Wenn eine Eule die Welt erklärt . . .

7.2.2015, 10:00 Uhr
Wenn eine Eule die Welt erklärt . . .

© Foto: Andreas Schopf

Ihr Maskottchen haben Lena Heitzer und Johannes Müller „McSepp“ getauft. Wer der krächzenden Stimme der Eule lauscht, bekommt etwa das deutsche Wahlrecht oder die Ukraine-Krise erklärt. Das Plüschtier mit karierter Hose und türkisfarbener Brille ist damit Teil des YouTube-Kanals „politischINkorrekt“, den die beiden Ressortjournalismus-Studenten der Hochschule Ansbach als Bachelor-Abschlussprojekt im Fach Crossmedia betreiben.

Wöchentlich laden die Niederbayern aus der Nähe von Straubing neue Videos auf das Portal, in denen sie Aktuelles aus Politik und Wirtschaft behandeln. Das Besondere dabei: Die fünfminütigen Beiträge richten sich gezielt an Jugendliche. „Wir wollen jungen Menschen zeigen, dass Politik Spaß machen kann“, sagt die 23-jährige Lena.

Aus der weiten Nachrichtenwelt von Parteien und Unternehmen picken sich die Videomacher skurrile Details heraus, die jungen Zuschauern den Einstieg in Politik und Wirtschaft vereinfachen sollen. Versteckt zwischen Humor und Ironie sprechen die Clips Themen wie Pkw-Maut, Länderfinanzausgleich oder Zinsentwicklung an. Aber auch lockere Inhalte, wie etwa die umstrittenen Körpermaße der Barbie-Puppe, finden den Weg in die Sendung. „Wir wählen Themen aus, die wir lustig aufbereiten können“, erzählt Johannes.

Hoffnung auf mehr Klicks

Seit November stehen auf „politischINkorrekt“ über 40 Videos. Etwa 4500 Aufrufe verzeichnete der Kanal bisher. Die Macher sind zufrieden, wollen ihre Reichweite aber steigern. „Das muss sich entwickeln. Bisher sind die Rückmeldungen durchgehend positiv. Aber es sind vor allem Freunde und Kommilitonen, die uns anschauen. Langfristig erhoffen wir uns mehr Klicks“, sagt Johannes.

In jedem Video wechseln die Moderatoren mindestens einmal den gewohnten Standort, eine Wohnzimmercouch, und schlüpfen in andere Rollen. Die von der CSU geforderte Deutschpflicht für Migranten etwa veranlasste die Studenten zu einem Interview mit zwei Mitgliedern der Partei – gespielt von sich selbst. In Tracht, mit starkem Dialekt und einem Augenzwinkern erklärten sie: „Eine verständliche Sprache ist das Wichtigste.“

Die Gestaltung der Videos ist locker und jung: Schnelle Schnitte, viele grafische Einblendungen sowie schrille Tonuntermalung sollen die Zuschauer unterhalten und bei der Stange halten. Am Ende der wöchentlichen Clips, dem sogenannten „poliTICKER“, gibt es für einen der beiden Moderatoren immer eine besondere Herausforderung. Dieser hat dann Meldungen etwa im Handstand, mit nur einem bestimmten Vokal oder in Reimschema vorzutragen.

„Das passiert jedes Mal ganz spontan. Wir wissen vorher nicht, welche Aufgabe sich der andere ausgedacht hat“, betont Johannes. Bei komplizierteren Zusammenhängen kommt die Plüsch-Eule zum Einsatz. Das Maskottchen vermittelt Hintergrundwissen, das ansonsten keinen Weg in die Videos gefunden hätte.

Von Montag bis Freitag arbeiten die Studenten an dem Projekt. Online ist das Video in der Regel am darauffolgenden Dienstag. Als Kulisse dient hauptsächlich die Wohnung von Johannes. Das Wohnzimmer des 25-Jährigen ist an Drehtagen zugestellt mit Stativ, Spiegelreflexkamera, Mikrofon und zwei Scheinwerfern.

An den Start ging das Projekt bereits im vergangenen Sommer. Zu Beginn dauerte es eine Weile, bis die jungen Medienmacher in ihre neuen Rollen als lustige Welterklärer hineinwuchsen. Die ersten vier Videos waren deshalb zu Übungszwecken und kamen nicht ins Netz. Mittlerweile sind die Arbeitsschritte zur Routine geworden. „Wir werden besser und trauen uns mehr. Sowohl vor der Kamera als auch beim Schneiden“, erzählt Johannes.

Der Kanal, der bis vor kurzem als Studienprojekt lief, soll sich langfristig etablieren. „Die Idee dazu hatten wir schon länger, das Studium war die perfekte Gelegenheit zum Einstieg“, sagt Lena. „Es ist anstrengend, macht aber viel Spaß. Wenn es funktioniert, sehen wir uns auch künftig auf YouTube.“ Klappt es nicht mit dem Lebensunterhalt auf dem Videoportal, soll das Projekt trotzdem als Hobby weiterlaufen: „Wenn wir dann unter der Woche arbeiten, machen wir die Videos eben am Wochenende.“

http://youtube.com/politischINkorrekt14

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