Weihnachten in anderen Ländern

23.12.2017, 12:00 Uhr
Weihnachten in anderen Ländern

© dpa

. . . Ecuador

Weihnachten beginnt hier Anfang November. Denn schon zu dieser Zeit sind nicht nur Schaufenster und öffentliche Gebäude dekoriert, sondern auch fast jedes Privathaus ist mit nickenden Rentieren, blinkenden Lichterketten und singenden Weihnachtsbäumen ausgestattet.

Weihnachten in Ecuador bringt in vielen Familien die Tradition der "Novena" mit sich. In besinnlicher Vorfreude treffen sich Familienmitglieder und Freunde an neun aufeinanderfolgenden Tagen, um zusammen zu singen, zu beten und über die frohe Botschaft der Bibel zu diskutieren.

Weihnachten in der Stadt Riobamba zieht die Leute auf die Straße. In Anlehnung an die Indígena- Tradition des "Kapak Raymi" sieht man den ganzen Dezember über Leute mit Teufelsmasken in Straßenumzügen tanzen. Weihnachten bei mir in der Arbeit bedeutet zwei Auftritte pro Woche mit dem Chor "Voces de Esperanza". Der Chor besteht zur Hälfte aus Schülern und zur Hälfte aus Lehrern.

Weihnachten bei uns Freiwilligen heißt: Plätzchenbacken und Glühweintrinken bei 20 Grad und Sonnenschein. Wir hatten so Lust auf diese Köstlichkeiten, die wir von zu Hause kennen und von denen es hier leider nichts Vergleichbares gibt. Jetzt übersetzen wir für meine Gastmutter sieben verschiedene Rezepte auf Spanisch.

An den Feiertagen wird in Ecuador bestimmt etwas Heimweh aufkommen. Dann bin ich schon vier Monate von meiner Familie getrennt und arbeite als Freiwillige in einer Schule für Kinder mit Behinderung in einem weit entfernten Land. Doch dafür darf ich so viel Unglaubliches erleben und so viele neue Eindrücke sammeln, dass das nichts ausmacht. Feliz Navidad!

. . . Pakistan

Das vorige Fest feierte ich fernab vom Weihnachtswahnsinn in Pakistan, wo ich ein Auslandssemester verbrachte. Ich dachte, in dem mehrheitlich muslimischen Land würde Weihnachten keine Rolle spielen, doch darin täuschte ich mich. In der Stadt, in der ich mit vier anderen deutschen Austauschstudenten zusammenlebte, gab es eine vergleichsweise große christliche Gemeinde. Wir einigten uns darauf, an einer Weihnachtsmesse in der Landessprache Urdu teilzunehmen.

Bei einer Einladung zum Gründer der Uni kam das Thema Weihnachten erneut auf. Er wollte dafür sorgen, dass wir zum Fest einen Truthahn bekommen. Als er das sagte, sahen wir uns perplex an, bis einer dem Mann erklärte, dass es bei uns Gans oder Ente gibt.

Mit der Zeit rutschte Weihnachten in Vergessenheit, bis die Prüfungstermine bekanntgegeben wurden. Zwei von uns hatten die letzte Prüfung am 24. Dezember. Dann hieß es also: Weihnachten im Prüfungsstress. Die Idee, in eine Kirche zu gehen, wurde auch verworfen, als uns Kommilitonen vor der erhöhten Anschlagsgefahr warnten. An ein traditionelles Weihnachtsfest war nicht mehr zu denken.

Mitte Dezember wendete sich jedoch das Blatt. Obwohl Weihnachten nicht gefeiert wurde, breitete sich in der Stadt kommerzielle Weihnachtsstimmung aus. Das große Einkaufszentrum wurde prachtvoll dekoriert, und ein Weihnachtsmann verteilte Geschenke. Es gab Weihnachtsrabatte, die Leute trugen Pullis mit Tannenbaum- oder Schneeflockenmotiv, und in einem Garten stand ein geschmückter Baum.

Den Heiligen Abend verbrachte ich bei einer Freundin. Ihre Mutter kochte für uns, und ich dachte an unsere alljährliche Weihnachtsvöllerei. Auch wenn keine Geschenke verteilt oder Weihnachtslieder gesungen wurden, fühlte ich mich wie zu Hause. Es gab keinen Stress oder Streitigkeiten bei dem Versuch, das perfekte Weihnachten auszurichten. Ich hatte mein persönliches Weihnachten in meiner neuen pakistanischen Familie.

 

. . .Spanien

Passen Sie doch auf", schimpfe ich, als mir schon wieder jemand seinen Ellbogen in die Seite rammt. Zwecklos, weil in der riesigen Menschenmenge sowieso niemand meine Sprache spricht. Als dann auch noch die ersten Töne von "Feliz Navidad" auf dem Platz erklingen, gibt es kein Durchkommen mehr: Luftballons steigen auf, es wird applaudiert und in der ganzen Stadt werden bunte Lichtkunstwerke angeschaltet. Weihnachtszeitbeginn in Málaga, Spanien.

Nach zwei Tagen habe ich mich an den anhaltenden Rummel gewöhnt. Die Losbuden für die große Weihnachtslotterie und die dampfenden Maroni-Stände gehören im Winter einfach zum Stadtbild. Den Weihnachtsmarkt am Strand hingegen sehe ich mit gemischten Gefühlen: Bei 18 Grad und Sonnenschein gibt es hier Räuchermännchen und Stricksocken zu kaufen.

Letztere könnte man gut brauchen, da es fast keine Heizungen gibt – aber kühle Nächte. Die dünnen Bettdecken schaffen gegen das Frösteln keine Abhilfe. Deshalb empfiehlt es sich, die Abende in einer Salsabar zu verbringen und sich beim Tanzen zu wärmen.

Sangria trinke ich dort aber nicht mehr, der schmeckt nach einigen Schlucken immer ein bisschen nach Glühwein. Ich komme dann jedes Mal zu der Erkenntnis, dass eine Paella zwar sehr lecker sein kann, zu meinem Weihnachtsfest aber einfach Lebkuchen und der Duft von Bratensoße gehört.

. . . Schottland

Dieses Jahr ist der erste Dezember meines Lebens ohne Plätzchenbacken bei Oma und ohne einen Adventskranz. Seit August bin ich als Au-pair in Edinburgh und die schottische Weihnachtskultur beinhaltet keine Adventskränze. Umso mehr habe ich mich gefreut, als mir meine Patentante einen selbst gemachten Adventskalender geschickt hat. Meine Gastkinder brauchen aber nicht neidisch sein, ich habe ihnen auch einen gebastelt.

Eine britische Weihnachtstradition, die ich dieses Jahr übernommen habe, ist das Verschicken von Weihnachtskarten. Es vergeht fast kein Tag, an dem nicht mindestens eine ins Haus geflattert kommt. Edinburgh legt sich auch ziemlich ins Zeug, um seine Einwohner in Weihnachtsstimmung zu versetzen. Auf dem großen Weihnachtsmarkt fühle ich mich fast wie zu Hause, dort wird überall mit "echt Deutsch" geworben. Genauso teuer ist es auf jeden Fall.

Was Weihnachten und Silvester in Schottland los ist, weiß Ewan am besten. Er ist jedes Jahr dort. Mal sehen, ob mir meine Gastfamilie das Gleiche erzählen wird, wenn ich wieder da bin.

 

 

 

 

 

 

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