Rechnen als Waffe gegen Schadstoffe

11.5.2015, 19:36 Uhr
Rechnen als Waffe gegen Schadstoffe

© Foto: Stadtwerke Schwabach/Illu: Alexander Pfefferle

Das Seminar ist bei den Master-Studierenden sehr beliebt: „Der Kurs war schon nach zwei Minuten komplett voll“, erzählt Vanessa Wideburg. Sie studiert Master mit Schwerpunkt Wirtschaftsrecht. Für sie und ihre Team-Kolleginnen Anja Höfflin, Christina Dinkel und Lisa Buchwald waren vor allem „der Praxisbezug und der Kontakt zu den Unternehmen“ ausschlaggebend dafür, dass sie sich für Grüne Logistik eingeschrieben haben.

Die Studierenden dürfen sich Firmenprojekte aussuchen und das Wissen, das sie sich in den Theorie-Stunden bei Prof. Ralf Bogdanski angeeignet haben, dann in die Praxis umsetzen. Vanessa, Anja, Christina und Lisa bilden eines dieser Projekt-Teams. Ihre Aufgabe ist es, den Carbon Footprint eines Versandpaketes des Baur-Versandhauses zu bestimmen. Carbon Footprint – so heißt in der Fachsprache das Maß für den Gesamtbetrag der Kohlenstoffdioxid-Emissionen, die während des gesamten Lebenswegs eines Produk-
tes ausgestoßen werden. „Wir be-
trachten den Prozess von Wareneingang bis zum Warenausgang innerhalb des Versandhauses“, erklärt Christina.

Das Seminar von Prof. Bogdanski ist gerade am Ende der Theorie-Phase angekommen. Die Studierenden knüpfen nun erste Kontakte mit ihren Partnerfirmen und beginnen mit dem praktischen Teil ihrer Projekte.

Ein anderes Team, Jessica Warzecha und Anna Schaiger, traf in einer Vorlesung seinen Projektpartner Peter Edenharder vom gleichnamigen Städtereinigungs- und Abfallwirtschaftsunternehmen. Die Firma ist bereits zum zweiten Mal dabei: Im Sommersemester 2014 hatte eine Projektgruppe den CO2-Ausstoß und die Abgaswerte bei Lastwagen der Euro-4- und der Euro-6-Norm verglichen.

Jessicas und Annas Auftrag ist es jetzt, zu berechnen, wie viel Kohlenstoffdioxid, Feinstaub und Stickstoffoxid die Lkw in die Luft blasen. Und dann sollen sie die Emissionen von Fahrzeugen mit den Abgasnormen Euro-4 und Euro-6 vergleichen.

Die Betriebswirtschaftsstudenten Giuliano Füller und Sebastian Deuerlein haben das Seminar be-
reits erfolgreich abgeschlossen. Im Sommersemester 2014 hatten sie und ihr Team-Kollege Julian Wagner
an Bogdanskis Wahlpflichtfach teilgenommen und mit den Stadtwerken Schwabach zusammengearbeitet.

Sie berechneten den Emissionsausstoß der Schwabacher Buslinie 661 pro Personenkilometer – auf der Basis der gelernten Theorie. „Am Anfang haben wir eine kurze Input-Einheit zu zwei Iso-Normen bekommen, die wir anwenden sollten. Außerdem haben wir gelernt, wie man Systeme ermitteln kann, die abgrenzbar sind“, erzählt Sebastian.

„So konnten wir die Emissionen unseres Projektpartners konkret berechnen“, sagt Giuliano. Damit wissen die Firmen, wo sie ansetzen sollten, um ihre Emissionen zu verringern. Im ersten Abschnitt des Seminars hatten die Studierenden, wie es auch ihre Nachfolger jetzt tun, Beispiele durchgerechnet und Präsentationen gehalten.

„Jede Kleingruppe hat sich am Anfang mit einem Teilaspekt einer Iso-Norm beschäftigt und ein Referat vorbereitet“, erklärt Sebastian. „Auf diese Weise haben wir die gesamte Norm abgedeckt, ohne dass sich jeder einzelne von uns die ganze Norm durchackern musste.“

Ihr Ergebnis haben Giuliano, Sebastian und Julian im Goldenen Saal des Schwabacher Rathauses vorgestellt: Bürger, die mit der Buslinie 661 unterwegs sind, verursachen pro gefahrenem Kilometer gerade mal einen halb so großen Kohlenstoff-dioxidausstoß wie Autofahrer, die genau dieselbe Strecke fahren.

Bis die Teilnehmer des aktuellen Kurses auch ihre Ergebnisse vor Prof. Bogdanski und ihren Auftraggebern präsentieren können, haben sie noch einiges an Arbeit vor sich. Für sie haben Giuliano und Sebastian einen guten Rat: „Der ständige Kontakt zu den Auftraggebern ist besonders wichtig! Und auch einen eindeutigen Arbeitsauftrag zu definieren, damit euch klar ist, was die Unternehmen wirklich wissen wollen.“

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