Schüler werden beim "Storym@iling" zu Autoren

17.5.2016, 12:13 Uhr
Schüler werden beim

© Stefanie Goebel

Am Anfang jeder Geschichte steht eine Idee: Worum soll es gehen? Wer handelt und spricht? Und wo soll die Handlung passieren? "Wir haben uns für die Sophienquelle im Nürnberger Land entschieden", sagt Israsu (9). Denn die kennen alle Kinder, und die Quelle ist alt, verwittert und wirkt sehr geheimnisvoll. Ein guter Ort für die Fantasie-Erzählung der Viertklässler, in der es um die zwei Waisenkinder Leon und Nora geht.

"Die beiden klauen immer Geld aus der Quelle. Als Nora den Stöpsel des obersten Wasserbeckens zieht, wird sie mit dem Wasser in eine Höhle gesaugt. Dort wohnt ein Wassergeist, der durch einen Bann dort gefangen ist", erzählt Lukas (10). "Leon macht sich auf die Suche nach Nora."

Meistens schreiben mehrere Schüler in einer Gruppe. Sobald ein Kapitel fertig ist, wird der Text an Ursula Muhr gemailt, die sich dann an die Fortsetzung macht. Die Schriftstellerin aus Altdorf kennt die Schüler bereits aus der 2. Klasse, weil sie da schon einmal mit ihnen eine Geschichte verfasst hat. "Das ist ein Vorteil", sagt Mike (10). "Denn wir wissen, wie man eine gute Geschichte hinbekommt."

Wenn ein Teil fertig ist, wird erst mal Kritik geübt: Auch die Kinder dürfen dem Profi schreiben, was ihnen gefällt und was nicht. Lehrer Stefan Richter sucht dafür immer zwei aus. Auch Ursula Muhr gibt zu, dass sie teils ellenlange Meckermails an die Schüler schickt.

"Beim ersten Durchlesen fallen uns die kritisierten Sachen gar nicht auf, dann plötzlich schon. Wir schauen dann, welche Verbesserungsvorschläge wir umsetzen", sagt Till (9). Sein Lehrer ergänzt: "Die Kinder denken dann über einzelne Stellen nach: Welches Verb passt besser oder brauchen wir noch ein Adjektiv?"

Dabei lernen die Schüler auch viel für die eigenen Deutschaufsätze. "So ein bisschen Rechtschreibung und überhaupt das Texteverfassen. Das bringt was für die Schule", sagt Jannik (9).

Dabei bekommen alle Beteiligten immer wieder Schweißausbrüche, wenn sie wieder eine Fortsetzung zugemailt bekommen. "Als Frau Muhr eine neue Schrift eingebaut hat, haben wir gedacht: Häh? Was heißt denn das?", erinnert sich eine Schülerin.

In der Geschichte findet Leon heraus, was im Jahr 1848 passierte: Ein Junge wurde zu dem Wassergeist. Da man damals eine andere Schrift verwendete, baute Ursula Muhr diese Sütterlinschrift ein. "Meine Oma konnte die lesen, so wussten wir, was der Geist spricht", sagt Annemarie (11).

Wie die Geschichte ausgeht? Das wissen die Kinder nicht, auch die Schriftstellerin weiß es nicht – je nachdem was einem der beiden E-Mail-Partner wieder einfällt. „Ich wünsche mir ein Mischmasch-Ende“, sagt Anna (10), "dann können wir noch einen zweiten Teil schreiben." Bis dahin dauert es aber noch etwas, denn jetzt sind die Schüler dabei, den ersten Teil abzuschließen.

"Storym@iling“ ist eine Idee der Altdorfer Schriftstellerin Ursula Muhr, die schon mehrere Kinderbücher geschrieben hat. Erst vor kurzem hat sie ihr neues Buch "Stellas Reise" veröffentlicht, in dem es um eine Reise des Mädchens Stella in die Nazivergangenheit geht. Mit "Storym@iling" war Ursula Muhr schon in mehreren Grundschulklassen. Ermöglicht hat dies das Projekt "Ich und die Welt" des Vereins "Stadtkultur – Netzwerk bayerischer Städte".

Mehr Infos dazu gibt es unter www.stadtkultur-bayern.de

Mehrbzu "Storym@iling" unter www.ursula-muhr.de

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