Wer redet mehr: Eine Maus oder zwei?

27.5.2017, 09:55 Uhr
Wer redet mehr: Eine Maus oder zwei?

© Fotos: Stefanie Goebel

DER WETTBEWERB

Unter dem Motto "Wir suchen die Forscher von morgen" hat Henri Nannen den Wettbewerb "Jugend forscht" vor 52 Jahren gegründet. Ziel ist, Begabungen in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, kurz: MINT, zu fördern und Jugendliche für diese Themen zu begeistern.

Mit Erfolg: "Zwei Prozent, das entspricht etwa 200 Teilnehmern, setzen ihre Gründerideen um. Und neun von zehn Teilnehmern studieren nach dem Schulabschluss ein naturwissenschaftliches Fach", berichtet Sven Baszio, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Jugend forscht e.V. Besonders erfreut die Veranstalter, dass dieses Jahr so viele Mädchen wie nie zuvor am Wettbewerb teilnehmen. In Zahlen: 38,8 Prozent von insgesamt über 12000 Teilnehmern.

DIE PROJEKTE

Am heutigen Samstag heißt es in der Heinrich-Lades-Halle von 15 bis 18 Uhr: Besucher willkommen! Am Donnerstag haben die Teilnehmer ihre Stände aufgebaut, gestern fanden den ganzen Tag Jurygespräche statt – und heute ist endlich mehr los in der Halle. "Wir dürfen zwar herumlaufen und uns die anderen Projekte anschauen, aber eigentlich sollen wir schon neun Stunden an unserem Stand sein", erzählt Zoë Helene Kindermann aus Bremerhaven.

 

Die 15-Jährige ist mit ihren fünf Mäusen im Fachgebiet Biologie beim Wettbewerb angetreten. An ihrem Stand hat sie statt der echten Tiere Artgenossen aus Stoff dabei. Zoë Helene hat die Töne der Mäuse erforscht. "Dafür habe ich ein Mikrofon für Ultraschalltöne gekauft, um die Laute, die wir Menschen nicht hören können, aufzunehmen. Mit einem Computerprogramm habe ich die Töne dann tiefer gemacht, um sie hören zu können." Aus der Lautsprecherbox kommt ein "Pffft". "Ich dachte bei dem Geräusch erst an ein Niesen, aber alle Mäuse machten das."

In einem standardisierten Experiment hat die Schülerin überprüft, ob Mäuse mehr reden, wenn sie zu zweit sind – wie bei Menschen – oder alleine. "Ich war überrascht, dass es kaum einen Unterschied gibt."

Zusätzlich möchte Zoë Helene herausfinden, ob Mäuse ihr Stimme zielgerichtet einsetzen können. Dazu hat sie eine Futtermaschine gebaut, die Futter auswirft, "wenn die Maus danach fragt. Leider entstehen auch Ultraschalltöne, wenn die Maus im Streu herumläuft. Das werde ich nun noch optimieren, dass dieses Rascheln herausgefiltert wird", sagt die 15-Jährige, die vielleicht mal Verhaltensforschung studieren möchte.

 

Wer redet mehr: Eine Maus oder zwei?

© Stefanie Goebel

Ein paar Stände weiter hat Sebastian Lew aus Bad Füssing seinen 4D-Stuhl aufgebaut. Der 15-Jährige ist Science-Fiction-Fan und mag es, das Filmgeschehen am eigenen Leib zu spüren. Also bastelte er sich ein Computerprogramm, das Befehle an seinen Stuhl weitergibt, der sich auf einem "zentralen Drehpunkt mit Kugelgelenk" befindet. Dieser dreht sich, neigt sich und schüttelt den darauf Sitzenden je nach Szene richtig durch.

"350 Leute saßen schon darauf und haben sich die von mir programmierten Szene aus dem Film Star Wars Episode 2 angeschaut. Alle waren begeistert", sagt der Schüler stolz, der im Fachgebiet Technik antritt. Er hat schon Ideen, wie man das Ganze mit Virtual Reality verbinden kann.

 

Wer redet mehr: Eine Maus oder zwei?

