Roßtal schlägt wieder die Stunde

21.4.2015, 13:00 Uhr
Roßtal schlägt wieder die Stunde

© Foto: Thomas Scherer

Damals war ein gut zwei Kilogramm schwerer Stein aus der fast 1000-jährigen Kirchturmmauer gebrochen. Regen, Schnee und Frost hatten ihr stark zugesetzt. Eingedrungenes Wasser, gepaart mit scharfem Frost, sprengten den Steinbrocken in rund 20 Metern Höhe aus seinem Mörtelbett. Dass damals nicht mehr passierte, darüber ist Pfarrer Jörn Künne noch heute erleichtert.

Der Steinschlag von Roßtal gab den Anstoß zu umfangreichen Steinsicherungs- und Sanierungsarbeiten am Kirchturm. Bereits zur Kirchweih 2013 wurde der Turm eingerüstet. Ein halbes Jahr sollte dieser Zustand dauern. Tatsächlich machten Winter und Frost daraus mehr als die doppelte Zeit.

Die evangelische Kirchengemeinde nutzte das Gerüst auch zur Sanierung der Kirchturmuhren und ihrer großen Zifferblätter, die neu lackiert wurden. Die Zeiger selber wurden wieder vergoldet und dann montiert. Doch aus ungeklärter Ursache verweigerten drei von vier Uhren schnell ihren Dienst. Nur die Norduhr zeigte dem gegenüberliegenden Rathaus an, welche Stunde es geschlagen hat.

Fassadenkletterer im Gespräch

Noch während alle über einen Zugang zu den Zifferblättern in rund 30 Metern Höhe sinnierten – auch ein Fassadenkletterer war im Gespräch — ereignete sich der zweite Kirchturmsturz: Am Mittag, 17. Januar, klingelte bei Pfarrer Künne das Telefon. Der Wirt des Gasthauses „Weißes Lamm“ auf der anderen Seite des Friedhofes teilte Künne mit, dass ihm Gäste gerade einen der beiden Uhrzeiger von der Westseite vorbeigebracht hätten. Ein heftiger Sturm an diesem Tag hatte ihn aus seiner Halterung gerissen. Weil Gefahr im Verzug war, sperrte der Markt Roßtal unverzüglich den Friedhofsdurchgang auf der Westseite der Kirche, bis sich der Sturm beruhigt hatte.

Vergangene Woche rückte schweres Gerät in Form einer fahrbaren Arbeitsbühne sowie der Uhrenbauer an. Rund 30 Meter über dem Boden wurde die Montage und die Fehlersuche ausgeführt. Der beim Sturz nur wenig beschädigte Zeiger ist jetzt ebenfalls wieder an Ort und Stelle. Seither wissen wieder alle Bewohner Roßtals, welche Stunde ihnen geschlagen hat.

Keine Kommentare