Volles Programm zum Thema Nachhaltigkeit

18.5.2017, 15:59 Uhr
Klar, der Strom kommt aus der Steckdose. Aber wie kommt er da rein? Das Prinzip Nachhaltigkeit bedeutet: Bei der Nutzung von natürlichen Ressourcen wird darauf geachtet, dass sie nicht zu sehr beeinträchtigt werden und sich von den Eingriffen gut erholen können.

© colourbox.de Klar, der Strom kommt aus der Steckdose. Aber wie kommt er da rein? Das Prinzip Nachhaltigkeit bedeutet: Bei der Nutzung von natürlichen Ressourcen wird darauf geachtet, dass sie nicht zu sehr beeinträchtigt werden und sich von den Eingriffen gut erholen können.

"In der Wirtschaft kommt das Thema Nachhaltigkeit allmählich an. Aber in der Lehre spielt es an den meisten Unis noch immer keine Rolle. Da gibt es oft nicht einmal ein Modul dazu", sagt Philipp (23), Student der Wirtschaftswissenschaften im 6. Semester. "Insofern ist die FAU eine löbliche Ausnahme, hier gibt es mit Prof. Markus Beckmann sogar einen Lehrstuhlinhaber, der sich auch mit Nachhaltigkeit beschäftigt."

Philipp leitet die 34-köpfige Lokalgruppe von "sneep", das ist die Abkürzung von "student network for ethics in economics and practice". Der studentische Verein versteht sich als "Schnittstelle zwischen Studierenden, jungen WissenschaftlerInnen, Unternehmen und gesellschaftspolitischen Akteuren". Die gesteckte Aufgabe: "Wir fördern und fordern den Diskurs über ethisches und nachhaltiges Wirtschaften."

Etwa 30 "sneep"-Lokalgruppen gibt es an deutschen Universitäten. "Wir hier in Nürnberg sind mit Abstand die größte", sagt Philipp nicht ohne Stolz. Er selbst kam im 3. Semester in die Gruppe. "Davor hab ich nur so vor mich hin studiert, aber dann gemerkt: Es fehlt etwas, etwas Sinnvolles, das man zusammen mit anderen macht."

Angeregt vom Lehrangebot Beckmanns und den "sneep"-Prinzipien kamen Philipp und die anderen aus der Gruppe auf die Idee, Nachhaltigkeitstage an ihrer Uni zu organisieren (Näheres zum Programm siehe Artikel unten). "Damit wollen wir zum Umdenken anregen", erklärt Philipp, "und wir möchten erreichen, dass sich viel mehr Studierende mit dem Thema befassen. Denn wer soll den grundsätzlichen Wandel zur Nachhaltigkeit vollziehen, wenn nicht die Leute, die in den nächsten Jahren frisch von der Uni in die Unternehmen kommen?"

"Wir machen das nicht für irgendwelche ECTS-Punkte oder Noten", meint Philipps Mitstreiterin Marina (21), die im 4. Semester Wirtschaftsingenieurwesen studiert. "Wir machen das, weil wir es ganz wichtig finden, eine öffentliche Debatte dazu anzuregen."

Daher ist auch jeder zu den Nachhaltigskeitstagen eingeladen, den Fragen umtreiben wie: Wo fängt Nachhaltigkeit an? Bringt das im persönlichen Umfeld überhaupt etwas? Und wie kann ich nachhaltig leben?

Antworten auf solche Fragen soll eine ganze Reihe von zum Teil hochkarätigen Referenten geben. Diese für die Tagung zu gewinnen, war gar nicht so einfach: "Wir haben mit etwa 180 Kontakten telefoniert beziehungsweise gemailt", sagt Philipp. "Das Hauptproblem ist, dass man als Student oft nicht ernst genommen wird. Und besonders enttäuschend war, dass wir schon etliche Zusagen von Leuten hatte, die dann einfach wieder abgesagt haben."

