bin ich froh, dass meine Familie mich unterstützt. Meine Schwester hat hier in München Modejournalismus studiert und ist mir eine Stütze. Mein Vater ist Architekt, von ihm habe ich wohl das Kreative geerbt: Er baut Häuser, ich baue dieses Magazin.

 

Das "Wunder Journal" soll erstmals Ende Februar erscheinen und etwa 15 Euro kosten. Erste Eindrücke gibt’s unter "wunderjournal" auf Facebook.

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