Warum wollen so viele abspecken?

6.5.2017, 10:00 Uhr
Warum wollen so viele abspecken?

© Foto: colourbox.de

Die Feministin und Schriftstellerin Mary Evans Young hat den Anti-Diät-Tag am 6. Mai 1992 ins Leben gerufen, nachdem sie selbst an Magersucht erkrankt war. Ihr Ziel war es, gegen den weit verbreiteten Schlankheitswahn zu protestieren und die Menschen dazu zu bringen, sich so zu akzeptieren, wie sie sind.

Das ist auch heute noch aktuell: "Fast alle meine Freundinnen sind dauernd mit ihrem Gewicht unzufrieden. Nicht, weil sie sich zu dick finden, sondern nicht dünn genug", meint Tessa (15) bei unserer Umfrage.

"Ich denke nicht, dass sie sich an Models orientieren. Aber sie stehen schon unter psychischem Druck, welchen Eindruck sie auf andere Personen hinterlassen könnten."

Und tatsächlich: Zehn von unseren 26 Befragten haben schon einmal eine Diät gemacht. Dabei sind laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts nur 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland übergewichtig. Warum wollen trotzdem so viele abspecken?

Schönheitsideale

Bei unserer Umfrage wurden fast ausschließlich Schönheitsideale genannt. Eine Verordnung vom Arzt hingegen hat niemand als Grund angegeben. Immerhin waren sich fast alle Befragten bewusst, dass eine Diät schlimmstenfalls auch in Magersucht enden kann.

Und so richtig erfolgreich waren die meisten auch nicht: "Ich habe durch die Diät zuerst schon abgenommen", erzählt zum Beispiel Tabe (20). "Aber danach kamen die Kilos wieder drauf. Wirklich gebracht hat es mir also nichts." Klingt so, als hätte der Anti-Diät-Tag wirklich seine Berechtigung. Viele meinen auch, dass Diäten nur den Herstellern von Shakes und den Autoren von Ratgeber-Büchern zu mehr Profit verhelfen.

Und was sagen Experten dazu? "Alle Mode-Diäten haben unter dem Strich nur das Ziel, weniger Kalorien aufzunehmen als der Körper braucht", meint Ernährungswissenschaftlerin Sonja Floto-Stammen. Als Beispiele nennt sie die Trennkost, bei der keine Kohlenhydrate aufgenommen werden, oder die Hollywood-Diät, bei der man sich besonders proteinreich, also eiweißreich, ernährt.

Achtung: Mangel

Dabei warnt Sonja Floto-Stammen vor der Gefahr einer Mangelernährung: "Bei zum Beispiel nur 1000 Kalorien pro Tag fehlen wichtige Nährstoffe wie Proteine, Vitamine und Mineralstoffe." Aber Diäten müssen nicht zwanghaft schlecht sein.

Wer es richtig angeht, sagt Sonja Floto-Stammen, macht sich Gedanken über seine Gewichtszunahme und stellt seine Ernährung dauerhaft um. So könne eine Diät helfen, das Gewicht langfristig zu reduzieren oder sogar Krankheiten in den Griff zu bekommen.

Regt zur Diskussion an

Und so antwortet schließlich auch Sonja Floto-Stammen auf die Frage nach ihrer Meinung zum Anti-Diät-Tag: "Ich finde ihn gut, weil er zu Diskussionen anregt, ob Diäten wirklich nötig sind."

Auch wir denken, dass der Anti-Diät-Tag der perfekte Anlass dafür ist, Schönheitsideale einmal kritisch zu hinterfragen. Nicht nur in Bezug auf das Gewicht, sondern generell in Sachen Aussehen – sei es eine zu große Nase oder die abstehenden Ohren.

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