Tausche Schäufele gegen Nordlicht

21.4.2012, 10:13 Uhr
Tausche Schäufele gegen Nordlicht

© Schmidt, Montage: Hava

„Ramona, eine Postkarte aus Finnland für dich!“ Sätze wie dieser fallen bei uns zu Hause oft. Denn ich bin leidenschaftliche Postcrosserin – und sammle Postkarten wie andere Mädchen Ohrringe oder Nagellacke.

Postcrossing ist eine Online-Plattform, mit deren Hilfe Verrückte wie ich ihrer Leidenschaft nachgehen können. Sie wurde 2005 von einem Portugiesen gegründet. Das Prinzip ist einfach: Für jede Postkarte, die ich an einen Postcrosser schicke, bekomme ich eine Karte von einem anderen Nutzer irgendwo auf der Welt. Registriert werden die Karten mittels Nummern, jede Karte bekommt eine spezielle Ziffernfolge zugewiesen. Dadurch merkt man auch leicht, wenn mal eine auf dem Postweg verschwunden ist, denn nach vier Wochen sollte jede Karte angekommen sein.

Es gibt momentan – und ich meine wirklich den Moment, in dem ich diesen Text schreibe – etwas über 300000 Postcrosser weltweit, die aus 203 verschiedenen Ländern kommen. Die Mitgliederzahl wächst aber ständig. Ende Januar 2012 wurde die magische Zehn-Millionen-Marke geknackt: Seit dem Start von Postcrossing wurden mehr als zehn Millionen Postkarten verschickt!

Weltweit auf Platz 3

In Deutschland gibt es derzeit mehr als 18000 Postcrosser, davon kommen 2000 aus Bayern. Was die Anzahl verschickter Karten angeht, liegen wir weltweit auf dem dritten Platz . Und ich trage meinen Teil dazu bei.

Natürlich weiß ich, dass Postkarten in der heutigen Zeit total „out“ und „uncool“ für die meisten Leute meiner Generation sind. Kommentare wie „Was, du sammelst Altpapier?!“ höre ich oft, aber darüber höre ich gelassen hinweg. Mein Hobby hat den unschlagbaren Vorteil, dass es günstig ist – wenn man von den Porto-Preisen der Deutschen Post einmal absieht.

Postcrossing hat außerdem den angenehmen Nebeneffekt, dass man dabei etwas lernt: Ich weiß nun, was Aurora Borealis ist (Nordlichter), kann mühelos zehn Städte in Finnland aufzählen und kenne mittlerweile so gut wie alle Flaggen der amerikanischen Bundesstaaten.

Jeder Postcrosser kann in seinem Profil angeben, welche Art von Karte(n) er oder sie am liebsten bekommen möchte. Und dabei sind mir schon die seltsamsten Wünsche untergekommen: Von Karten mit Kochrezepten über selbst gestaltete Exemplare bis hin zu Karten mit der Flagge oder kulinarischen Genüssen aus der Region des Absenders. Findet mal eine Karte mit Schäufele drauf!

Ich mache es den Sendern aber auch nicht einfach: Auf meiner Wunschliste stehen Karten mit Unesco-Weltkulturerbestätten, Elchen und Kaffee-Bildern an erster Stelle.

Jedem seine Anti-Karte

Die meisten Postcrosser geben sich große Mühe, schöne Postkarten zu finden, aber natürlich gibt es auch schwarze Schafe, die einfach irgendwas schicken. Meine absoluten Anti-Karten sind Kunst-Karten: Damit kann ich einfach gar nichts anfangen.

Aber nicht nur meine Postcrossing-Karten faszinieren mich, sondern auch die ganzen Postkarten, die ihr bei Gewinnspielen an die Jugend-Redaktion schickt. Ich könnte Stunden damit verbringen, mich durch den Stapel an verrückten, mühevoll selbstgebastelteten, mit Hinterwitz ausgewählten oder einfach nur grottenhässlichen Karten zu wühlen!

Für mich ist es immer am schönsten, wenn ich dank Postcrossing Karten aus weit entfernten Ländern bekomme, mit denen ich gar nicht gerechnet hätte. Costa Rica ist so ein Land. Oder Thailand. Oder Du-

bai. Die schönsten meiner Karten benutze ich als Deko, der Rest wird sorgsam in einem Schuhkarten aufbewahrt.

Als besonderes Schmankerl kann man seinen Geburtstag auch im Profil angeben und dadurch im entsprechenden Zeitraum viele Geburtstagskarten und Glückwünsche aus sämtlichen Ländern der Welt bekommen. Wer kann sonst schon von sich behaupten, dass ihm Menschen aus Estland, Australien und Japan zum Geburtstag gratuliert haben?

www.postcrossing.com

Die Autorin ist 21 Jahre alt, Studentin und arbeitet in ihrer Freizeit in der Jugendredaktion mit. Habt ihr auch Lust, auf der Jugendseite zu schreiben? Gerne könnt ihr uns einfach anrufen oder eine Mail mit eurem Mitmach-Wunsch schicken.

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