Schnaittach: Mittelalterliches Badhaus erfolgreich renoviert

24.9.2015, 08:16 Uhr
Der südliche Giebel des Schnaittacher Schmuckstückes kurz vor der Fertigstellung. Im Erdgeschoss fehlen noch der Putz und die Farbe.

Der südliche Giebel des Schnaittacher Schmuckstückes kurz vor der Fertigstellung. Im Erdgeschoss fehlen noch der Putz und die Farbe.

Wissenschaftliche Untersuchungen vor über zehn Jahren belegen die Existenz des Badhauses seit mindestens 1305. In der Denkmalpflege sind explodierende Kosten ja keine Seltenheit und die Schätzung voraussichtlich zu erwartender Baukosten ist generell sehr schwierig. Umso bemerkenswerter ist die Leistung der Altdorfer Firmen unter der Leitung des Altdorfer Architekten Rolf Scharrer, der für alle Architektenleistungen verantwortlich war: Entwurf, Planung, Vergabe und Bauleitung.

Vergleichbare Probleme

.

Für die Lederesmühle haben die Kosten, wie kürzlich berichtet, bereits die 1-Million-Euro-Marke nach oben durchbrochen.

Für die Lederesmühle haben die Kosten, wie kürzlich berichtet, bereits die 1-Million-Euro-Marke nach oben durchbrochen.

Das Schnaittacher Baudenkmal war, laut Aussage Scharrers, von den konstruktiven und denkmalpflegerischen Anforderungen nicht "einfacher" zu renovieren als z.B. die Lederesmühle in Altdorf. Ähnliche Baugeschichte: Beide Häuser haben alte Vorgängerbauten. Die Lederesmühle wird auf Anfang des 17. Jahrhunderts datiert, das Badhaus wurde sogar schon Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut. Beide wurden im 18. Jahrhundert grundlegend umgebaut.

Das Fachwerk des Schnaittacher Baus stammt von 1725. Vor dem Hintergrund der horrenden Steigerung der Sanierungskosten der Lederesmühle auf über eine Million ist es interessant, dass sich die Kosten der Renovierung des alten Schnaittacher Badhauses im Lauf der Ausführung nicht erhöht haben, obwohl Scharrer den ursprünglichen Zustand als nahezu „ruinös“ bezeichnete und die Renovierung sich als nicht einfach entwickelte.

Schwieriger Beginn

Der am Objekt interessierte Bauherr hatte den Altdorfer Architekten um eine Vorab-Schätzung gebeten, denn er wollte das Vorhaben nur dann realisieren, wenn dies unter einer Million Euro machbar sein würde. Die Schätzung Scharrers deckte sich mit dieser Vorgabe – und die nun fertiggestellte Sanierung blieb exakt bei der zunächst geschätzten, später konkret geplanten Summe.

Und dazu, so der Altdorfer Architekt, hat die reibungslos verlaufene Zusammenarbeit der Altdorfer Firmen – Zimmerei Thalhäuser, Wallenstein Stuck, Schreinerei Danibo, Malergeschäft Frauenknecht, Schlosserei Mederer und Restaurator Eberhard Holter – entscheidend beigetragen.

In der mehr als dreijährigen Planungs- und Bauzeit hatten sich wiederholt Probleme aufgetan, so u.a. die statische Stabilisierung und Sicherung des Tragsystems und des Dachtragwerks, die Veränderung des Grundrisses unter Erhaltung für den Denkmalschutz wesentlicher Punkte wie Gewölbeansätze, Stützpfeiler und Fachwerkwände, die Abstimmung verschiedener Entwurfsvarianten mit dem Landesamt für Denkmalpflege und die, wann immer mögliche, Erhaltung der alten Balken.

Die schadhaften wurden aufwändig und dadurch kostenintensiv ergänzt. Nicht vergessen werden darf, dass energetische Kriterien zu erfüllen waren, das Badhaus komplett barrierefrei ist und über einen Aufzug verfügt – was natürlich für den Finanzplan nicht unerheblich ist.

Stadt ist Bauherrin

Und obwohl es vom Bauvolumen her größer ist als die Altdorfer Lederesmühle waren die Kosten beim Badhaus in Schnaittach niedriger, als es der derzeitige Stand für das Altdorfer Projekt erwarten lässt. Wobei es bei den beiden Bauprojekten einen wesentlichen Unterschied gibt: In Schnaittach baute ein Privatmann, in Altdorf ist die Stadt die Bauherrin. Sie musste die Arbeiten öffentlich ausschreiben und sich an Vorgaben halten, die unter anderem vorsehen, dass der günstigste Anbieter zum Zug kommen muss.

1 Kommentar