In der Regel waren lukrative Angebote anderer Veranstalter der Grund dafür. "Denn dank einiger Sponsoren können wir zwar Übernachtungs- und Reisekosten bezahlen", sagt Philipp, "aber halt keine Honorare". Und schon gar keine dicken. Aus diesem Grund, so erzählt er, waren die Verhandlungen mit der Betreiberin einer Nachhaltigkeits-Homepage sehr schnell beendet. Die Dame wollte 7000 Euro für 45 Minuten Vortrag.

Bereits im vorigen Dezember hatten die Vorarbeiten zu der Tagung begonnen. "Wenn ich so etwas noch mal machen müsste, würde ich ein Jahr vorher anfangen", sagt Philipp. Anfangs reichten pro Woche noch fünf bis zehn Stunden Engagement für das Projekt: "Inzwischen bin ich bei 40. In der Endphase ist so was ein Vollzeitjob."

 

Das Programm

Für ihre „Aktionstage Nachhaltigkeit“ haben die Studierenden von „sneep“ ein sehr umfangreiches Programm auf die Beine gestellt, das jedermann offensteht. Veranstaltungsort ist der Neubau des Nürnberger Uni-Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften, Lange Gasse 20. Der Eintritt ist frei mit Ausnahme der abschließenden Modenschau. Ein paar ausgewählte Einzeltermine:

Das Ganze startet am Montag, 29. Mai, um 9.30 Uhr mit einer Info-Börse und einer Tombola, die bis 15 Uhr geöffnet sein werden. Offiziell eröffnet werden die Aktionstage um 18.30 Uhr (Hörsaal 6) mit zwei Vorträgen: Der Publizist Prof. Niko Paech spricht über „Postwachstumsökonomie – Befreiung vom Überfluss“. Das Thema von Prof. Detlef Aufderheide von der Hochschule Bremen lautet „Nachhaltigkeit bei großen Unternehmen – Wahrheit oder Pflicht?“ Im Anschluss daran folgt eine Diskussionsrunde mit den Nürnberger Uni-Professoren Markus Beckmann, Kai-Ingo Voigt und Christian Merkl.

„Sustainable Food“ lautet die Überschrift am Dienstag, 30. Mai. Um 19 Uhr (Hörsaal 2) gibt es eine Podiumsdiskussion zur Frage „Fett verzuckert — Werden die Verbraucher getäuscht?. Es geht zum Beispiel um gepanschte Wurst, Mirabellentee mit 0 Prozent Mirabellenanteil und Zuckerbomben im Müsli. Teilnehmer sind unter anderem Marion Breithaupt-Endres von der Verbraucherzentrale Bayern, Jenan Mouhamed-Ali (Nachhaltigkeitsmanagerin bei Coca Cola) und Jan Plagge, Präsident von Bioland.

Um die Globalisierung geht es am Mittwoch, 31. Mai. „Wem gehört die Welt?“ lautet das Thema einer Podiumsdiskussion um 19 Uhr (Hörsaal 3). Daran nehmen teil: Mathias John (Vorstand Amnesty International Deutschland), Daniel Föst (Generalsekretär der FDP in Bayern), Stefan Dierks vom Unternehmen Tchibo, Ates Gürpinar (Vorsitzender der Linken in Bayern), Markus Lötzsch (Geschäftsführer der IHK Nürnberg sowie Sven Hilbig von Brot für die Welt.

Am Donnerstag, 1. Juni, steht „Fair Fashion“> im Mittelpunkt. Um 13 Uhr findet in der Mensa Insel Schütt eine Kleidertauschbörse statt. Klamotten, die ihr los werden möchtet, könnt ihr von 29. Mai bis 1. Juni (10 Uhr) im Fachschaftsbüro (Raum 2.234, Lange Gasse 20) abgeben.
Abends um 20 Uhr steigt dann in der Jungen Kirche Lux (Leipziger Straße 25 in Nürnberg) eine „Fair Fashion Show“. Zwölf Models werden ausschließlich verantwortungsvoll hergestellte Kleider zu cooler Musik vorstellen. Tickets kosten 3 Euro und sind auf der Seite https://shop.ticketpay.de/AFT86X18 erhältlich.

Das ausführliche  Programm steht auf https://www.wiso.rw.fau.de/files/2016/10/Programmheft_Aktionstage_2017.pdf

 

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