Routinen und Raffinessen

16.12.2018, 19:03 Uhr

Süßer die Pfeifen nie klingen? Für ihre diesjährigen Weihnachtskonzerte haben die Nürnberger Symphoniker mit Christian Schmitt jedenfalls einen hochkarätigen und international renommierten Orgel-Solisten gewinnen können. Den Glocken-Part übernahmen derweil die Hymnus-Chorknaben: Wenn Jünglinge singend und frohlockend auf der Bühne stehen, ist die Kritikerfloskel von den "Glockenstimmen" bekanntlich nicht fern.

Dieses Prädikat, Klischee hin oder her, trifft auf die intonationssicheren Jungs aus Stuttgart natürlich zu – auch wenn es das festliche Programm rund um John Rutter und die üblichen "Verdächtigen" verdient gehabt hätte, mit etwas Kreativität, Feinschliff und Engagement über eine bloße Routinearbeit erhoben zu werden.

Das soll verziehen sein, denn für so einen Chorknaben ist die Weihnachtszeit mit all ihren Oratorien ohnehin Stress pur. Wer noch das letztjährige Konzert mit einem wenig standhaften tschechischen Knabenchor in Erinnerung hat, sollte ohnehin schon froh sein, dass diesmal kein Kind umkippte.

Zwiespältiges kam von der Orgel

So viel zu den Glocken. Kommen wir zu den Pfeifen. Dass die Steinmeyer-Orgel nicht zu den klangschönsten Instrumenten Nürnbergs und die dazugehörige Meistersingerhalle nicht zur akustischen Elite gehört, dürfte jedem klar sein. Doch nicht nur daran dürfte es liegen, dass Marcel Duprés schwierige "Variations sur un Noël" in der Registrierung so unstrukturiert und diffus tönten, dass der unbedarfte Hörer den harmonischen Raffinessen kaum noch folgen konnte.

Viel besser funktionierte das bei der fulminanten Dupré-Bearbeitung von Franz Liszts Choral "Ad nos, ad salutarem undam" für Orgel und Orchester: Hier fand Schmitt für sphärische Momente gleich wie auftrumpfende Akzente die richtigen Schalter der Traktur. Nur hätten in der finalen Apotheose ruhig alle Register gezogen werden können.

Erstaunliches holte derweil Rainer Johannes Homburg aus den Symphonikern heraus: Blendendes Blech, sinnliche Streicher, differenzierte Dynamik – so hört man das gerne. Und stimmt umso fröhlicher das gemeinsame Abschlusslied an, das zusammen mit Mendelssohns Choralkantate "Verleih uns Frieden gnädiglich" ein besinnliches Ende besorgte.

Keine Kommentare