Streik-Ende: Bahnverkehr in Franken normalisiert sich wieder

23.5.2015, 09:28 Uhr
Nach dem Streikende normalisiert sich der Bahnverkehr wieder langsam.

© Maria Schöpf Nach dem Streikende normalisiert sich der Bahnverkehr wieder langsam.

Am Freitag kam es im Regionalverkehr in Franken und Oberbayern noch zu Einschränkungen, seit Samstag fahren die Züge in der Region wieder wie gewohnt. Lediglich auf den Strecken Roth - Hilpoltstein und Wicklesgreuth - Windsbach fährt bis Montag Betriebsschluss ein Schienenersatzverkehr mit Bus.

Aber Achtung: Im S-Bahnverkehr Nürnberg gilt im Zusammenhang mit Bauarbeiten noch bis Pfingstmontag der Ersatzfahrplan! Hier wird den Fahrgästen empfohlen, sich vorab zu informieren, welche Züge verkehren.

Generell empfiehlt die Bahn, sich via Liveauskunft vor Fahrtantritt zu informieren.

Schlichtung auf drei Wochen angesetzt

Nach dem Ende des GDL-Streiks soll die Schlichtung am kommenden Mittwoch (27. Mai) beginnen, sie ist für drei Wochen angesetzt. Bis Mitte Juni sind die Streiks damit ausgesetzt, denn während des Verfahrens herrscht Friedenspflicht. Zwei externe Schlichter sollen den seit Mitte 2014 tobenden Tarifstreit nun beenden helfen: der brandenburgische Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) für die Deutsche Bahn und der thüringische Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) für die GDL. Bis wann genau der Bahnverkehr bundesweit wieder voll angelaufen ist, war zunächst noch nicht genau abzusehen.

In Mannheim sagte ein GDL-Sprecher, die Lokführer ließen sich nicht alle sofort zurück an ihren Arbeitsplatz rufen. Dies werde seine Zeit brauchen. Ein Bahn-Sprecher erklärte: "Die Umstellung auf den regulären Fahrplan kann sich durchaus bis zum späten Nachmittag hinziehen." "Wir sind sehr erleichtert, unsere Kunden und Mitarbeiter können aufatmen", sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber. "Schlichten statt streiken ist das Gebot der Stunde."

Ziel müsse es nun sein, wieder Ruhe in die Bahn-Betriebe zu bringen. GDL-Chef Claus Weselsky erklärte: "Nach fast einem Jahr Tarifkonflikt konnte mit dem Druck im neunten Arbeitskampf der gordische Knoten durchschlagen werden. Wir gehen davon aus, dass damit eine positive Grundlage für die Verhandlungen in der Schlichtung geschaffen ist." Das Ringen zwischen den Tarifparteien um den Beschluss einer Schlichtung hatte laut GDL bis in die Morgenstunden gedauert.

Die Gewerkschaft hatte den jüngsten Streik am Dienstag im Güterverkehr begonnen, seit Mittwoch wurde auch im Personenverkehr gestreikt. Die Arbeitsniederlegungen waren ohne Endzeitpunkt angekündigt worden, nach früheren Äußerungen Weselskys sollten sie allerdings noch länger dauern als der vorangegangene rund sechstägige Streik Anfang Mai. Am bevorstehenden Pfingstwochenende drohten damit massive Behinderungen, wegen voller Straßen wurden "Superstaus" befürchtet.

Am Dienstag hatten Vorgespräche zwischen Bahn und GDL begonnen, die der frühere Bundesarbeitsrichter Klaus Bepler moderiert hatte. Nach GDL-Angaben gelang eine Einigung mit dem Bahn-Management darauf, dass Tarifverträge mit anderen Gewerkschaften für die Annahme eines Schlichterspruchs und den neuen GDL-Tarifvertrag keine Rolle spielen. Die Bahn äußerte sich zu diesem Punkt zunächst nicht.

"Die GDL kann für all ihre Mitglieder des Zugpersonals in den DB-Eisenbahnverkehrsunternehmen die Tarifverträge verhandeln und abschließen", erklärte die Gewerkschaft. Dies war die zentrale Vorbedingung Weselskys für eine Schlichtung: Die GDL müsse nicht nur für Lokführer, sondern auch für andere Berufsgruppen wie Zugbegleiter oder Bordgastronomen verhandeln dürfen. So ist ihr zufolge auch der Streit um die Lokrangierführer beigelegt, diese würden jetzt "als Lokomotivführer eingruppiert". Die eigentlichen Tarifverhandlungen etwa zu Arbeitszeit, Lohn und Überstunden-Abbau könnten nun beginnen.

Seit Donnerstagabend setzt der bundeseigene Konzern auch seine Tarifverhandlungen mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG, die mit der GDL konkurriert, fort.

Es geht doch: Bahn (links Personalchef Ulrich Weber) und GDL (rechts Vorsitzender Claus Weselsky) haben eine Einigung erzielt.

Es geht doch: Bahn (links Personalchef Ulrich Weber) und GDL (rechts Vorsitzender Claus Weselsky) haben eine Einigung erzielt. © dpa

Ein Streik seiner Mitglieder über Pfingsten sei ausgeschlossen, sagte EVG-Gewerkschaftssprecher Uwe Reitz. Bei einem Scheitern der Verhandlungen werde es kommende Woche aber in jedem Fall einen Warnstreik geben, allerdings frühestens ab dem Dienstag. Grund dafür sei, dass die EVG mit dem Ausstand nicht die Reisenden, sondern allein das Unternehmen treffen wolle. Bei der nunmehr zwölften Verhandlungsrunde seien strukturelle Fragen wie etwa die Regelung von Pausenzeiten abgeschlossen.

Im Laufe des Abends und möglicherweise auch noch bis Freitagfrüh ginge es nun um "materielle Fragen" wie Lohnerhöhungen und die Laufzeiten der Tarifverträge, sagte Reitz. Insbesondere in diesen letzten Punkten hatte die Gewerkschaft Nachbesserungen von der Deutschen Bahn gefordert. Anders als die Lokführergewerkschaft GDL hat die EVG in dieser Tarifrunde noch kein einziges Mal zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Die beiden Gewerkschaften hatten sich nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können. Deshalb verhandeln beide für alle ihre Mitglieder und damit teilweise auch für dieselben Berufsgruppen. Die Deutsche Bahn will jedoch konkurrierende Regelungen innerhalb einer Berufsgruppe verhindern.

Die Bahn hat eine kostenlose Servicenummer unter 08000 99 66 33 geschaltet. Dort kann man sich vor Reisebeginn über Änderungen im Fahrplan informieren.

"The Weselsky is the limit": So hatte das Netz auf die Ankündigung des Mega-Streiks reagiert.

Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

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