Wer ist der hipste Hipster im Land?

27.6.2015, 10:00 Uhr
Wer ist der hipste Hipster im Land?

Alexander Bernikas schüttelt vehement den Kopf. Nein. Ganz sicher ist er eines nicht: ein Hipster. Dieses H-Wort, Schmähwort und stilbildend zugleich. Ein Hipster, das will wirklich keiner sein.

Aber das gehört zur Attitüde. Ernst nehmen muss man das nicht. Genauso wenig den Hipstercup, den Alexander zum fünften Mal in Berlin organisiert. Ziel dieser hippen Olympiade ist es, den hipsten Hipster zu küren. Die Disziplinen: Jutebeutel-Sackhüpfen, Röhrenjeans-Tauziehen und iPhone-Weitwurf.

Und tatsächlich pilgern Ökohipster, Barthipster und Punkhipster in Scharen zu dem Event, nicht nur Berliner, auch Bayern, Franken, Russen oder Schweden. 4000 Gäste erwartet der 27-Jährige heuer. Die Botschaft seines Cups lautet: „Auch wenn wir noch so sehr nach den neuesten Trends jagen und noch so hip sind — im Grunde bleiben wir alle gleich.“ Fast ein wenig tiefsinnig dieser Satz, zumindest aber selbstironisch. Und er trifft den Kern des Hipstertums ganz gut: Im Streben nach Individualismus sind dann doch wieder alle gleich.

So ist die Idee zu dem Cup übrigens entstanden: Alexander saß mit seinem Bruder in Neukölln in einem — wie soll es anders sein — Szenecafé, vermutlich schlürften sie Club-Mate, und beobachteten Leute. „Irgendwie waren alle so uniform“, erinnert er sich, so gleich in ihrem Anders-Sein-Wollen.

Und damit wollten die Geschwister brechen und die Trends ein wenig auf die Schippe nehmen.

Im Vorjahr haben die Schnurrbartträger sogar ein Hipster-Manifest ausgerufen. Sie forderten einen Mate-Springbrunnen am Alexanderplatz und eine iPhone-Ladestation in der U8, der Hipster-Linie, wie einige Berliner sie liebevoll nennen, denn sie bringt die Trendsetter von Neukölln nach Berlin Mitte. In Nürnberg wäre das wohl die U1, die direkt nach Hipsterhausen führt. Also nach Gostenhof.

Hier fühlt sich der Hipster heimisch, kann in kleinen Secondhand-Shops stöbern, vegan essen und Turnbeutel von Designern aus der Region kaufen.

Der Hipstercup findet am Samstag, 4. Juli, in der Neuen Heimat, Revaler Straße 99, Berlin, ab 12 Uhr statt. Mehr Infos auf http://hipstercup.com/

Der Hipster: So erkennst du ihn

Der Hipster trägt Rauschebart, Schnurrbart oder Vollbart — ganz egal welchen, Hauptsache Bart. Frau indes braucht mindestens ein Moustache-Accessoire. Als Fortbewegungsmittel hat der Hipster das Fahrrad auserkoren — gerne auch ein Bonanza-Radl — deswegen hat er den Jutebeutel auch durch einen praktischen Turnbeutel ersetzt, der ist einfach Fahrrad-kompatibler.

Man sieht den Hipster oft im Café sitzen, seine übergroßen Kopfhörer hängen dann um seinem Hals. Sein iPad liegt vor ihm auf dem Tisch — meistens macht der Hipster beruflich irgendwas mit Medien oder ist Freelancer, wenn er nicht gerade in einer kleinen Galerie ausstellt — daneben steht entweder eine Haferflocken-Latte, ein Glas Kombucha oder irgendein fancy Bier. Er mag Holzfäller-Hemden genauso wie Vintage-Klamotten und zwängt sich in enge Röhrenjeans. Sie trägt stattdessen Leggins, Traggins oder Jeggins und mag Ketten mit Dreiecken. Tattoos, Piercings oder Pluggs sind auch okay. Achja, das Wichtigste ist natürlich: individuell zu sein.

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