Zeitreise durch die Geschichte des Rechnens

3.3.2016, 17:54 Uhr
Zeitreise durch die Geschichte des Rechnens

© Foto: Eduard Weigert

„Jede neue Zeit hat neue Probleme“, sagt Guido Nockemann, Kurator der Informatik-Sammlung Erlangen (kurz: Iser), „und jedes neue Problem erfordert ein neues Gerät zu dessen Lösung. Und jedes neue Gerät wiederum zeigt Probleme auf, an die man vorher gar nicht gedacht hat. Diese Zusammenhänge versuchen wir hier zu zeigen.“

Den Zeitraum, um den es geht, definiert der Titel der Ausstellung: „Vom Abakus zu Exascale“. Abakus (auf Deutsch: Brett) – so nannten die alten Griechen vor 3000 Jahren eine Anordnung von Kugeln auf Stangen, mit der die vier Grundrechenarten möglich waren. Exascale – so nennen Experten wie der Erlanger Informatik-Professor Dietmar Fey 10 hoch 18 Rechenoperationen pro Sekunde. Sogenannte Exa-Flop-Rechner werden derzeit entwickelt, etwa 2024 dürften sie einsatzbereit sein.

Das Beispiel zeigt: „Es ging uns in der Ausstellung nicht nur um die Vergangenheit, sondern auch um die Gegenwart und die Zukunft der Informatik“, erklärt Fey. Autos zum Beispiel mutieren immer mehr zu rollenden Computern, die Automatisierung in der Industrie schreitet immer weiter voran, und „die Energiewende“, sagt Fey, „ist ohne Informatik gar nicht möglich“.

Und gerade in diesem Fach haben Forscher in Franken wichtige Kapitel der deutschen Wissenschafts- und Wirtschaftsgeschichte geschrieben. Anlass für die Ausstellung ist ein rundes Jubiläum: Vor 50 Jahren wurde an der Uni in Erlangen das Institut für Mathematische Maschinen und Datenverarbeitung (IMMD) gegründet – als eines der ersten Informatik-Institute in Europa.

Dessen erster Chef Prof. Wolfgang Händler und seine Mitarbeiter waren angetrieben von der Idee, eine universitäre Informatik-Ausbildung und -Forschung in der Metropolregion zu schaffen. Sie sollte in Deutschland zum Vorreiter in dem damals noch jungen Fach werden.

Schon damals forschten die Wissenschaftler an der Parallelrechentechnik, die den Rechenaufwand auf mehrere Prozessoren verteilt und so die Arbeitsgeschwindigkeit erhöht. Nur dank der Weiterentwicklung dieser Technik können heute alltägliche Geräte wie Smartphone und PC überhaupt funktionieren.

Händler war es auch, der einen Grundstein für die heutige Sammlung legte. Bereits 1948 hatte er begonnen, Objekte und Unterlagen über die Entwicklung des Computerwesens zu sammeln. Den zweiten Grundstein legte Franz Wolf, von 1968 bis 1999 Leiter des Regionalen Rechenzentrums Erlangen, der ausrangierte Geräte seiner Abteilung vor der Vernichtung rettete. Rechenmaschinen, Plattenspeicher, Platinen, Relais und Schaltelemente – vor wenigen Jahren waren sie noch Hightech. Jetzt sind sie Museumsstücke.

Gezeigt werden zum Beispiel eine „CD 3300“ von Control Data (1968), die „TR 440“ von Telefunken (1973) und die von Thinking Machines produzierte „CM-5“ (1991). Sie war einer der ersten Parallelrechner und wurde in Stephen Spielbergs „Jurassic Park“ als blinkendes Kontrollgerät berühmt. Aus jüngerer Zeit stammen der legendäre Commodore C64 und der erste Apple iMac. Außer den Objekten selbst gibt es viele Themeninseln und Mitmachstationen sowie Infos zu den Personen hinter den Rechnern.

Die Ausstellung „Vom Abakus zu Exascale. 50 Jahre Informatik aus Franken“ im Museum Industriekultur, Äußere Sulzbacher Straße 62, in Nürnberg ist dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 5 Euro (ermäßigt 3 Euro). Dafür kann zudem das gesamte Museum besichtigt werden.

www.iser.uni-erlangen.de

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