Schüler aus Nürnberg erfinden Elektro-Auto ohne Akku

22.2.2019, 12:01 Uhr
Richard und Benjamin zeigen ihr Elektroauto ohne Akku.

© Kathrin Walther Richard und Benjamin zeigen ihr Elektroauto ohne Akku.

Straßenbahnen haben einen großen Vorteil: Sie brauchen keinen Treibstoff, der verbrannt wird und die Luft vergiftet. Sie haben aber auch einen großen Nachteil: Sie können nicht einfach mal schnell nach links oder rechts abbiegen. Denn sie sind oben mit Stromleitungen verbunden, damit sie fahren können.

Über den Vorteil und den Nachteil hat sich Richard Gedanken gemacht. Es müsste doch möglich sein, dachte er, Autos mit einer Stromquelle umweltfreundlicher zu bewegen, die trotzdem auch die Spur wechseln können. Die Lösung könnte ein Akku sein. Aber in Akkus steckt Lithium, und dieses Metall ist sehr schlecht für die Umwelt (mehr über Lithium liest du gleich hier unter diesem Artikel).

Weil man zu zweit besser denken kann, hat Richard seine Gedanken mit Benjamin geteilt. Die beiden sind 12 Jahre alt und gehen in die Klasse 6c des Willstätter Gymnasiums in Nürnberg. Und sie haben ganz lange im rumprobiert und gebastelt, bis es funktioniert hat: ihr Elektroauto, das ohne Akku fährt.

Auto fährt wie eine Straßenbahn

Uli Herwanger, das ist ein Lehrer der beiden, fand das Projekt richtig gut. Deshalb hat er gesagt, sie sollen ihr Auto doch beim Regionalwettbewerb "Schüler experimentieren" anmelden. Der Wettbewerb ist am 26. Februar in Erlangen.

Auch die Erwachsenen überlegen, wie Autos mit Strom fahren können. In Schweden, das ist ein Land im Norden von Europa, gibt es eine echte Teststraße. Sie ist zwei Kilometer lang und hat Stromschienen, auf denen Elektroautos fahren. Auch deutsche Politiker finden die Idee toll.

Aber du willst jetzt bestimmt endlich wissen, wie das Auto von Richard und Benjamin fährt, oder? Es fährt tatsächlich wie die Straßenbahn auf einer Art Schiene, genauer auf zwei Stromspuren. Benjamin sagt: "Zuerst haben wir Alufolie als Schiene verwendet. Aber die ist immer zerrissen." Deshalb haben sie auf eine Holzplatte eine zweispurige Modellstraße gebaut mit Schienen aus Edelmetall. Das Edelmetall leitet den Strom und rostet nicht.

So funktioniert das Auto ohne Akku

Ihr Auto ist ein altes ferngesteuertes Spielzeugauto, aus dem sie den Akku entfernt haben. Das Kabel, an dem der Akku hing, haben sie mit Stromabnehmern für die Schiene verbunden. Also die Kabel, die bei der Straßenbahn mit der Oberleitung verbunden sind, die sind auf der Unterseite des Spielzeugautos. Und ein Kupferdraht ist die Verbindung zwischen diesen Kabeln und der Schiene. Durch ihn ist der Stromkreislauf geschlossen und der Strom kann fließen. Jetzt konnte das Spielzeugauto auf gerader Strecke fahren.

Aber eben nicht um die Kurve. Was ist, wenn das Auto überholen muss? Wenn es abbiegen will? Oder wendet? Sobald das Auto die Schienenspuren verlässt, ist auch die Stromverbindung unterbrochen. Und diese Lücke soll nicht mit Hilfe eines Akkus überbrückt werden, sondern mit Hilfe eines so genannten Kondensators. Das ist ein Bauelement, mit dem elektrische Energie gespeichert werden kann.

Richard und Benjamin haben das Spielzeugauto also noch mal umgerüstet und drei von diesen Bauelementen am hinteren Teil des Fahrzeugs befestigt. Und tatsächlich: Es klappt! Das Auto fährt geradeaus und es kann auch die Spur wechseln.

Und nach dem Wettbewerb? Werden Richard und Benjamin auf jeden Fall weitermachen an ihrem Projekt. Die Jungs arbeiten schon an einem Kreisverkehr und Kurven. Und vielleicht ist ihr Projekt auch die Antwort auf das Problem mit Geisterfahrern. "Es gibt ja noch so viel zu tun!", sagt Richard.

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