Am Nürnberger Klinikum

Private Medizin-Uni breitet sich stetig aus

1.12.2016, 17:00 Uhr
Vor die Behandlung von Patienten hat die Studienordnung die naturwissenschaftlichen Grundlagenfächer gesetzt: Für die Medizin-Studierenden der PMU findet zum Beispiel der Unterricht in Chemie an der Technischen Hochschule in Nürnberg statt.

© Foto: Christina Merkel Vor die Behandlung von Patienten hat die Studienordnung die naturwissenschaftlichen Grundlagenfächer gesetzt: Für die Medizin-Studierenden der PMU findet zum Beispiel der Unterricht in Chemie an der Technischen Hochschule in Nürnberg statt.

Besonders beeindruckend war der Besuch im Flüchtlingsaufnahmelager in Zirndorf: „Wir haben dort unmittelbar erlebt, wie Medizin unter sehr schwierigen Bedingungen praktiziert wird“, erzählt Maximilian.

Er studiert im 3. Jahr an der PMU (Paracelsus Medizinische Privatuniversität) in Nürnberg. Dort gibt es für die angehenden Ärzte ein spezielles Unterrichtsfach, das zwar in der Schweiz, den USA und in Kanada üblich ist, in Deutschland aber ansonten nur am Universitätsklinikum Charité in Berlin als Wahlfach gelehrt wird: Medical Humanities.

Eine einfache deutsche Übersetzung dafür existiert nicht. Aber das Ziel ist klar: Für Medizinstudenten sind „nicht nur fachliche Kompetenzen wichtig, sondern auch soziales Engagement und Menschenkenntnis“, erklärt PMU-Vizerektor Prof. Wolfgang Söllner.

Leiden und Sterben

„Die Studierenden sollen lernen, sich in ihre Patienten hineinzuversetzen, und sich schwierigen Themen wie Leiden und Sterben anzunähern“, sagt Prof. Frank Erbguth, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum Nürnberg, der mit Söllner und Stephan Kolb für das Fach Medical Humanities zuständig ist.

Besonderen Stellenwert – gerade in Nürnberg – hat dabei das Thema „Medizin und Nationalsozialismus“: „Dazu waren wir zum Beispiel im Doku-Zentrum und im Gerichtssaal der Nürnberger Prozesse, wo auch Ärzte auf der Anklagebank saßen“, berichtet Maximilian. Weitere Themen sind Medizin in der Kunst (Beispiel: Kinofilme) und Kunst als Medizin (Beispiel: Musiktherapie). Praktische Erfahrungen können die Studierenden in einer Pharmafirma sammeln. Dort lernen sie den Weg eines Medikaments von der Entwicklung bis zu seiner Zulassung kennen.

Die PMU in Nürnberg wurde 2014 gegründet und ist zweiter Standort der PMU Salzburg. In Nürnberg werden jährlich 50 Medizin-Studierende ausgebildet.

Neben den Professoren und Dozenten der PMU selbst sind 13 Professoren und weitere Dozenten der Technischen Hochschule (TH) Nürnberg und mehr als 200 Mediziner des Klinikums Nürnberg in der Lehre aktiv.

Das Curriculum orientiert sich eng an der Ausbildung der amerikanischen Mayo Medical School. „Zudem kooperieren wir mit Einrichtungen im In- und Ausland“, sagt Söllner.

Ein Beispiel ist die Kreisklinik Roth. Sie wurde jüngst als erstes Lehrkrankenhaus der PMU akkreditiert. Wenn im Sommer 2018 der erste Studenten-Jahrgang der PMU Nürnberg in sein 5. Studienjahr kommt, wird er sein dann anstehendes Klinisch-Praktisches Jahr nicht nur am Klinikum Nürnberg, sondern auch in Roth absolvieren können.

Die Kooperationen der PMU betreffen jedoch nicht nur medizinisch-wissenschaftliche Einrichtungen: Als „Meilenstein in unserer Entwicklung“ nennt Vize-Rektor Söllner einen von der Nürnberger Bürgerstiftung Kerscher gesponserten Saal, der erst kürzlich eröffnet wurde. Er soll für Vorlesungen der PMU, interne Fortbildungen des Klinikums und Informationsveranstaltungen für interessierte Bürger genutzt werden.

150 000 Euro hat die Bürgerstiftung Kerscher dafür investiert. „Wir freuen uns, zusammen mit dem Klinikum Nürnberg einen Ort für Veranstaltungen rund um das Thema Gesundheit zu fördern“, sagt Stiftungsvorstand David Goliath Brühl. Das Gebäude mit dem Bürgersaal im Erdgeschoss befindet sich auf dem Gelände des Klinikums Nürnberg Nord. Der zweistöckige Anbau gehört zum sanierten Gebäude des Pathologischen Instituts, in dem jetzt auch der Sektionssaal des Anatomischen Instituts der PMU untergebracht ist.

Zusätzlich zum „Bürgersaal“ fördert die Kerscher-Stifung mit 15 000 Euro auch ein Forschungsprojekt an der PMU. Dabei geht es um den Zusammenhang von Diabetes und Arthrose.

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