"Wir holen die Philharmoniker an die TH"

12.6.2018, 18:44 Uhr
PR für den Förderverein der Staatsphilharmonie Nürnberg: Das ist das Projekt von Jessica, Marvin, Ghalia, Florian und Sarah (von links). Dazu gehört auch das Verteilen von Flyern bei Vorstellungen im Opernhaus.

© Leopold Kempf PR für den Förderverein der Staatsphilharmonie Nürnberg: Das ist das Projekt von Jessica, Marvin, Ghalia, Florian und Sarah (von links). Dazu gehört auch das Verteilen von Flyern bei Vorstellungen im Opernhaus.

Sarah hat zehn Jahre Klavierunterricht hinter sich. Florian geht gerne mal in die Oper. Jessica mag es, beim Lernen Beethoven zu hören. Alle drei sind 21 – und ziemliche Exoten: Denn sie wissen genau, dass sich "nur relativ wenige junge Leute in unserem Alter für klassische Musik interessieren".

Umso interessierter griffen die drei zu, als in ihrem Bachelor-Studiengang International Business an der Technischen Hochschule (TH) Nürnberg eine Projektarbeit zu vergeben war, die Hobby und Studium, Musik und Business, verbindet. Der Auftrag lautete: Helft der – ihrer eigenen Einschätzung zufolge viel zu wenig bekannten – "Gesellschaft Philharmonie Nürnberg" ein wenig auf die Sprünge.

Die "Gesellschaft" finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden und definiert sich als Förderverein für die Staatsphilharmonie Nürnberg, das zweitgrößte Opern- und Konzertorchester in Bayern. Neben etwa 150 Opern- und Ballettvorstellungen im Nürnberger Opernhaus bestreiten die Philharmoniker jährlich acht Konzerte in der Meistersingerhalle, dazu kommen zahlreiche Sonderprojekte und Kinderkonzerte.

Von der Planung zum Event

Das Orchester selbst leidet kaum unter mangelnder Popularität, der Förderverein, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, schon eher. Und an dieser Stelle kommt der Studiengang International Business an der TH ins Spiel.

Wahlweise im 6. oder 7. Semester dieses Studiengangs steht ein Modul namens "Project Work" auf dem Programm. Dabei sollen die Studierenden lernen, alle Phasen eines konkreten Projektes zu meistern, von der Idee über die Planung und Organisation bis hin zum – möglichst erfolgreichen – Abschluss.

Und das alles nicht allein, sondern in Gruppen. Denn die Fähigkeit zum Teamwork ist eine der wichtigsten, die von künftigen internationalen Managern erwartet wird.

Für Auftraggeber wiederum sind die studentischen Projektarbeiten eine gute Möglichkeit, sich ebenso kostenlose wie sachkundige Unterstützung zu holen. Acht verschiedene Themen standen in diesem Sommersemester zur Wahl.

Sarah, Jessica und Florian entschieden sich sofort für den Förderverein Philharmonie, ihre Kommilitonen Marvin sowie Davide aus Italien und Ghalia aus Jordanien schlossen sich ihnen an. "Unser erstes Ziel war verbessertes Marketing", sagt Sarah, außer einer etwas in die Jahre gekommenen Homepage hatte der Verein an der PR-Front nur wenig zu bieten.

"Wichtig war es vor allem, junge Leute in unserem Alter auf den Kanälen anzusprechen, die sie auch wirklich nutzen", erklärt Florian. Inzwischen hat die studentische Projektgruppe den Facebook-Auftritt des Fördervereins aufgemöbelt, es entsteht ein Instagram-Accout, und ein YouTube-Kanal soll folgen.

45-minütiges Mittagskonzert

Krönung der ganzen Bemühungen soll ein 45-minütiges Mittagskonzert im kommenden Semester werden, das die Nürnberger Philharmoniker leibhaftig in der Technischen Hochschule geben. Mit Nutzen für beide Seiten: Das Orchester hat die Chance, sich direkt einer bisher wenig erschlossenen Zielgruppe vorzustellen. Die Studenten wiederum können damit nachweisen, dass ihr Projekt nicht nur ein Papiertiger war.

Einen schriftlichen Bericht müssen sie natürlich trotzdem abgeben. Und zwar schon lange vor dem Konzert. "Mit den festen Zusagen aller Beteiligten ist unsere Arbeit erledigt", sagt Jessica. Die ganz konkrete Organisation des Events wird dann Aufgabe einer neuen Projektgruppe sein.

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