Pionierarbeit an der Hochschule Ansbach

4.5.2012, 15:00 Uhr
Pionierarbeit an der Hochschule Ansbach

© Sarah De Sanctis

Auf dem sonst so gemütlichen Campus der Hochschule Ansbach herrscht Festival-Stimmung. Völlig unbekannte Studenten laufen mit Bierflaschen in der einen und einem Teller mit Weißwürsten und Brezen in der anderen Hand herum.

Aus großen Boxen erklingen harte Technobeats, während bayerische Musik im Foyer des Hauptgebäudes die Besucher willkommen heißt. Was man bei diesem Treiben kaum erahnt: Die Fremden erwartet drei Tage Arbeit – randvoll mit Workshops, Diskussionen und hochschulpolitischen Entscheidungen auf der Bundes-Fachschaften-Konferenz, kurz BuFaK genannt.

Seit 1977 treffen sich einmal pro Semester Studierende wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Fächer aus ganz Deutschland, die in den Fachschaften ihrer jeweiligen Hochschule aktiv sind, zum Gedankenaustausch. Das Treffen findet an wechselnden Orten statt. In Bayern war es bisher erst einmal, in Franken zuvor noch nie. Eine Premiere also: „Unsere Fachschaft leistet Pionierarbeit“, meint Hochschulpräsident Prof. Gerhard Mammen auf der Eröffnungsfeier in der Mensateria.

Auch die Ansbacher Oberbürgermeisterin Carda Seidel lässt es sich nicht nehmen, die Studentenvertreter von 27 Hochschul-Standorten zu begrüßen. Und sie lobt die Arbeit der Ansbacher, die unter tosendem Applaus ihre Kommilitonen willkommen hießen. Mit 680 Kilometern quer durch die Republik haben die Teilnehmer der Hochschule Emden/Leer den weitesten Weg zurückgelegt. Die kürzeste Anreise hatten die Vertreter der Uni Erlangen-Nürnberg.

Wie immer auf diesen Treffen, sind nur wenige Studierende aus Bayern anwesend. „Weil die bayerischen Fachschaften in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eher schlecht aufgestellt sind, findet das Treffen sonst im Norden statt. Dass die kleine Ansbacher Hochschule eine so starke Mannschaft hat, ist ein Glücksfall“, lobt BuFaK-Ratsmitglied Jakob Rimkus von der TU Darmstadt.

Einmal jährlich werden sieben Teilnehmer der Konferenz in ein Gremium gewählt, das die Arbeit der BuFaK zwischen den Veranstaltungen fortführt und die Beschlüsse umsetzt. Im Plenum diskutieren die Studenten über hochschulpolitische Themen und erarbeiten Positionspapiere. Der BuFaK-Rat kann damit die Standpunkte der Fachschaften, zum Beispiel bei der Bundes-Dekane-Konferenz, vertreten.

In Ansbach steht unter anderem die Einführung von Prüfungen außerhalb der eigentlichen Prüfungszeit zur Debatte. Damit soll die geballte Ladung an Klausuren am jeweiligen Semesterende verringert werden. „Solche Themen kommen spontan auf den Tisch, die Diskussionen entwickeln eine Eigendynamik“, erklärt Jakob. In 30 Workshops zeigen Ansbacher Dozenten und Studenten den Teilnehmern alles über Öffentlichkeitsarbeit, Organisation und Finanzwesen einer gut funktionierenden Studentenvereinigung.

Das Feiern kommt natürlich nicht zu kurz. Die Fachschaftler machen jeden Abend die überschaubare Kneipenlandschaft in Ansbach unsicher. Seit November hatte sich das sechsköpfige Organisationsteam in einem kleinen, versteckten Raum der Hochschule getroffen und die Tagung bis ins letzte Detail durchgeplant.

„Normalerweise haben die Veranstalter ein Jahr lang Vorlauf – wir haben erst spät entschieden, den Event hierher zu holen“, erklärt Organisator Philemon Göttle.

Das Team hatte im vergangenen halben Jahr einiges zu tun. Es galt, Räume für die Vorlesungen zu organisieren, Workshops auf die Beine zu stellen und Sponsoren zu suchen. Aufgrund der knappen Zeit erwies sich das als recht schwierig. In letzter Minute fanden sich aber doch einige Geldgeber. Auch der Freistaat Bayern erkannte die Bedeutung der Sache und schoss einen fünfstelligen Betrag dazu.

Und so steht die Ansbacher BuFaK den üblichen Veranstaltungen in nichts nach. Der einzige Unterschied: Die Teilnehmer nächtigen nicht in Hosteln oder im Studentenwohnheim – in Ansbach wird auf Feldbetten in einer Turnhalle geschlummert.

„Wir hoffen, dass andere kleine Hochschulen jetzt auch den Mut haben, diese Veranstaltung auszurichten“, meint Jakob. „Aber wir hoffen auch, dass die Feldbetten eine Ausnahme bleiben.“

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