Wäre Luther ein Internet-Star gewesen?

30.10.2017, 10:00 Uhr
Wäre Luther ein Internet-Star gewesen?

© Montage: Bronislav Hava

Martin Luther wäre ein Internet-Star gewesen, da sind sich die Schüler des P-Seminars Religion des Willstätter-Gymnasiums Nürnberg sicher. Er hätte sicherlich einen YouTube-Kanal gehabt. Und er hätte getwittert und sich mit Unterstützern der Reformation verlinkt. Seine 95 Thesen hätten sich blitzschnell über den gesamten Erdball verbreitet.

Aus einer formalen Vorgabe, eine Ausstellung über die Reformation zu erarbeiten, haben die Schüler eine interaktive Schau konzipiert, die noch bis zum 5. November in der Egidienkirche in Nürnberg zu sehen ist. "Wir wollten etwas, das vor allem junge Menschen anspricht", sagt Margarita Doerr aus der Q12. "Wir haben uns gefragt, wie Martin Luther mit dem Internet umgegangen wäre."

Doch wie schafft man eine Zeitreise und spannt den Bogen vom 16. Jahrhundert in die Gegenwart? Immerhin sollte die Vergangenheit und die historische Bedeutung der Reformation nicht zu kurz kommen.

Am Ende der fast einjährigen Vorbereitung stand ein durchdachtes Konzept. "Retweet Reformation" nannten die Willstätter-Schüler ihr Projekt. Und sie teilten es in zwei Bereiche auf. Im ersten Abschnitt der Ausstellung wird auf Plakaten erklärt, wie es zur Reformation gekommen ist und was danach geschah. Wer keine Lust hat, sich die Informationen durchzulesen: Ein selbst gedrehter Kurzfilm erzählt ebenfalls die Geschichte der Reformation.

Weitaus spannender ist der zweite Teil von "Retweet Reformation". Die Schüler machten es sich zur Aufgabe, viele spielerische Inhalte und Mitmach-Elemente einzubauen. Sie entwickelten zum Beispiel ein Celebrity-Puzzle. Gemälde von Hans Sachs oder Albrecht Dürer sollen zusammengesetzt werden. Sind alle Teile an der richtigen Stelle, kann man einen Text zum jeweiligen "Reformations-Promi" lesen. Und der ist nicht etwa in schnöder Lexika-Sprache abgefasst.

Die Promis kommen selbst zu Wort – wie Albrecht Dürer, der sich als "Zeitzeuge der Reformation" vorstellt. "I bims, Albrecht Dürer! Das Bild, das Sie zusammengefügt haben ist mein wunderschönes Kunstwerk #bescheiden. Genannt habe ich es ,Bildnis des Philipp Melanchthon‘, im Jahre 1526 wurde es veröffentlicht. Es ist eines meiner letzten großen malerischen Werke, denn jetzt heißt es für mich ab in den Ruhestand! #EndlichwiederAusschlafen."

Vieles ist in der Ausstellung mit Hashtags versehen. Auch zu Luthers 95 Thesen haben sich die Schüler was überlegt. So könnte der Tweet von Martin Luther ausgesehen haben: @MartinLuther, 31. Oktober 1517: Einen Toten kann kein Lebender "freikaufen" oder im Nachhinein bestrafen. #blocktdieLaien.

In einem Würfelspiel haben die Schüler witzige Fakten zusammengetragen: Die Zahl 306 ist auf einem zu sehen. Dreht man den Würfel, erfährt man, was es mit der Zahl auf sich hat: 306 Porträts von Luther wurden zu dessen Lebzeiten angefertigt.

"Retweet Reformation" könnt ihr noch bis zum 5. November von 9 bis 18 Uhr in der Egidienkirche, Egidienplatz 12, in Nürnberg anschauen.

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