Teures Wasser aus der Flasche

18.3.2015, 10:07 Uhr
Teures Wasser aus der Flasche

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Zwei Drittel der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Genug, um alle Menschen ausreichend damit zu versorgen – sollte man meinen. Aber nur etwa 2,5 bis 3 Prozent des Wasservorkommens sind Süßwasser – und davon wiederum ist das meiste gefroren. Der spärliche Rest (etwa 0,5 Prozent) würde eigentlich für alle reichen.

Wenn das Wasser nicht sehr ungleich verteilt wäre. Und wenn es nicht Menschen gäbe, die im Wasser das große Geschäft sehen. 2010 erklärte die UN-Vollversammlung den freien Zugang zu sauberem Wasser zu einem Grundrecht. Aber was für uns alltäglich ist, vermissen 800 Millionen Menschen immer noch. Laut Angaben des Kinderhilfswerks Unicef sterben täglich 1400 Kinder an den Folgen verschmutzten Wassers.

Virtuelles Wasser

In Deutschland ist ein Leben ohne fließendes Wasser nicht vorstellbar: Wasserhahn auf und fertig. Etwa 120 Liter pro Tag lässt jeder Deutsche durch den Wasserhahn laufen. In Wirklichkeit verbraucht jeder von uns viel mehr. Für die Herstellung einer Tasse Kaffee etwa werden 140 Liter Wasser benötigt. Für eine Jeans sogar 8000 Liter. Diese Mengen an Wasser, die man nicht sieht, weil sie bei der Produktion aufgewendet werden, nennt man „virtuelles Wasser“.

Am gesamten Wasserverbrauch hat die Landwirtschaft einen Anteil von 80 Prozent. Insgesamt verbrauchen wir heute weltweit zehnmal soviel Wasser wie noch vor 100 Jahren, obwohl sich die Weltbevölkerung „nur“ vervierfacht hat. Wir verbrauchen Wasser schlichtweg deshalb, weil wir es können. Für uns ist es so normal, dass Wasser immer vorhanden ist, dass wir uns keine weiteren Gedanken darüber machen.

Wasser – ein gutes Geschäft

Wasser wird zu Geld gemacht. Im Jahr werden 90 Milliarden Liter Wasser in Plastikflaschen abgefüllt und mit riesigem Gewinn verkauft: 1,50 Euro kosten 1,5 Liter Flaschenwasser im Durchschnitt. Für etwa den gleichen Preis bekommt man 1000 Liter Leitungswasser.

Kein anderes Lebensmittel wird in Deutschland so akribisch kontrolliert wie Leitungswasser. Für Flaschenwasser gibt es nicht so strenge Prüfauflagen. Die Wasserkonzerne sollen Stichproben durchführen. Aber wer würde schon sein eigenes Produkt schlecht testen?

Was zählt, sind die besten Strategien, um das Wasser in hippen Flaschen möglichst gut verkaufen können. Bei gefühlten 500 verschiedenen Sorten im Getränkemarkt ist für jeden das Optimale dabei – sagt die Werbung. Wir als Kunden haben von Flaschenwasser keinerlei Nutzen, denn selbst stark mineralstoffreiche Flaschenwasser decken den Tagesbedarf eines Menschen nicht. Flaschenwasser hat noch dazu meistens einen langen Transportweg hinter sich und verursacht Plastikmüll.

Großkonzerne haben die Vermarktung von Wasser optimiert. Sie sichern sich die Rechte am Wasser in kleinen Gemeinden und pumpen systematisch aus dem Wasservorkommen der Gegend ab. Trockene Böden und ein abgesunkener Grundwasserspiegel sind oft die Folge.

Mittlerweile werden Konflikte oder sogar Kriege ums Wasser befürchtet – denn jeder braucht es, aber kaum jemand geht entsprechend sorgsam damit um. Im Südwesten der USA herrscht Wasserknappheit, weil aus den spärlichen Grundwasserreservoirs und Stauseen zu viel entnommen wird. Der Aralsee in Zentralasien hat gerade noch ein Viertel seiner einstigen Wasserfläche, Trinkwasserknappheit ist die größte Sorge der Bewohner seiner Ufer. Unser wertvollstes Gut: Es ist weltweit in Gefahr!

Höher, besser, weiter. Mehr Leistung, mehr Wachstum. Diese Ziele bestimmen unser Leben. Das Problem: Unsere Erde wächst nicht mit. Schon jetzt haben wir einen Verbrauch an Ressourcen, für den wir eigentlich 1,5 Erden bräuchten – in 15 Jahren sogar schon zwei. Um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, müssten wir unseren Verbrauch drastisch reduzieren. Jeder von uns müsste seinen Lebensstandard runterfahren. Wollen wir das?

Die Wirtschaft soll in Schwung bleiben, besser noch weiter wachsen. Die Umwelt hat das Nachsehen. Stimmt es eigentlich, dass die Firmen absichtlich Sollbruchstellen in Flachbildfernseher oder Waschmaschinen einbauen, damit die Geräte nicht so lange halten und nach einigen Jahren ein neues her muss? Warum müssen in Bangladesh Kinder für unsere Jeans und Shirts schuften? Macht ein Smartphone noch Freude, wenn wir genau wüssten, unter welch elenden Bedingungen Arbeiter in China es zusammenschrauben?

In unserer neuen Serie „Total global“ nehmen Jugendliche Probleme, Missstände und Ungerechtigkeiten unter die Lupe, die das Leben vieler Menschen schon jetzt stark beeinflussen – und die auch unser Leben aus dem Gleichgewicht bringen werden, wenn sich nichts ändert.

Teil 1 der Serie: Das Geschäft mit dem Wasser.

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