"Wir brauchen uns vor keinem zu verstecken"

21.2.2018, 10:00 Uhr
In der Außenwahrnehmung steht die Uni Erlangen-Nürnberg vor allem für High-Tech-Forschung wie hier am Lehrstuhl für Sensorik. Foto: Kurt Fuchs

In der Außenwahrnehmung steht die Uni Erlangen-Nürnberg vor allem für High-Tech-Forschung wie hier am Lehrstuhl für Sensorik. Foto: Kurt Fuchs

Herr Professor Hornegger, demnächst ist die Hälfte Ihrer sechsjährigen Amtszeit vorbei, die Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg feiert dieses Jahr die 275. Wiederkehr ihres Gründungstags, und in etwa einem Zehntel dieses Zeitraums soll ihr eine völlig neue Uni in Nürnberg vor die Nase gesetzt werden. Wenn Sie zurück- und vorausblicken – wo steht die FAU heute?

© Foto: RegineOyntzen

Prof. Joachim Hornegger: Nach meiner Überzeugung ist die FAU im nationalen und im internationalen Vergleich bestens aufgestellt. Natürlich gibt es noch Luft nach oben, aber wir brauchen uns vor niemandem auf der Welt zu verstecken.

 

Woran machen Sie das fest?

Hornegger: Unter anderem an unseren Platzierungen in bedeutenden Rankings. Es gibt zum Beispiel jährlich ein Ranking des Medienkonzerns Reuters, das die Innovationskraft von Universitäten bewertet. Wichtige Kenngrößen dabei sind die Zahl der Industriekooperationen, der Patentanmeldungen, der Publikationen sowie das Drittmittelaufkommen.

Und in dem aktuellen Innovations-Ranking von 2017 steht die FAU weltweit auf dem 6. Platz, noch vor der ETH Zürich und der University of Oxford. Damit sind wir gleichzeitig die zweitbeste deutsche Universität.

 

Um in einem solchen Ranking so weit nach vorne zu kommen, braucht man gute Leute.

Hornegger: Genauso ist es. Dazu ein anderes Beispiel: Die Anerkennung eines Wissenschaftlers durch seine Fachkollegen spiegelt sich häufig darin wider, wie oft seine Publikationen zitiert werden. Diese Zitierhäufigkeit wird im sogenannten CWTS-Ranking der niederländischen Universität Leiden gemessen. Auch hier schneiden unsere Forscher ganz hervorragend ab, sie werden vergleichsweise oft von anderen Forschern zitiert. Deutschlandweit liegt die FAU in diesem Ranking auf Platz zehn, in Europa auf Rang 80 und weltweit in den Top 200.

 

In welchen Fächern ist die FAU denn ganz besonders gut?

Hornegger: Dass FAU-Publikationen weltweit in den jeweiligen Disziplinen bestens rezipiert werden, liegt ganz massiv an Spitzenforschern wie Dirk Guldi in der Physikalischen Chemie und Christoph Brabec in den Werkstoffwissenschaften.

Ich möchte dazu aber unbedingt noch zwei weitere Rankings nennen: Die Erlanger Chemie zählt im QS World University Ranking zu den 200 weltweiten Top-Adressen. Und im renommierten Shanghai Ranking im Bereich Energieforschung liegt die FAU inzwischen auf Platz eins in Deutschland.

 

Oft zitierte Spitzenforscher schön und gut – welche Rolle spielen sie für die Lehre?

Hornegger: Ich denke, von Spitzenforschung profitieren zuallererst die 40000 Studierenden der FAU. Die Lehre bei uns ist forschungsorientiert und lässt die Studierenden direkt an Projekten am Puls der Forschung teilnehmen. Aktuelle Beispiele in Vorlesungen und Übungen stammen oft aus laufenden Projekten.

 

Sie sagten, Ihre Spitzenposition ließe sich unter anderem an Rankings festmachen. Woran denn noch?

Hornegger: Zum Beispiel an der hohen Wertschätzung, die Wissenschaftler der FAU beim ERC, dem Europäischen Forschungsrat, genießen. Der ERC vergibt unter anderem sogenannte Advanced Investigators Grants. So ein Grant ist eine Art Auszeichnung für etablierte Spitzenforscher. Dabei werden über einen Zeitraum von fünf Jahren bis zu 3,5 Millionen Euro für Forschungsvorhaben vergeben, die als bahnbrechend und exzellent bewertet werden.

Seit 2008 haben unsere Professoren Andreas Hirsch, Peter Wasserscheid, Paul Steinmann, Matthias Warstat, Vahid Sandoghdar, Patrik Schmuki, Gerhard Leuchs und Hans-Peter Steinrück solch einen Forschungspreis bekommen. Darüber hinaus ist es Andreas Hirsch im vergangenen Jahr das Kunststück gelungen, bereits zum zweiten Mal in diesen illustren Kreis zu rücken.

 

Das sind die absoluten Top-Leute. Aber was ist mit dem Nachwuchs?

Hornegger: Solche ERC Grants gibt es auch für Nachwuchswissenschaftler, da haben wir an der FAU inzwischen 13 Preisträger. Dazu kommt, dass wir in einem Programm des Bundes, in dem 1000 Professuren für Nachwuchsleute geschaffen werden, ausgezeichnet bedacht wurden: Wir allein bekommen 24 solcher neuer Professuren, damit liegen wir auf Platz drei in Deutschland.

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