Wenn Statuen nachts aus dem Keller steigen

28.11.2016, 16:47 Uhr
Wenn Statuen nachts aus dem Keller steigen

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Rumms. Zack. Klatsch. Hörspiele kennt jeder. Aber wie wird eigentlich ein Hörspiel gemacht? Und wie kommen die Geräusche da rein? Und wie erstellt man einen Radiobeitrag? Und was ist ein Podcast?

Fragen über Fragen! Der Job von Felix Reichel ist es, sie zu beantworten. Und zwar nicht nur gegenüber Schülern, sondern vor allem gegenüber Lehramtsstudierenden, die lernen wollen, wie sie später mal ihren Klassen das Medium Radio näherbringen können.

Felix Reichel ist gelernter Musiklehrer an Mittelschulen und derzeit abgeordnet an den Lehrstuhl für Schulpädagogik mit Schwerpunkt Mittelschule an der Uni Erlangen-Nürnberg. Dort hält er pro Semester mehrere Seminare, die zum einen weit über das Pflichtprogramm in der Ausbildung von Mittelschullehrern hinausgehen und zum anderen im weitesten Sinne mit Theater, Audio, Video oder Foto zu tun haben.

„Unser Ziel ist eine nachhaltige Verknüpfung von Theorie und Praxis“, erläutert Lehrstuhlchef Prof. Thomas Eberle. „Deshalb bieten wir über das reguläre Seminarangebot hinaus diese Praxis-Module an. Dabei bekommen die Studierenden didaktisches Rüstzeug, um sich anschließend in Kooperationsklassen auszuprobieren und ihr Wissen an die Schüler weiterzugeben.“

Ein Beispiel für Reichels Seminare ist „Maks“, die Abkürzung für „Medien – Audio – Körper – Sprache“. 28 Studierende und zehn Schulen haben beim vorigen Durchgang mitgemacht. Denn eine Voraussetzung ist natürlich, dass die Studierenden eine Partnerschule finden, in der sie ihr Projekt ausprobieren dürfen.

„In diesem Seminar sollen die Studierenden das Medium Radio neu entdecken“, erklärt Reichel. Zunächst machen sie sich zum Beispiel mit Aufnahmegeräten vertraut. Reichel fungiert als Coach, gibt Tipps und zeigt Tricks.

Nach dem Block-Seminar an der Uni geht es ab in die Kooperationsschulen, wo die Studierenden eine Projektwoche lang eigenverantwortlich – aber mit Hilfe der Lehrkräfte vor Ort – ein Audioprojekt durchziehen.

Ein entscheidender Punkt dabei: Gesucht werden letztlich Mittelschul-Leiter, die bereit sind, eine ihrer Klassen für die Projektwoche freizustellen. Reichels Argument dafür lautet: „Während die Studierenden mit den Schülern Radio machen, vermitteln sie ihnen gleichsam nebenbei wichtige Lehrplankompetenzen wie Texte verfassen, kreatives Schreiben, mündlicher Sprachgebrauch, selbstständiges Arbeiten, Umgang mit Medien und soziale Kompetenzen.“

Reichel selbst wiederum fungiert nicht nur während des Vorbereitungsseminars als Coach für die Lehramtsstudierenden. „Während der Projektwoche fahre ich zu allen meinen Schützlingen und schaue vor Ort, wie es läuft.“

Beim vorigen Durchlauf gab es zum Beispiel an der Mittelschule Hummelsteiner Weg in Nürnberg eine Radiosendung zum Thema Rassismus. Und an der Ritter-von-Spix-Schule in Höchstadt/Aisch erwachte eine Statue im Keller zum Leben und geisterte durch das Schulhaus – in einem Hörspiel.

Nach der Projektwoche haben die Studierenden ihr Projekt in einem schriftlichen Bericht zu reflektieren. Für die Schüler-Teams, die an der Projektwoche teilgenommen haben, gibt es eine Feierstunde mit Urkunden, O-Saft und Brezen.

Doch das soll nicht alles gewesen sein: Im Idealfall verschwinden die in der Projektwoche entstandenen Beiträge „nicht in irgendeinem Schrank“, sagt Reichel, „sondern werden auch später noch im Unterricht an passender Stelle eingesetzt“. Das Hörspiel über Rassismus zum Beispiel ließe sich prima im Fach Geschichte verwenden.

Mögliche Bedenken bezüglich des Lehrplans wischt Reichel vom Tisch: „Wer behauptet, der Lehrplan würde ihn knebeln, der hat entweder den Lehrplan nicht richtig gelesen oder nicht verstanden.“

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