Profi-Tänzer bringt Jung und Alt zum Schwitzen

11.4.2015, 10:00 Uhr
Profi-Tänzer bringt Jung und Alt zum Schwitzen

© Foto: Stefan Hippel

Herr Brooks, was können Jugendliche und Senioren bei Ihrem Tanzprojekt voneinander lernen?
Alan Brooks: Ich würde sagen, dass wir alle gleich sind. Die Vorstellung, dass junge Leute heutzutage furchtbar sind und ältere Leute nur spießig und brav waren, als sie selbst jung waren und alles richtig gemacht haben – das ist Quatsch! Jede Person hat die gleichen Bedürfnisse, die gleichen Ängste und die gleichen Stärken. Jeder ist individuell anders. Aber das Tolle am Projekt ist die Menschlichkeit. Man merkt nicht mehr, dass wir zwei Gruppen haben. Nein, wir haben einen Raum voller Menschen, die zusammenkommen und arbeiten. Das können sie auf alle Fälle voneinander lernen.

Gab es Berührungsängste unter den jüngeren und älteren Teilnehmern?
Alan Brooks: Vielleicht ein bisschen. Am Anfang standen wir in einem Kreis. Die eine Hälfte vom Kreis war unter 60, die andere über 60. Aber da war ich ganz böse und habe gesagt: „Ihr gehört zusammen.“ Daraufhin habe ich sie einfach verteilt und die Generationen bunt gemischt. Wenn es da also etwas an Berührungsängsten gab, war es innerhalb der ersten fünf Minuten vorbei.

Wie zufrieden waren Sie mit dem Einsatz der Tänzer?
Alan Brooks: Oh, die waren toll! Egal, wie viel Tanzerfahrung man hat – die jungen Leute mit HipHop, Breakdance und so, und die älteren hatten sicher viele Tanzerlebnisse in ihrem Leben –, zeitgenössischer Tanz ist etwas, das für jeden fremd ist. Ich weiß nicht, was sie heute erwartet haben, aber sie haben sicherlich etwas anderes bekommen (lacht). Aber es war wunderschön. Für mich waren es die kleine Dinge, wenn man sieht, dass eine ältere Person ein bisschen mehr Risiko eingeht, weil die jüngere sie unbewusst fordert. Aber es ist auch der Moment, in dem eine jüngere Person ein bisschen vorsichtiger rangeht, weil sie denkt, dass sie Rücksicht nehmen muss.


Sie betreuen verschiedene Schulprojekte. Was gab den Ausschlag dafür, gerade das Generationenexperiment in Nürnberg zu leiten?
Alan Brooks: Sebastian Pabst, unser Jugendsozialarbeiter, und Konrektorin Daniela Schubert waren sehr inspirierend. Es ist immer schön, wie emotional sie von diesem Projekt reden und wie wichtig es ihnen ist – nicht im Namen von Schülern oder einer Gruppe, sondern im Namen von allen. Ich sage immer wieder: Ich will mit den Leuten arbeiten, die mit mir arbeiten wollen, oder wo ich etwas Gutes tun kann durch die Arbeit. Warum nicht Nürnberg? Warum nicht ein paar Stunden Generationenprojekt an einem Montagnachmittag? Die sind genauso relevant und wichtig wie die Arbeit an einer Akademie für zeitgenössischen Tanz in Frankreich oder Amerika – oder in einem Gefängnis, in das ich gehe. Und wenn ich ein bisschen etwas geben kann für so ein schönes Projekt, fühle ich mich nur geehrt, dass ich dabei sein darf.

Was hat Ihnen am Miteinander der Generationen besonders gefallen?
Alan Brooks: Dieses Zusammenkommen war so schön. Auch wie sie einander applaudiert haben, wenn sie etwas gezeigt haben. Respekt! Besser geht es nicht.

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