Roßtal macht erstmals wieder neue Schulden

28.3.2017, 06:00 Uhr
Roßtal macht erstmals wieder neue Schulden

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Kämmerer Richard Witt begann seine Haushaltsrede mit einem Superlativ: "Wir erreichen im Vermögenshaushalt mit 11,3 Millionen Euro erneut ein Rekord-Volumen – ich kann ruhigen Gewissens sagen: Dies ist der größte Haushalt seit 954." In dem Jahr wurde Roßtal zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Der größte Teil der Investitionen, insgesamt rund sieben Millionen Euro, fließt in die Schaffung hochwertiger Betreuungsplätze in Kindertagesstätten sowie in Spiel- und Bolzplätze für Kinder.

Zudem fallen alleine heuer wieder rund 1,1 Millionen Euro in die Entwässerung. "Im Haushaltsjahr 2016 begonnene Projekte werden konsequent zu Ende geführt und Ausgabereste aus dem Vorjahr nach Möglichkeit weitestgehend aufgelöst", erläuterte Witt. Er betonte: "11,3 Millionen sind aber nicht nur Zahlen auf dem Papier. Dieses Finanzvolumen will auch von der Verwaltung abgearbeitet sein – angefangen von der Planung über die Beschlussfassung bis hin zur Baubegleitung und -überwachung und zur finanztechnischen Abwicklung in der Kämmerei und Kasse."

Ran an die Rücklagen

Obwohl sich das Haushaltsjahr 2016 positiv entwickelt hatte und "die geplante Zuführung vom Verwaltungs- zum Vermögenshaushalt in Höhe von rund 2,55 Millionen Euro wieder deutlich überschritten werden dürfte", so Witt, mussten die Rücklagen angefasst werde. Der Grund: Die für 2016 vorgesehenen Einnahmen in Höhe von 3,4 Millionen Euro aus Grundstücksverkäufen des Baugebiets 11 "Im Roßtaler Süden" können erst im Haushaltsjahr 2017 realisiert werden. Dadurch war keine Tilgung bei Bayerngrund möglich. Bei einer Kreditaufnahme von 1,97 Millionen Euro und einer ordentlichen Tilgung von 1,4 Millionen Euro beträgt die Nettoneuverschuldung daher 570 000 Euro. "Bei einer Gesamtinvestitionssumme von fast 11,72 Millionen Euro liegt die Fremdfinanzierungsquote bei lediglich 4,86 Prozent und ist damit moderat", beruhigte Witt. Erfreulich aus Kämmerer-Sicht sind die Zahlen bei den Schlüsselzuweisungen: Die staatliche Ausgleichsleistung für Kommunen ist trotz einer deutlichen Korrektur nach unten um 520 000 Euro mit 1,57 Millionen Euro wieder auf hohem Niveau.

Größte Einnahmequelle des Marktes ist die 15-prozentige Beteiligung an der Einkommenssteuer, Witt hat sie für 2017 "konservativ auf 6,21 Millionen Euro geschätzt".

Aufgrund der gestiegenen Umlagekraft Roßtals ergibt sich jedoch auch beim prozentual gleich gebliebenen Hebesatz der Kreisumlage eine Steigerung um gut 400 000 Euro auf rund 4,2 Millionen Euro.

Als "zukunftsfähig und nachhaltig" bezeichnete Bürgermeister Johann Völkl den Haushaltsplan 2017, den das gesamte Gremium in einem Workshop gemeinsam vorbereitet und erarbeitet hatte. "Er ist solide aufgestellt, gestaltet die Zukunft Roßtals und bringt unseren Ort voran", lobte auch SPD-Fraktionsvorsitzende Birgit Höfling das Zahlenwerk.

Ihre CSU-Kollegin attestierte dem "in umfassender Form fraktionsübergreifend durchgesprochenen Haushalt" solide Finanzierung, Generationengerechtigkeit und dass man mit jedem Euro an Ausgaben die Zukunft im Blick habe.

Hartmut Igel von den Freien Wählern kritisierte die hohe Entnahme aus den allgemeinen Rücklagen, "die uns den Haushalt 2017 gerettet hat, aber noch akzeptabel ist". Auch Michael Brak von den Grünen zeigte sich zufrieden, "ganz nebenbei hat man noch den Schuldenstand um 6,2 Millionen reduziert", das zeige, dass vernünftig gearbeitet würde. "Wir müssen aber dafür sorgen, dass in der Verwaltung auch ausreichend Personal zur Verfügung steht", betonte er abschließend. Einstimmig verabschiedete das Gremium den Haushalt 2017.

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