Versuchslabor Garten

7.10.2015, 08:00 Uhr
Versuchslabor Garten

© Foto: Walter Welß

Koch auf Mallorca und Drucker waren nicht die richtigen Berufe für die Azubis des Botanischen Gartens der Universität Erlangen-Nürnberg. Zum Gärtner-Beruf fand Marco, indem er spontan auf der beliebten Ferieninsel eine Gärtnerei besuchte. Daniel hatte schon immer eine Vorliebe für Pflanzen, jetzt kann er seine Leidenschaft zum Beruf machen. Die Azubis arbeiten nicht nur im Botanischen Garten mit Pflanzen, sondern auch zu Hause. „Die Pflanzen, die nicht mehr in die Wohnung passen, kommen zu den Eltern“, sagt Daniel und schmunzelt. „Der Vorgarten der Eltern wird sozusagen zum Versuchslabor“, ergänzt Marco.

Für die Ausbildung am Botanischen Garten haben sie sich entschieden, weil sie nicht den ganzen Tag im Gewächshaus stehen und Pflanzen heranziehen wollten. Auch Frank Böse, Leiter des Lehrgangs, weiß: „Eine Ausbildung im Botanischen Garten geht weit über die normale Lehre zum Zierpflanzengärtner hinaus.“

Das hat Marco und Daniel auch einen Vorteil für den Landesentscheid des Berufswettbewerbs für Junggärtner in Augsburg verschafft, wo sie sich gegen 16 andere Teams durchgesetzt haben. Die zwei Junggärtner wurden durch Lena Pölloth von der Staudengärtnerei Ehrhardt in Weisendorf unterstützt.

Hölzer erkennen

Das Team bekam am Morgen des Wettbewerbs einen Laufzettel mit Stationen und hatte diesen im Laufe des Tages abzuarbeiten. Die zu lösenden Aufgaben waren zum Beispiel Hölzer am Geruch und Fruchtsäfte am Geschmack erkennen oder einen Schmuck aus Blumen basteln. „Ich hatte beim Fruchtsäfte-Erkennen den richtigen Riecher, weil ich vorher als Koch gearbeitet habe“, erzählt Marco. Bei den kreativen Aufgaben wiederum war Daniel ziemlich gut. „So haben wir uns super ergänzt.“

Im Bundesentscheid auf der Bundesgartenschau Havelregion konnte sich das bayerische Team den dritten Platz sichern.

Die Teilnehmer konnten ihr Wissen und Geschick an 16 verschiedenen Stationen unter Beweis stellen. Die Aufgaben an den Stationen waren fachspartenübergreifend aufgebaut.

Fachsparten sind im Gärtnerberuf zum Beispiel Obst, Zierpflanzen, Landschaftsgartenbau und so weiter. Die Junggärtner wussten grob, was sie erwartet im Wettbewerb und haben sich deshalb vorbereitet. „Wir haben das Pflastern in Erlangen geübt, und es war für uns eine der schwierigsten Aufgaben“, erklärt Daniel. Den einmal ein Meter großen Lageplan der Bundesgartenschau pflasterte die Gruppe dann aber mühelos in einer halben Stunde. „Die Praxis war super, nur die Theorie nicht!“, sagt Marco und lacht.

Im Theorieteil sollten die Teams beispielsweise Bäume an ihrer Rinde erkennen. In der Vorbereitungsbroschüre konnten sich die Teilnehmer zu einer weiteren Aufgabe, dem Werbespot, schon Gedanken machen.

Die Kampagne: „Denk an mich. Dein Rücken.“ diente dabei als Vorlage. In 30 Sekunden machte das bayerische Team aufmerksam auf die Internetseite der Kampagne. In der Gärtnerei Rückenschreck gab Dr. Marco Mackh seinem Patienten Daniel Tipps, wie er seinen Rücken schonen kann.

Der Berufswettbewerb findet nur alle zwei Jahre statt und unterteilt sich in Gruppe A und B. A bestimmt dabei das erste und zweite Ausbildungsjahr, B das dritte. Marco und Daniel waren Gruppe A zugeordnet. Sie sind beide im zweiten beziehungsweise ersten Ausbildungsjahr, da sie die Ziergärtnerausbildung in nur zwei Jahren absolvieren.

„Ich liebe Vermehren“

Den meisten Spaß am Gärtnern hat Marco beim Vermehren. Normalerweise werden für eine vegetative Vermehrung Samen benutzt, aber auch abgeschnittene Spitzen lassen sich in feuchter Erde anwurzeln.

„Ich liebe Vermehren. Wenn ich eine Pflanze sehe, denke ich oft, die brauche ich auch“, betont Marco. Auch Daniel kann sich für Stecklinge begeistern. „Das ist der Ursprung der Pflanze, und ich bin jedes Mal begeistert, wenn etwas aufgeht.“ Ihre Lieblingspflanzen sind Salbei und Bananenstaude. Diese durften die beiden auch beim Wettbewerb angeben. „Ich mag Salbei, denn er ist echt gesund“, erzählt Marco. „Meine Bananenpflanze daheim ist schon fast zwei Meter groß“, sagt Daniel stolz.

Das Geheimrezept für gutes Wachstum einer Pflanze liegt für die beiden Junggärtner im liebevollen Umgang. Marco findet: „Ich glaube aber auch daran, dass man mit den Pflanzen sprechen sollte.“

Wenn ihr jetzt auch Lust bekommen habt zu gärtnern und noch auf Ausbildungsplatzsuche seid, dann könnt ihr euch noch bis einschließlich 10. Oktober beim Botanischen Garten für eine Ausbildung als Zierpflanzengärtner bewerben.

Verwandte Themen


Keine Kommentare