Wenn aus Staatsfeinden Freunde werden

20.5.2017, 10:00 Uhr
Wenn aus Staatsfeinden Freunde werden

© Foto: privat

Sagithjan, du als Alumnus und studentische Hilfskraft bei "Talent im Land – Bayern" weißt Bescheid, was sich dahinter verbirgt. Berichte doch mal!

Wenn aus Staatsfeinden Freunde werden

© Fotos: Stefanie Goebel

Saghitjan: TiL – Bayern ist das Schülerstipendienprogramm von der Robert-Bosch-Stiftung und dem bayerischen Kultusministerium. Es fördert jedes Schuljahr 50 Jugendliche ab der 9. Klasse bis zum Abitur. Bis 2014 waren das nur junge Leute mit Migrationshintergrund, das wurde aber geöffnet für alle. Ziel ist, Bildungsgerechtigkeit herzustellen.

 

Nach welchen Kriterien wählt ihr aus?

Saghitjan: Schulische Leistungen, soziales und gesellschaftliches Engagement, Begabung und Motivation. Aber es gibt auch einen individuellen Härtefall. Wenn jemand noch nicht so lange hier ist und sich erst etablieren muss, hat er bessere Chancen.

Wie läuft denn die Bewerbung ab?

Dina: Online gibt es ein Formular, in dem allgemeine Sachen sowie Verdienst und Ausgaben abgefragt werden. Dann braucht man drei Zeugnisse, eine handschriftliche Biografie, Lebenslauf, Ausweiskopie und ein Gutachten eines Lehrers.

 

Wie kommt man an so ein Gutachten?

Dina: Meine Lehrerin hat das von sich aus gemacht.

Wenn aus Staatsfeinden Freunde werden

Karyna: Mein stellvertretender Schulleiter schrieb mir eine Empfehlung für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wegen meines abgelehnten Asylantrags. Das habe ich verwendet.

 

Was passiert dann?

Saghitjan: Wir laden von den vielen Bewerbern etwa 80 nach München ein zum Gespräch. 50 bekommen einen Platz. Bei dem Gespräch geht es um das Gesamtbild und viel um Persönliches.

 

Was habt ihr mit "TiL – Bayern" bereits erlebt?

Wenn aus Staatsfeinden Freunde werden

Kenda: Wir waren zum Beispiel auf einem Medienseminar, wo wir den Umgang mit der Fotokamera erlernt haben. Außerdem gab es Vorträge zu Kameratechnik und Filmen. Als Überraschungsgast war Schauspieler Jerry Hoffmann da. Wir führten ein interessantes Gespräch mit ihm.

Karyna: Ich war in der Münchner Oper dabei, das war megaspannend! Wir haben uns ein Stück angeschaut und das Schauspielern geübt.

Saghitjan: Wir hatten dieses Jahr schon zehn Veranstaltungen, für die man sich anmelden muss. Die erste war das Outdoortraining. Dort geht es um Teambuilding und Vertrauen.

 

Was bringt euch TiL persönlich?

Karyna: Wir sind wie eine große Familie, ich freue mich auf die Seminare und Leute. Und durch die monatliche Unterstützung von 100 Euro für Bildungszwecke kann ich mir auch ein Opernticket leisten.

Wenn aus Staatsfeinden Freunde werden

Dina: TiL hilft auch, Vorurteile abzubauen. Ich habe mich mit einer Armenierin angefreundet. Eigentlich sind unsere Völker verfeindet.

Kenda: Ich konnte durch TiL meinen Vater überzeugen, dass ich auch alleine klarkomme, wenn ich über Nacht weg bin. Er vertraut mir nun.

Saghitjan: TiL begleitet uns auf dem Weg, erwachsen zu werden.

 

www.til.bayern.de

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