Wie Schokoladenfinger die Welt verbessern

19.9.2016, 09:00 Uhr
Wie Schokoladenfinger die Welt verbessern

© Michael Fischer

Eine Kakaoplantage an der Elfenbeinküste in Afrika: Sechsjährige Kinder helfen dabei, den Kakao zu ernten. Statt in die Schule zu gehen, müssen sie hart arbeiten. Mit dem wenigen Geld, das sie verdienen, unterstützen sie ihre Familie.

Leider ist das bitterer Alltag auf vielen Farmen in Afrika. Gegen solche Zustände engagiert sich der Verein TransFair. Mit dem Fairtrade-Siegel zeichnet er Produkte aus, die ohne Kinderarbeit entstehen oder bei deren Herstellung auf Umweltschutz geachtet wird. Fairtrade ist Englisch und setzt sich aus den Worten „fair“ (= gerecht) und „trade“ (= Handel) zusammen.

Mit gerechtem Handel beschäftigt sich auch das Gymnasium Stein in einem P-Seminar. Die Schüler organisieren Aktionen zum Thema Nachhaltigkeit. So zum Beispiel auch den „fairen Verkaufsstand“, an dem Schüler einmal pro Woche in den Pausen sowie bei Schulfesten Süßigkeiten, Snacks und Smoothies mit dem Fairtrade-Siegel verkaufen.

Nachhaltige Nikoläuse

In der Weihnachtszeit gibt es Schoko-Nikoläuse, deren Rohstoffe mit nachhaltigen Methoden produziert wurden. Diese Artikel kosten zwar etwas mehr als die normalen, dafür können die Käufer sie mit gutem Gewissen genießen.

Das ist auch der Lehrerin Renate Burger ein Anliegen, die das P-Seminar betreut. Denn: „Die Welt wird immer ungerechter, und nicht jeder hat die gleichen Chancen.“ Von solchen Themen hören in Stein schon Fünft- und Sechstklässler – und zwar in extra Unterrichtseinheiten über fairen Handel.

Diese Stunden haben im vergangenen Schuljahr Anna und Steffi vom P-Seminar übernommen. „Unser Hauptthema war der Kakaoanbau in Entwicklungsländern. Wir haben den Kindern mit einem Quiz und einer Traumreise das Problem Kinderarbeit und die Kriterien des fairen Handels nähergebracht“, erzählt Anna. Highlight der zwei Schulstunden: Die Kinder durften verschiedene Schokoladen probieren und sollten den Unterschied zwischen „fairer“ und herkömmlicher Schokolade erschmecken.

Das Engagement hat sich gelohnt: Das Gymnasium Stein ist nun eine von deutschlandweit über 275 „Fairtrade Schools“. In unserer Region sind bereits sieben Schulen zertifiziert, darunter die Grundschule Holzheim in Neumarkt und die Staatliche Realschule Pegnitz.

Ab zum Waschbecken

Wie Schokoladenfinger die Welt verbessern

© privat

Zurück zum Gymnasium Stein: Wie kommen die Aktionen bei den Schülern an? „Der Fairtrade-Pausenstand läuft super, am meisten kaufen bei uns Kinder aus der Unterstufe“, sagt Schülerin Lea, die regelmäßig am Stand hilft.

Auch die Unterrichtsstunden scheinen Anklang zu finden: „Wir waren überrascht, dass die Kinder so aufgeschlossen waren“, sagt Anna. Sie und die anderen Teilnehmer des P-Seminars sind zufrieden. „Die Arbeit in der Gruppe fand ich angenehm und entspannt“, meint Maike. „Außerdem haben wir mit den Aktionen, die wir in den knapp eineinhalb Jahren auf die Beine gestellt haben, ein paar Erfolge erzielt.“

Gab es auch Schwierigkeiten? „Ja“, gibt Maike zu. „Wir wollten so viele Ideen wie möglich umsetzen, das wurde ziemlich stressig.“ Und Anna fügt schmunzelnd hinzu: „Nach der Verkostung hatten alle Kinder Schokoladenfinger. Zum Glück gibt es in den Klassenzimmern Waschbecken!“

Lehrerin Renate Burger hat schon Pläne für dieses Schuljahr: „Unsere Projekte werden wohl faire Kleidung und Smartphones sein. Und das P-Seminar wird noch aktiver, damit jeder Schüler erfährt, dass man mit dem Kauf bestimmter Produkte die Welt ein bisschen besser machen kann.“

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Extra-Info zu Fairtrade Schools

Auch eure Schule kann sich um die Auszeichnung „Fairtrade School“ bewerben. Was dafür zu tun ist, wird auf der Homepage www.fairtrade-schools.de genau erklärt. Als erster Schritt sollte sich ein Team aus Schülern, Lehrern und Eltern bilden. Wichtig ist, dass die Schulleitung die Arbeit des Fairtrade-Schulteams unterstützt.

Das Team plant dann verschiedene Projekte und Aktionen für das ganze Schuljahr, organisiert den Verkauf von fairen Produkten an der Schule und stellt in Unterrichtsstunden den fairen Handel vor. Auf diese Weise soll die ganze Schule die Situation in den Anbauländern besser kennenlernen und herausfinden, was man dagegen machen kann.

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