Wie werden aus Schülern mündige Bürger?

17.4.2018, 10:00 Uhr
Wie werden aus Schülern mündige Bürger?

© Fotos: Victoria Porcu

"Wenn wir nicht in der Schule lernen, demokratisch zu denken und zu handeln, wie sollen aus uns mündige Bürger werden?", fragt Landesschülersprecher Matze Weingärtner in die Runde. Unter dem Motto "#mitsprechen – Du bist Demokratie!" sind 300 Teilnehmer, überwiegend (Bezirks-) Schülersprecher aller Schularten, an das Nürnberger Scharrer-Gymnasiusm (JSG) gekommen.

Ziel des ersten Schülerkongresses des Landesschülerrats war, das demokratische und politische Bewusstsein junger Menschen zu stärken, um ihren Schulalltag mitbestimmen zu können. Neben Workshops von Fachreferenten rund um die SMV (Schüler mit Verantwortung), aber auch zu den Themen Schülerzeitung, Fake News, Jugendparlament oder Drogenprävention gab es auch viele Möglichkeiten, Neues auszuprobieren: In den "Nachtstudios" wurde etwa Lachyoga angeboten, oder man konnte mehr über die Integration von jungen Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte erfahren.

Wie werden aus Schülern mündige Bürger?

Die beiden Schülersprecher aus Gemünden am Main, Viktoria (16) und Michael (16), kennen sich bereits von anderen Kongressen. Sie haben sich in den Kopf gesetzt, die Zusammenarbeit der Schulen in ihrer Stadt zu verstärken und vielleicht auch eine Stadtschülervertretung einzuberufen. Mehr Demokratie in die Schulen zu bringen, gefiel auch Michael: "Ich fand die Idee super, Wahlprozesse wie die Klassensprecherwahl zu verschriftlichen, damit die Schüler solche Sachen auch ernster nehmen."

Auch der 18-jährige Onur aus Kitzingen konnte einiges für seine Arbeit als Schülervertreter mitnehmen: "Ich kann die Perspektiven der Lehrer jetzt besser verstehen." Da er nun genauer die Rechte und Pflichten eines Lehrers kenne, weiß er sich und seinen Mitschülern besser zu helfen, für den Fall, dass ein Lehrer einen Schüler unfair behandelt.

Den letzten heißen Tipp im Programm gab es am Samstagnachmittag: die Podiumsdiskussion mit den Bildungspolitischen Sprechern, dazu gehörten Gerhard Waschler (CSU), Martin Güll (SPD), Gisela Sengl (Die Grünen) und Michael Piazzolo (Freie Wähler). Als "Stimme der Schüler" saß das Organisationsduo des Schülerkongresses, Marie-Luise Barthel und Matze vom Landesschülerrat, mit in der Runde.

Wie werden aus Schülern mündige Bürger?

Vor etwa 200 Zuschauern in der Aula des JSG wurden hitzig die Themen "Digitalisierung im Unterricht", "Integration von Geflüchteten und Schülern mit Migrationshintergrund" sowie das bestehende "Handyverbot" diskutiert. Dass die Schulen im Freistaat im Punkt Digitalisierung hintendran sind und dass sich das schnellstmöglich ändern sollte, da waren sich alle einig.

Welchen didaktischen Mehrwert Tablets und interaktive Whiteboards am Ende tatsächlich haben, blieb noch offen. Bei der Frage nach "Bring Your Own Device" (jeder bringt sein eigens Gerät mit) ging der Konsens dahingehend, dass es die Aufgabe des Staates sei, auch digitale Lernmittel jedem Schüler kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Daran anknüpfend forderte Marie-Luise eine Weiterbildung für Lehrer: "Die tollsten Geräte bringen nichts, wenn nur der IT-Lehrer weiß, wie man sie benutzt. Jeder sollte über Basiskompetenzen verfügen."

Die Debatte um das Handyverbot erregte abschließend noch mal die Gemüter, denn kein Handy ist auf jeden Fall keine Lösung. Auch hier vertrat der Landesschülerrat eine klare Position: Jede Schule soll individuell über die Handynutzung im und außerhalb des Unterrichts entscheiden.

Zum Schluss betonen die Politiker noch: "Politische Bildung ist mindestens so wichtig wie Mathe und Deutsch." Und: "Eure Stimme kann nur gehört werden, wenn ihr sie auch benutzt."

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