Römische Ruderer heuern für Bootsbau an

24.1.2017, 18:53 Uhr
Römische Ruderer heuern für Bootsbau an

© Foto: Kurt Fuchs

Wer mitbaut, darf auch mitrudern. Was in der Antike nach Drohung klang, hört sich im Jahr 2017 nach wunderbarem Abenteuer an. „Das ist eine einmalige Gelegenheit“, sagt Johannes Nagy. „Wann kann man schon mal ein Römerboot bauen und anschließend mitfahren?“ Der 19-Jährige studiert Geschichte und Politik in Erlangen und steht in der langen Schlange der Freiwilligen, die sich in Listen eintragen, um mithelfen zu dürfen. „Das ist bestimmt eine interessante Freizeitbeschäftigung“, freut er sich.

Nägel schmieden, Planken biegen, Kiel schäften, Löcher ausstämmen, Boot abdichten, Rudern, Erfahrungsberichte schreiben, Ausstellungen vorbereiten. Das sind nur einige der Aufgaben, die ab April zu erledigen sind. Historiker und Archäologen der Uni Erlangen-Nürnberg werden ein Patrouillenboot nachbauen, wie es die Römer vor 1800 Jahren benutzt haben, um Germanien zu erobern. Studenten, Schüler und alle Freiwilligen können mitmachen, damit die „Fredericana Alexandrina Navis“ 2018, pünktlich zum 275-jährigen Jubiläum der Uni, vom Stapel gelassen werden kann.

„Das ist viel Arbeit und eine große Herausforderung – aber auch der Spaß ist garantiert“, verspricht Projektleiter und Geschichtsprofessor Boris Dreyer beim ersten Infoabend für mögliche Mitbauer. So viele sind gekommen, dass der ursprünglich für 30 Leute reservierte Raum nicht ausreicht und die rund 80 Gäste in den großen Hörsaal ausweichen. „Wir haben schon Anfragen aus ganz Deutschland bekommen“, sagt Dreyer. „Eine Interessentin will sich extra zwei Monate freinehmen.“ Mithelfen darf jeder, der Engagement mitbringt, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. „Bei mir muss auch jemand aufpassen, dass ich mir nicht auf den Daumen haue“, gibt Dreyer zu. „Aber wir freuen uns natürlich über jeden, der handwerkliches Geschick mitbringt, schließlich muss am Ende ein voll funktionsfähiges Boot herauskommen.“ Ein professioneller Bootsbauer leitet die Werft. Er lernt die Helfer an. „Deswegen macht es nur Sinn, wenn jemand häufiger und zuverlässig kommt.“

Die Werft wird in den nächsten Wochen in Erlangen auf dem Gelände der Sportwissenschaften neben dem Röthelheimbad entstehen. „Dort haben wir guten Zugang zu Strom und Sanitäranlagen“, begründet Dreyer die Entscheidung. Zuerst war das Walderlebniszentrum in Tennenlohe im Gespräch, doch dort ist der Boden zu uneben. Der Erlanger Hafen ist zu weit abgelegen. Das Boot wird in einem 18 Meter langen, sechs Meter breiten und vier Meter hohen, beheizbaren Zelt gebaut. Noch fehlt es aber an Geld und Sponsoren. Insgesamt sind rund 120 000 Euro nötig.

„Römische Geschichte hat mich schon immer interessiert“, sagt Joachim Gmehling. Der 56-Jährige hat sich ebenfalls in die Schlange der Interessenten eingereiht. Sonst hilft der Kardiologe bei den Nürnberger Altstadtfreunden beim Renovieren alter Gebäude. „Beim Boot könnte ich meine Erfahrung einbringen und trotzdem etwas ganz Neues ausprobieren – und das Rudern würde mich schon auch reizen.“

Die Bootsbauer haben sich im Verein „Erlebnis Geschichte und experimentelle Archäologie e.V.“ zusammengeschlossen: www.egea-ev.de

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