© Stefanie Goebel

Aus der virtuellen Welt kommen wir zu Gefahren im Alltag: "Ein tödlicher Unfall brachte uns auf den Plan, eine Absturzsicherung zu konstruieren", erklärt Christoph Hecker (17). Zusammen mit seinen Azubi-Kollegen Jakob Götz (16) und Florian Otto (18) macht er bei Pfleiderer in Neumarkt eine Ausbildung zum Industriemechaniker.

Bei dem Projekt der drei Jungs im Fachgebiet Arbeitswelt geht es um ein Fahrsilo, in dem Futter gelagert wird, das zum Beispiel mit einer Plane vor Regen geschützt wird. Diese Silos sind oft nicht richtig abgesichert. Wenn ein Mitarbeiter die drei Meter abstürzt, weil es kein Geländer oder eine andere Absicherung gibt, kann es um Leben und Tod gehen. "Laut Berufsgenossenschaft sind im vergangenen Jahr 316 Unfälle passiert. Die Hälfte hätte man durch eine Absturzsicherung verhindern können", sagt Christoph.

Gesagt, getan. Nach Rücksprache mit mehreren Landwirten haben die drei eine klappbare Trittfläche geplant, konstruiert und in der Lehrwerkstatt selbst hergestellt. Das Ergebnis haben die drei Azubis mit nach Erlangen gebracht. Es ist vor der Lades-Halle zu besichtigen. "Nach fünf Monaten hatten wir einen Prototypen, den wir verbessert haben. Jetzt könnten wir in Serie produzieren", sagt Florian.

 

Wer redet mehr: Eine Maus oder zwei?

© Stefanie Goebel

Wer von euch hat eine Lebensmittelallergie? Dann wisst ihr ja, wie schwierig so mancher Restaurantbesuch sein kann – vor allem, wenn die Kellner die Inhaltsstoffe von verschiedenen Gerichten nicht wissen. So erging es auch Danilo Gavronov aus Koblenz. Der 19-Jährige arbeitet neben der Schule als Kellner und hatte die Frage "Sind in dem Kuchen Nüsse drin?" satt. "Ich konnte die Frage nicht beantworten, weil ich es nicht wusste", sagt er.

Aber das ist nicht das einzige Problem in der Gastronomie. "Es gibt keinen permanenten Service, weil Kellner meist für 15 Tische gleichzeitig zuständig sind. Mobiles Bezahlen gibt es nicht, und Marketing in sozialen Netzwerken findet oft auch nicht statt", erzählt er.

Der Plan für seinen digitalen Kellner war geboren – und die Teilnahme für "Jugend forscht" im Fachgebiet Arbeitswelt. "Ich habe meine Anmeldung beim Wettbewerb noch um ein Jahr verschoben, weil ich mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden war." Jetzt kann sich seine webbasierte App "My Food My Order" wirklich zeigen lassen.

Für das Lokal Enchilada in Koblenz hat Danilo die Web-App entwickelt, im Juni soll es einen Testlauf geben. "Der Kunde loggt sich mit seinem Smartphone im WLAN ein und kommt gleich auf die Startseite für seine Bestellung", erklärt er. Der Gast kann darüber schneller bestellen und muss nicht auf den Kellner warten. Zudem kann er nach Lebensmittelallergien filtern, nach Preis oder Kilokalorien. "Wer nur 15 Euro dabei hat, sieht gleich, was es für ihn auf der Karte gibt – mit Fotos der Gerichte."

Dann wählt man noch aus, ob man bar, per Karte oder mobil bezahlen möchte und schickt die Bestellung ab. Der Kellner kann in seiner App nun die Bestellung abarbeiten und abhaken. "Und der Geschäftsführer bekommt sämtliche Kundendaten ausgewertet. Wenn die Hälfte der Gäste ein vegetarisches Gericht bestellt, aber nur eins auf der Karte ist, kann er da nachbessern", sagt der 19-Jährige, der auch schon einen Plan für die nächsten zwei Jahre aufgestellt hat.

"Die gesamte Verwaltung soll digitalisiert werden, also von den Dienstplänen über die Warenbeschaffung bis hin zur Musik, die im Restaurant gespielt wird." Ab August studiert Danilo BWL, denn mit Informatik kenne er sich ja schon aus.

Die Preisverleihung am Sonntag könnt ihr über Livestream auf www.jufo17.com verfolgen!

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