Preisträgerinnen mit Vorbildfunktion

23.4.2016, 10:00 Uhr
Preisträgerinnen mit Vorbildfunktion

© Foto: Horst Linke

„Everyone thinks of changing the world, but no one thinks of changing himself.“ Dieses Zitat des russischen Schriftstellers Leo Tolstoi — das auf Deutsch so viel heißt wie: „Ein jeder denkt daran, die Welt zu verändern, niemand aber denkt daran, sich selbst zu verändern“ — beschreibt gut die Einstellung von Nina und Jennifer. Denn sie sagen, dass sie selbst als Vorbilder vorangehen und Denkanstöße geben möchten. Das beweisen sie seit ein paar Jahren mit ihrem Zivilcourage-Projekt.

Eine Schlüsselfigur für das Engagement der beiden Jugendlichen war Tina K., die Schwester von Johnny K., der 2012 in Berlin starb, als er sich für andere einsetzte und helfen wollte. „In einem Workshop an unserer Schule hat Tina K. auf das Schicksal ihres Bruders aufmerksam gemacht und uns die wichtigsten Regeln der Zivilcourage erläutert“, erzählt Jennifer. Nina ergänzt, dass sie diese Begegnung beeindruckt und geprägt hat. „Viele wissen nicht, wie man sich in Konfliktsituationen richtig verhält. Es wird auch nur über die Fälle berichtet, die schlecht ausgehen“, meint die 16-Jährige.

Filmdreh in Berlin

So haben die beiden Schülerinnen der Veit-Stoß-Realschule Nürnberg beschlossen, nochmal einen Workshop mit Tina K. zu organisieren. Darüber hinaus entstand ein Videoclip, den sie in Berlin drehten und der im Franken Fernsehen lief sowie im Kino Cinecittà der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Die positiven Rückmeldungen motivieren die Jugendlichen, mit ihrem Projekt weiterzumachen.

Jennifer macht dieses Jahr ihren Abschluss und möchte mit Nina einen eigenen Zivilcourage-Workshop für Schüler entwickeln. Darin wollen sie die sechs Schritte der Zivilcourage erklären, also: Beobachtet genau! Sprecht weitere Helfer direkt an! Haltet Abstand! Holt Hilfe! Bleibt beim Bedrängten! Seid Zeugen! „Außerdem möchten wir den Videoclip zeigen und ein Rollenspiel einbauen“, sagt Jennifer. Die 500 Euro, die der Zonta-Club Nürnberg zusammen mit dem „Young Women in Public Affairs Award“ den beiden gestern übergeben hat, kommen also genau richtig.

Auf die Ausschreibung des Preises wurden Jennifer und Nina über die Schule aufmerksam. „Die Bewerbung war ziemlich zeitintensiv, wir sind lange daran gesessen“, erzählt die 17jährige Jennifer. Und dass sie sich anfangs etwas unsicher war, ob das, was sie geleistet hat, den Ansprüchen des Clubs genügt.

Daher freuen sich die beiden umso mehr über die Auszeichnung, die seit 2009 alle zwei Jahre an 16- bis 19-jährige junge Frauen vergeben wird, die sich für die Schulgemeinschaft engagieren, ehrenamtlich tätig sind, sich um internationales Verständnis bemühen und Gedanken über die Stellung der Frauen machen. Zwischen drei und acht Bewerbungen gehen bei Zonta Nürnberg in der Regel ein – der Club steht für Hilfe und Freundschaft weltweit und setzt sich für Frauen ein.

„Die Rückmeldungen der vergangenen Jahre zeigen, dass es die jungen Frauen sehr beeindruckt hat, dass ihr Engagement in einem so festlichen Rahmen gewürdigt wurde“, sagt Pressereferentin Brigitte Stenzhorn. „Für viele war es die erste Auszeichnung, manchmal die erste Würdigung ihrer Leistungen. Der Award bestärkt sie, sich weiter zu engagieren.“

Keine Eintagsfliege

Diesen Satz können auch die diesjährigen Preisträgerinnen unterschreiben. Denn das Thema Zivilcourage soll keine Eintagsfliege bleiben. Nina und Jennifer schmieden schon weitere Pläne. Zum Beispiel würden sie den Videoclip gerne in einem Berliner Kino zeigen, sagt Nina. Tina K. könnte ihnen dabei helfen.

„Zwischen uns ist eine Art Freundschaft entstanden, sie ist total offen, wir haben schon ihre Mutter und Schwester kennengelernt. Tina ist eine starke Persönlichkeit, die auch diesen Preis verdient hätte!“

Die Jugendlichen haben an sich eine positive Entwicklung durch ihr Projekt festgestellt. Jennifer sagt, sie sei selbstbewusster geworden und würde ihre Meinung vertreten, egal, was andere darüber denken. Nina traut sich mittlerweile, vor Klassen zu reden. „Seit dem Workshop und der Kinovorführung fällt mir das leichter.“ Und die Eltern der beiden sind stolz auf ihre Töchter. Nina sagt: „Sie sind froh, dass wir nicht auf Partys abhängen, sondern uns um die Menschheit kümmern.“

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