Superheldinnen aus Afrika

2.2.2018, 08:39 Uhr
Superheldinnen aus Afrika

© Foto: Handout/Whiz Kids Workshop/dpa

Fikir spürt ein Stechen im Herzen. Irgendwo in der Nähe braucht ein Mädchen dringend Hilfe, das weiß sie. In Windeseile verwandeln sich Fikir und ihre zwei Freundinnen in Superheldinnen. Die Äthiopierinnen tragen traditionelle weiße Kleider, bunte Umhänge und - wie es sich für Superhelden gehört - Masken. Hand in Hand fliegen sie durch die Luft, um die zwölfjährige Hanna vor ihrem bitteren Schicksal zu bewahren: der Kinderheirat.

So geht eine Folge von "Tibeb Girls" – einer Zeichentrickserie, in der junge, afrikanische Mädchen zu Superheldinnen werden. Sie leben in einem Dorf in Äthiopien und kämpfen gegen die Benachteiligung und Misshandlung von Mädchen.

"Es ist nicht fair, dass die Hälfte der Bevölkerung anders behandelt wird", sagt Bruktawit Tigabu. "Und das müssen Kinder lernen." Sie hat die drei "Tibeb Girls" erfunden: Die Superheldin Fikir – Amharisch für "Liebe" – kann spüren, wenn Mädchen ihre Hilfe brauchen. Tigist ("Geduld") ist außergewöhnlich schlau. Und Fitih ("Gerechtigkeit") hat übermenschliche Kräfte. Nur zusammen können sie die Probleme der Mädchen lösen.

Und Lösungen sind dringend nötig. In dem ostafrikanischen Land mit mehr als 100 Millionen Einwohnern sind Mädchen und Frauen stark benachteiligt. Viele gehen, wenn überhaupt, nur wenige Jahre in die Schule. Ihre Familien können sich die Schulkosten nicht leisten; die Töchter müssen dann zu Hause oder auf dem Feld mitarbeiten.

Ein großes Problem ist auch die Kinderheirat. Experten zufolge heiraten fast zwei Drittel der Frauen vor ihrem 18. Lebensjahr.

Erfinderin Bruktawi Tigabu war Grundschullehrerin – und hat genug solcher Schicksale erlebt. Mit "Tibeb Girls" will sie die Einstellung der Gesellschaft gegenüber Mädchen verändern. „Mädchen wird immer gesagt: Du kannst dies nicht, du kannst das nicht – diese Botschaft müssen wir neu downloaden, für Mädchen und für Jungs.“

Die erste Episode wurde bereits produziert, das Geld für die erste Staffel steht bereit. Nun sucht Tigabu einen TV-Sender, der sie ausstrahlt. Da viele äthiopische Kinder keinen Fernseher haben, haben Tigabu und ihr Team auch ein Comic-Buch der "Tibeb Girls“ produziert und planen zudem eine Radiosendung.

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