Spiritualized: Sweet Heart Sweet Light

31.3.2012, 06:30 Uhr
Spiritualized: Sweet Heart Sweet Light

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Wie er das hypnotische und psychotische Dröhnen einer Space-Rock-Band mit bombastischen Gospel-Chören, verletzlichen Texten und religiösem Pathos mischt, wie er zarte Sound-Pflänzchen auf knallharten Lärm treffen lässt, das macht ihm so leicht keiner nach.

Mit „Sweet Heart Sweet Light“ (Domino Records / Goodtogo) hat er nun ein neues Meisterwerk – auch wenn das im Oktober 2011 noch nicht jedem sofort klar war, als er das Album erstmals in der Londoner Royal Albert Hall mit mehr als 50 Musikern auf der Bühne präsentierte. Einfach macht es einem Jason Pierce schließlich nicht immer. Nicht nur, dass niemand vorher auch nur einen Song des neuen Werkes gehört hatte, auch ist die Band bekannt für ihren Wall of Sound, für die sperrigen Parts, in denen es minutenlang nur quietscht, kracht und fiept. Poppiger seien die Songs geworden, hatte Pierce zuvor angekündigt – nur dass Pop im Spiritualized-Universum eben nicht dreiminütigem Wohlklang entsprechen.

Und so startet „Sweet Heart Sweet Light“ denn auch mit dem neun Minuten langen Epos „Hey Jane“, einem rotzigen 60er-Jahre-Stomper, der so richtig knallt, im Mittelteil aber komplett ausfranst und dekonstruiert wird – bis kaum mehr etwas von dem Song übrig ist. Dann erfolgt der langsame, hypnotische Neustart, der in hymnischen Gospel-Gesängen gipfelt. Spiritualized nehmen den Hörer mit auf eine wilde Reise durch die Welt des Sound.

Ganz anders in „Little Girl“, „Too Late“ und „Mary“, die – prachtvoll unterstützt von Streichern und einem Chor – zu den einfühlsamsten, zartesten und berührendsten Songs zählen dürften, die je geschrieben wurden. Um die Rührseligkeit perfekt zu machen, singt Jason Pierce in „So Long You Pretty Thing“ auch noch zusammen mit seiner elfjährigen Tochter Poppy (die im vergangenen Jahr auch als Brautjungfer von Kate Moss von sich reden machte). Höhepunkt ist aber „Freedom“, dass so zerbrechlich beginnt und sich dann zu einem wundervoll tröstenden Refrain aufschwingt. Ganz großes Kino.

Unsere Bewertung 10 von 10 Schallplatten!

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