Verliebt ins Dienstmädchen

13.7.2015, 21:00 Uhr
Verliebt ins Dienstmädchen

© Stefan Hippel

Ballmusik tönt aus dem pompösen Saal in der Villa von Familie Auburn. Auf der Tanzfläche amüsiert sich die feine Gesellschaft in festlichen Roben. Vater und Mutter Auburn begrüßen die Gäste. Ein Bediensteter reicht Getränke auf einem Silbertablett. Plötzlich geht die Tür des Ballsaales auf und herein tritt der junge Adelige William Auburn. Alle Augen sind auf ihn gerichtet, als er durch die Menge auf seine Verlobte Vera zugeht und sie zum Tanz bittet.

Das ist eine Szene des Musical-Films „Der Advokat und das Mädchen“, den Schüler, Lehrer und Eltern des Dietrich-Bonhoeffer Gymnasiums inszenieren. Das Drehbuch zum Film hat Deutschlehrerin Felizitas Handschuch verfasst, es basiert auf dem erfolgreich veröffentlichten Roman ihrer ehemaligen Schülerin Tabea Halbmeyer, jetzt Gröhn.

Die Geschichte erzählt von der jungen Mary-Ann Barnes, deren Vater des Mordes angeklagt und nach Australien verschifft wird. Ein Schicksalsschlag: Mary-Ann verarmt und wird von der Gesellschaft ausgestoßen. Dennoch glaubt sie fest an die Unschuld ihres Vaters. Eines Tages wird sie von dem jungen Adeligen William Auburn auf der Straße entdeckt, der sie als Dienstmädchen einstellt. Der junge Anwalt William hilft Mary-Ann, den Fall ihres Vaters aufzugreifen, um seine Unschuld zu beweisen.

„So eine schöne Herz-Schmerz-Aschenputtel-Geschichte passt einfach gut zu einem Musical“, sagt Lehrerin Felizitas Handschuch. An elf Tagen hat das Filmteam unter anderem im Staatlichen Bauamt und dem Handwerkerhof in Nürnberg gedreht. Sogar der Garten der Lehrerin wurde für eine romantische Liebesszene zum Film-Set.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es so groß und professionell wird“, erzählt Lisa. Die Neuntklässlerin spielt eines der Dienstmädchen. Damit alles so professionell wird, steckt viel Organisation und Arbeit dahinter. „Wir organisieren alles selber“, erzählt Felizitas Handschuch. Schüler sind dabei nicht nur als Schauspieler, Kameraleute und Techniker im Einsatz. Der ehemalige Schüler Johannes Hirschmann steuerte die Musik für den Film bei, und auch in der auftretenden Band NonFiltrata stehen frühere Schüler an den Instrumenten.

Schränke geplündert

Die Requisiten und Klamotten für den Dreh stammen aus dem Theaterfundus und aus den Kleiderschränken der Crew. Auch manche Eltern werden für die Dreharbeiten eingespannt. So hat zum Beispiel ein Vater zusammen mit seiner Tochter Kamera und Schnitt übernommen.

Für viele der jungen Darsteller ist es der erste Filmdreh. Da es ein Musicalfilm ist, war nicht nur schauspielerisches Können von den Schüler gefordert, sondern sie konnten sich auch im Gesang beweisen. „Ich nehme seit einiger Zeit Gesangs- und Stimmunterricht“, erzählt Marcel (18), der den jungen Advokaten William spielt, „aber die Lieder werden glücklicherweise noch einmal im Studio aufgenommen und nachsynchronisiert.“

Mitschülerin Sarah freut sich, endlich einmal ein Solo singen zu können. „Ich singe schon sehr lange im Chor“, sagt die 16 Jährige, „aber auch das Schauspielern ist ein Traum von mir, deshalb ging ich zum Casting für den Film.“ Dort überzeugte sie und konnte die Hauptrolle des Dienstmädchens Mary-Ann ergattern. Marcel musste nicht so viel Überzeugungsarbeit leisten: „Ich war der einzige Junge, der zum Casting kam“, räumt der Abiturient ein.

Kurz vor der großen Ballszene herrscht hektisches Treiben. Die richtigen Klamotten müssen gefunden, Kamera, Band und Statisten auf Position gebracht werden. Dann heißt es: „Ruhe, bitte – und action!“ 30 Darsteller — Schüler, ehemalige Schüler, Lehrer und Eltern – wirbeln mit festlichen Kleidern durch den Saal des Staatlichen Bauamts, unterhalten sich angeregt. Nach einer Stunde ist die Szene im Kasten.

Aber nicht nur für die Darsteller und Crew-Mitglieder ist so ein Dreh aufregend. Auch Buch-Autorin Tabea Gröhn findet es „noch cooler als gedacht, wenn das eigene Buch verfilmt wird.“ Elf Drehtage und mehrere Aufnahmen im Tonstudio haben die Schüler jetzt hinter sich. Entstanden ist ein 45-minütiger Kurzfilm, in dem viel Herzblut und vor allem ganz viel Spaß stecken.

Zur öffentlichen Premiere in der Aula des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Oberasbach können Karten im Vorverkauf für drei Euro und an der Abendkasse für fünf Euro gekauft werden. Tel. 09 11 / 69 98 20.

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