Wer Angst hat, kann nur verlieren

22.4.2017, 09:06 Uhr
Wer Angst hat, kann nur verlieren

© Annika Peißker

Ein typischer Apriltag: Es regnet, hagelt und schneit. Uns stört das nicht, wir sitzen im Pressekonferenzsaal der Arena. Es ist hell, laut und voller seriös wirkender Reporter. Erst als Nationalspieler Patrick Reimer und Bundestrainer Marco Sturm eintreten, kehrt angespannte Ruhe ein. Der Reporter neben uns ist ähnlich aufgeregt wie wir und erzählt, dass es auch seine erste Konferenz mit dem Bundestrainer sei.

Dann beginnt die Konferenz, wir schauen uns gespannt an. Ein Mann mit weißem Bart stellt die erste Frage und duzt dabei den Nationaltrainer. Ob die sich wohl kennen? Marco Sturm antwortet gelassen — er hat das sicher schon tausend Mal gemacht.

Patrick Reimer dagegen wirkt eher angespannt, die Fragen an ihn erwidert er allerdings geschickt. Eine knappe halbe Stunde lang wird jetzt über Eishockey gesprochen. Der Trainer zeigt sich offen und spricht viel über die Verfassung und Stimmung des Teams.

Wer Angst hat, kann nur verlieren

© Zink/MaWi

"Die Mannschaft ist hoch motiviert. Alle sind gesund und munter — am Samstag werden alle da sein." Auch über den Standort verliert Sturm nur positive Worte: "Ich freue mich, hier zu sein. Von der Spielstätte bis zu den Fans bin ich sehr beeindruckt." Dass sich Patrick Reimer auch freut, ist klar. Schließlich darf er wieder als Nationalspieler aufs Eis — und das auch noch erstmalig in seiner Heimspielstätte Nürnberg, in der er sonst immer als Ice Tiger aufläuft.

An Motivation mangelt es den Deutschen auf jeden Fall nicht. Und wenn doch etwas fehlt? "Das kommt dann ganz emotional aus dem Bauch heraus während des Spiels", sagt Sturm. "So oder so sorgen die Tschechen schon dafür, dass wir motiviert sind, da bin ich mir sicher!"

Die Konferenz ist ebenso schnell vorbei, wie sie angefangen hat. Jetzt kommt unsere große Stunde: Wir können Patrick Reimer allein interviewen. Da kommt er plötzlich viel offener und freundlicher rüber als in der Pressekonferenz. Zum Abschied zwinkert er uns sogar zu und sagt, dass er es toll findet, dass es noch Reporter gibt, die fragen, weil es sie interessiert.

Später sehen wir ihn im Training auf dem Eis wieder. Die Stimmung ist locker, entspannt. Eine gute Voraussetzung für das Spiel heute.

 

Unser Interview mit Patrick Reimer

Warum muss Deutschland selbst vor so einem starken Gegner wie Tschechien keine Angst haben?

Patrick Reimer: Ich denke, "Angst" ist das falsche Wort. Wenn man mit Angst in ein Spiel geht, kann man nur verlieren. Man sollte eher Respekt sagen, denn der ist wichtig, um die Konzentration zu haben, die man gegen so eine Mannschaft braucht.

Wie ist es, sich in der Nationalmannschaft auf neue Teamkameraden einzustellen?

Reimer: Das ist wie im Verein auch. Mit manchen harmoniert man, da ist es einfacher. Bei anderen braucht es länger. Da ist der Trainer gefragt, die Richtigen zusammenzustellen. Ich denke, wir kommen gut voran.

Hilft das Publikum bei einem Spiel wirklich mit?

Reimer: Absolut! Wenn Energie von den Rängen kommt, spürt man das auch auf dem Eis. Das kann sogar den Schiedsrichter beeinflussen.

Du hast im Februar dein 300. Liga-Tor geschossen. Erinnerst du dich an dein erstes?

Reimer: Na klar. Das war bei Düsseldorf, im Derby gegen Köln. Ich habe den Puck am Ende in die Kiste gehauen, das Stadion ist explodiert. Emotion pur. Das werde ich nie vergessen.

Würdest du all deine Erfolge dafür eintauschen, einmal Deutscher Meister zu sein?

Reimer: Ehrlich gesagt: Ja, jeder Zeit und ohne mit der Wimper zu zucken.

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