Rote Augen und fliegende Folien

21.9.2015, 08:00 Uhr
Rote Augen und fliegende Folien

Der eine Faden dieser Geschichte beginnt in der Silvesternacht, die Alina und Ribana zusammen mit Freunden gefeiert haben. „Da wurden ganz viele Fotos gemacht, und auf allen hatten wir rote Augen“, erzählt Alina, „da wollten wir wissen, warum.“

Die beiden Neuntklässlerinnen des Willstätter-Gymnasiums Nürnberg löcherten ihren Physiklehrer und surften im Internet. Und fanden heraus: „Normalerweise verhindert die Pupille, dass zu viel Licht ins Auge gelangt. Aber Blitzlicht ist so schnell, dass die Pupille nicht reagieren kann und das Licht bis zur Netzhaut durchkommt“, erklären Alina und Ribana, „und weil die Netzhaut stark durchblutet ist, wird rotes Licht von dort reflektiert. Das sieht man dann auf den Fotos.“

Der zweite Faden dieser Geschichte kommt aus dem Zimmer der Schulleitung am Willstätter-Gymnasium. Dort wurde nämlich beschlossen: Wir wollen eine „Forscherschule“ sein. Konkret bedeutet das: Für alle Jahrgangsstufen wird mindestens ein Wahlunterricht aus dem Mint-Bereich angeboten. Mint steht für Mathe, Ingenieurwesen, Naturwissenschaften, Technik.

Für Neuntklässler am Willstätter-Gymnasium steht dabei „Methodenunterricht“ auf dem Programm. Dabei sollen die Schüler lernen, sich „über einen längeren Zeitraum tiefer in ein selbst gewähltes naturwissenschaftliches Thema einzuarbeiten und die Ergebnisse vor unterschiedlichem Publikum zu präsentieren“, so lautet das Konzept.

An dieser Stelle werden die beiden Fäden zu einem gemeinsamen Strang. Denn was lag für Alina und Ribana näher, als aus der Sache mit den roten Augen eine wissenschaftliche Präsentation im „Methodenunterricht“ zu machen? Und dann fehlte nur noch ganz wenig zum nächsten Schritt: Wir machen mit bei „Jugend präsentiert“.

Rote Augen und fliegende Folien

© Fotos: Stefan Hippel

Das ist ein Wettbewerb, der in vier Stufen abläuft. „Als Erstes muss man ein maximal fünfminütiges Video von seiner Präsentation einreichen“, erläutert Alina. Die besten 200 bundesweit kommen dann in eine Qualifikationsrunde.

Einer von vier solchen regionalen Qualifikationswettbewerben fand ausgerechnet am Willstätter-Gymnasium statt. Dabei hatten die 50 ausgewählten Schüler(teams) aus ganz Bayern ihren Vortrag live zu halten.

Auch hier konnten Alina und Ribana mit ihrem Thema „Warum hat man auf Fotos manchmal rote Augen?“ die Jury überzeugen. Der Lohn: Die beiden gehören zu denjenigen 100 Teilnehmern, die zum großen Finale von „Jugend präsentiert“ am 27. September in Berlin eingeladen sind. Und nicht nur sie: Mit Ignaz Szlacheta hat sich noch ein dritter Schüler des Willstätter-Gymnasiums für das Finale qualifiziert.

Ignaz hatte in den ersten beiden Quali-Runden die Präsentation „Wie bringt man eine Rettungsdecke zum Fliegen?“ vorgelegt: Seine Antwort: „Man formt die Rettungsdecke zu einem Heißluftballon. Wenn man dann die Luft darin erhitzt, bekommt sie eine geringere Dichte als die Umgebungsluft, und das Ding steigt hoch.“

So sehr sich Ignaz jetzt aufs Finale freut, einen Haken hat die Sache doch. Mit seinem bisherigen Thema braucht dort keiner mehr aufzukreuzen. „Wir mussten uns alle ein neues Thema überlegen“, sagt Ignaz.

Er selbst hat das Thema „Fluoreszenz“ gewählt. Alina und Ribana werden sich mit Lasern beschäftigen. Und noch eine Schwierigkeit kommt hinzu: „Wir müssen unsere Präsentation zweimal auf verschiedene Weise halten“, erklärt Ignaz, „einmal rein digital und einmal auf herkömmliche Art mit Folien und so.“

Das Finale ist eine zweitägige Veranstaltung; in der Vorrunde am ersten Tag werden die sechs besten Präsentationen ausgewählt. Diese Sieger dürfen dann am Folgetag noch einmal vor Publikum um die ersten drei Plätze gegeneinander antreten. Im Finale werden Alina, Ribana und Ignaz dann auch zeigen können, was sie in der Präsentationsakademie in Heidelberg gelernt haben. Das mehrtätige Training dort war die Belohnung für die Finalteilnahme und fand kurz vor den Sommerferien statt.

„Das war toll, da haben wir viele Leute aus anderen Bundesländern kennengelernt“, berichten Alina und Ribana. Und Ignaz ist vor allem eines aufgefallen. „Da sind Leute dabei, die können echt gut präsentieren. Das Finale in Berlin wird ziemlich hart.“

www.jugend-praesentiert.info

Verwandte Themen


Keine Kommentare