Viele Freunde, viele Verrückte

6.6.2015, 10:00 Uhr
Viele Freunde, viele Verrückte

© Alexander Pfefferle

Der Alles-Liker: Kaum hat jemand ein Foto ins soziale Netzwerk gepostet, hat er schon seinen Daumen gehoben: Dem Alles-Liker gefällt einfach alles, was seine virtuellen Freunde bei Facebook verbreiten. Manchmal kann das auch komische Blüten treiben: Etwa wenn traurige Nachrichten geliked werden. Viele rechtfertigen sich dann, dass das nicht heißt, dass ihnen wirklich etwas gefällt. Sie wollen nur darauf aufmerksam machen, damit andere es auch sehen.

Viele Freunde, viele Verrückte

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Der Troll: Er hat zu allem und jedem eine Meinung, die er natürlich sofort kundgeben muss. Er ist vor allem in den Kommentarspalten großer Medien wiederzufinden, in denen er das Weltgeschehen bewertet. Besonders gewiefte Trolle zeichnen sich durch das bewusste Verbreiten von Falschinformationen aus, die dann in ihrem Freundeskreis für Empörung sorgen. So testet der Troll seine Mitmenschen auf ihren gesunden Menschenverstand.

Viele Freunde, viele Verrückte

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Der Tagger: Am Freitagabend ist im angesagten Club in der Stadt „alles geil“, der Montag in der Schule „voll langweilig“, und auf den Stränden dieser Welt ist sowieso immer„bestes Wetter.“ Der Tagger teilt allen und jedem seinen aktuellen Standort mit, zusammen mit einem Kommentar über seine Gefühle. Gefühlt ist er an jedem Tag an einem anderen Ort der Welt und postet noch das entsprechende Foto dazu. Privatsphäre ist ihm wohl ein Fremdwort.

Viele Freunde, viele Verrückte

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Die Mutter: Sie überwacht ihre Kinder nicht nur im realen Leben, sondern sieht auch zu, was die Sprösslinge im virtuellen Raum machen. Positives wird mit einem Smiley beantwortet, negative Sachen werden mit einer öffentlichen Standpauke beanstandet. Der Mutter-Typ ist vielleicht einer der Gründe, warum die unter 18-Jährigen Facebook den Rücken kehren und sich verstärkt in nicht-öffentlichen Chatprogrammen wie WhatsApp oder Snapchat wiederfinden.

Viele Freunde, viele Verrückte

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Das Phantom: Es steht zwar schon seit Ewigkeiten in der Freundesliste, doch existiert es wirklich? Das Facebook-Phantom zeichnet sich durch Untätigkeit aus, sein Profilbild ist noch das Standardbild, das jeder nach der Anmeldung bekommt, seine Pinnwand ist verwaist. Es schreibt vielleicht an Geburtstagen auf andere Pinnwände, sonst bekommt der Rest der Welt von ihm nichts mit. Was es wirklich im Netzwerk sucht, ist unklar.

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Der Archivar: Er muss sehr viel Zeit vor dem Computer verbringen, denn er klickt sich durch alte Posts und Fotos. Und dann findet er auch noch irgendwann diesen peinlichen Schnappschuss von vor vier Jahren in der Kneipe mit der Flasche Bier in der Hand: „Peter hat diesen Beitrag vom 6. Mai 2011 kommentiert“, heißt es dann. Längst Vergessenes und Verdrängtes bringt er wieder ans Licht, so dass es die ganze Welt mitbekommt.

Viele Freunde, viele Verrückte

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Der Datenschützer: Er heißt Ano Nym oder Karl Heinz, seinen echten Namen gibt er nicht preis. Sein Profilbild zeigt das Konterfei eines Prominenten oder eine Zeichentrickfigur. Der Datenschützer beschwert sich in der realen Welt über die Datensammelwut von Facebook und Co. und verbreitet entsprechende Petitionen oder fordert schärfere Gesetze. Trotzdem ist er weiterhin Mitglied im Netzwerk und wahrscheinlich auch neugierig, was seine Freunde so alles tun.

Viele Freunde, viele Verrückte

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Der Freundschaftssammler: Die Zahl seiner Facebookfreunde hat die 1000 längst überschritten, er kennt überall auf der Welt Menschen. Die beglückt er dann mit seinen Weisheiten und Urlaubsfotos und freut sich, darauf wieder viele Likes zu bekommen. Mit einem Großteil seiner Freunde hat er vermutlich nur wenige Worte im realen Leben gewechselt, wenn überhaupt. Er ist gut vernetzt und bekommt sicherlich schnell Hilfe, wenn er sie braucht. Etwa bei der Wohnungssuche.










 

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