Welches Auto flitzt am weitesten?

7.8.2017, 11:59 Uhr
Die angehenden Industriemechaniker schauen gespannt, wie weit das kleine Auto fährt.

© Eduard Weigert Die angehenden Industriemechaniker schauen gespannt, wie weit das kleine Auto fährt.

Eine gerade, etwa 13 Meter lange Rennstrecke ist im Seminarraum der Berufsschule 2 in Nürnberg aufgebaut. Am Ende weist die Strecke eine Steigung von 15 Prozent auf. Neben der Bahn sitzen Jugendliche und warten gespannt auf den nächsten Kandidaten, der es in die Endrunde des Wettbewerbs geschafft hat.

Ein Schüler des Teams "Naked" spannt konzentriert in seinem kleinen Rennwagen das Expanderseil. Es sieht wie ein herkömmliches Gummiseil aus. Dann stellt er das Fahrzeug auf die Startposition. Und sobald er den sogenannten Splint löst, flitzt der kleine Wagen los.

Von der Seite feuern die angehenden Industriemechaniker die selbst gebauten Wagen an. Nach etwa sieben Sekunde bleibt das Fahrzeug dann auch schon stehen. Zeit für die Jury, um die Weite zu messen. Reicht sie für den Sieg?

Originelle Designs

Doch fangen wir von vorne an. Die Aufgabe der Berufsschüler lautete: Baut ein Fahrzeug, das allein durch ein Expanderseil beschleunigt wird. Da es am Ende der Rennstrecke etwas bergauf geht, soll eine Rückfahrsperre das Zurückrollen des Wagens verhindern.

Das "Expander-Rennen" fand schließlich in der Berufsschule statt. Gebaut wurden die Fahrzeuge allerdings in den Ausbildungsstätten der Azubis, die sich alle im ersten Lehrjahr befinden. Solche Projekte gibt es schon seit einigen Jahren an der B2, im Vorjahr hatten die Schüler die Aufgabe, eine Seilbahn zu fertigen.

Damit das Rennen optisch was hergibt, sollten sich die Azubis zudem originelle Designs für ihre Modelle ausdenken. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. So wetteiferten zum Beispiel ein Einhorn auf einem Regenbogen, ein Trecker oder ein UFO miteinander um den Sieg.

Der 29-jährige Ben vom Team "Naked".

Der 29-jährige Ben vom Team "Naked". © Eduart Weigert

"Nichts als die nackte Wahrheit" lautete das Motto des Teams "Naked", bestehend aus Ben Waechter, Max Tuscke, Lison Edayan und Marcel Käfer. Nach dieser Devise bauten die Azubis der Deutschen Bahn auch ihren Expanderwagen: keine unnötige Verkleidung, nur das reine Gerüst. Ihr Modell schaffte es mit einer Weite von 9,5 Metern in die Finalrunde der Top 10.

"Es gibt drei Disziplinen, die man gewinnen kann", erklärt der 29-jährige Ben, "das Design, die Weite und die Standpräsentation." In der Jury sind Lehrer und Ausbilder, aber auch die Zuschauer können dieses Jahr mit abstimmen. 34 Teams kämpften in der Vorrunde gegeneinander, die zehn besten Teams zogen ins Finale ein.

Um beim Preis für die beste Präsentation mithalten zu können, druckte das Team "Naked" auch eigene Flyer und ein Plakat. Und eine Präsentationsmappe liegt auf dem Tisch. Inhalt: Betriebsanleitungen in zwei Sprachen, Zeichnungen und ein Kostenvoranschlag. Die Mühe zahlte sich aus: Die Azubis der Deutschen Bahn freuten sich über den ersten Platz für ihre Standpräsentation. 

Hohe Kosten

Wir sind neugierig und fragen, wie viel so ein Modell wohl kostet. "Würden wir die Preise von der Schule nehmen – was unserer Vorgabe war – würde unser Modell genau 18.112 Euro kosten", sagt Ben und schiebt hinterher: "Na ja, allein die 120 Planungsstunden waren mit 6000 Euro kalkuliert. Dazu kommen dann noch die Materialkosten und die eigentlichen Arbeitsstunden."

Die Listenpreise der Schule haben es ganz schön in sich. Pro Teammitglied rechnet man mit 34 Stunden reiner Planungszeit. Und eine Stunde kostet 50 Euro.

Mit dem Ergebnis im Wettbewerb sind die Schüler von Team "Naked" zufrieden. Der erste Platz für die Standpräsentation macht den sechsten Rang beim Fahrwettbewerb gut. Bei der "Weite" hatten die SOS-Kinderdorf-Azubis die Nase vorne. Und beim Design punktete das Siemens-Team "Unimog U411".

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