Schwertkampf und Feuer machen

6.7.2015, 10:00 Uhr
Schwertkampf und Feuer machen

© Fotos: Kristina Banasch

Wo sonst Betriebswirtschaft unterrichtet wird, wachsen Kräuter aus dem Boden: Salbei, Oregano, Rosmarin. Statt Schulmöbeln steht ein langer Holztisch samt Bänken mitten im Klassenzimmer, gedeckt mit Tonkrügen, Zinnbechern und Holztellern. Isabel, Lorenz und ihre Mitschüler aus der 7b probieren selbst gemachte Schüttelbutter aus kräftig und minutenlang geschüttelter Sahne auf Holzofenbrot. Aha, so schmeckt also das Mittelalter.

„Speis und Trank“ heißt eine der fünf Stationen, die die Lehrer im Mittelalter-Parcours aufgebaut haben. Hier lernen die Jugendlichen typische Kräuter und Gewürze der mittelalterlichen Küche kennen und erfahren von Lehrerin Ciler Celdik zum Beispiel, dass eine kleine Dose Pfeffer damals so wertvoll war wie eine ganze Kuh. Denn: Musste eine Ware aus weit entfernten Ländern beschafft werden, wurden an vielen Grenzen Zölle fällig. Ein langer Handelsweg machte eine Sache also schnell unglaublich teuer.

Lehrer Jochen Blondke, der sonst in Herzogenaurach unterrichtet, ist einer der drei Erfinder des Mittelaltertages „Mittelalter macht Schule“. Von ihm lernen die Schüler an diesem Vormittag, wie man mit einem scharfkantigen, harten Stein und einem Werkzeugstück aus Stahl ein Feuer entfachen kann. Schlägt man den Stahl an der Kante des Steins entlang, werden Eisenspäne abgesplittert. Die bekommen durch den Schlag so viel Energie mit, dass Funken fliegen. „Mit den Funken alleine kriege ich aber noch lange kein Feuer“, erklärt Lehrer Blondke und zeigt, was es mit dem Sprichwort „Das brennt wie Zunder“ auf sich hat.

Schwertkampf und Feuer machen

© Fotos: Kristina Banasch

Zunder ist ein leicht brennbares Material, zum Beispiel die watteähnlichen Fasern von Schilf-Samen. Um ein echtes Feuer zu zünden, bringt Blondke mit Funken erst den Zunder zum Glimmen, den er in ein Nest aus Hobelspähnen gelegt hat. Glüht das Nest, kann es dünne Holzstücke entzünden, die wiederum einen bleistift-dicken Stock zum Brennen bringen.

„Feuer zündet nur, was maximal doppelt so dick ist wie das, was schon brennt“, erklärt Lehrer Blondke. Außerdem erfahren die Schüler, dass Energiesparen auch im Mittelalter schon ein Thema war. Das Feuer unter einem Topf sollte nur so groß sein wie der Topf – andernfalls wurde unnötig Energie, sprich Holz, verschwendet. Das musste dann erst wieder mühsam im Wald geschlagen werden.

Schwertkampf und Feuer machen

In der „Waffenkammer“ einige Türen weiter lernt eine andere 7. Klasse, dass Werkzeuge zum Holzmachen auch als Waffen dienten: Rief der Landesherr zum Krieg, mussten ihm nämlich auch einfache Leute wie Bauern oder Handwerker folgen. Um nicht unbewaffnet zu sein, nahmen sie mit, was sie hatten: Äxte, Schlachterbeile oder Langmesser.

In der „Kleiderkammer“ verwandelt Lehrerin Stefanie Hederer die Schüler währenddessen in mittelalterliche Bürger: Über Shorts und T-Shirts ziehen die Mädchen Leinenkleider und die Jungs weite Beinlinge zum Hinschnüren, Sneakers und Flipflops werden durch genähte Lederstiefel und geschnitzte Holzclogs ersetzt. So fühlt sich das Mittelalter also an . . .

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