Schule Oberweihersbuch: Klein und nicht optimal

16.11.2015, 06:00 Uhr
Schule Oberweihersbuch: Klein und nicht optimal

© Foto: Beate Dietz

Gabriele Klenk nutzte die Gunst der Stunde, um über 60 Minuten lang alle Argumente aufzulisten, die für die Schließung des kleinsten Standortes mit aktuell 86 Kindern in vier Klassen sprechen. Voraus schickte die Rektorin, dass die Entscheidung nicht sie fälle, sondern der Sachaufwandsträger, sprich die Stadt Stein. Für sie, so Klenk, gehe es um die „Optimierung der Schulsituation unserer Kinder unter rein pädagogischen Aspekten“. Sie selbst bedauerte das „politische Tauziehen“ um das Thema, denn Junge Union und CSU hatten sich im Vorfeld bereits pro Standort Oberweihersbuch positioniert und gegen einen Umzug von vier Klassen in die Mittelschule am Neuwerker Weg ausgesprochen.

Viele Angebote, die Kinder in den Schulhäusern Neuwerker Weg oder Mühlstraße nutzen könnten, seien in Oberweihersbuch schon allein aus räumlichen Gründen nicht realisierbar, sagte die Rektorin, dafür sei das Gebäude schlicht zu klein: Lernen an Stationen oder Arbeit in Kleingruppen seien nicht möglich. Auch personell gebe es Probleme, so müsse sich die Schule beispielsweise Lehrkräfte für Religion und Ethik nicht nur mit anderen Schulen teilen, sondern auch noch in ihre drei Häuser schicken. Ähnlich sei dies bei speziellen Förderangeboten etwa für Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche.

Um die passenden Gruppen in Religion oder Ethik zu bilden oder um zum Sportunterricht zu kommen, müssen die Kindern aus dem Ortsteil zum Neuwerker Weg nach Deutenbach per Schulbus fahren: Rein rechnerisch, so zitierte Klenk eine Lehrkraft, entfallen durch die Fahrten jeweils 17 Stunden Unterricht pro Schuljahr in den beiden Fächern.

Und die Rektorin listete weitere Nachteile auf: fehlende Fachräume für Musik oder Werken, prekäre Aufsichten, wenn eine Lehrkraft in der kleinen Schule krank werde.

Außerdem blickte Klenk auf die Schulentwicklung. Zum Schuljahr 2016/17 würden zwar noch 40 Einschulungen aus Oberweihersbuch erwartet, aber im Jahr darauf seien es nur noch acht. Dann müsste das Haus mit Kinder aus anderen Stadtgebieten aufgefüllt werden, um noch Klassen bilden zu können. Ausführlich sprach sie die organisatorischen Probleme mit den vielen Fahrten zwischen den Häusern, den zahlreichen täglichen Telefonaten oder der schwierigen Stundenplangestaltung an.

Stadtrat muss noch diskutieren

Doch ob es nun bei drei Häusern bleibt oder zwei daraus werden, das wird der Stadtrat entscheiden. Eine Diskussion, sagte Bürgermeister Krömer, ist darüber noch nicht geführt worden. Vermutlich wird in diesem Jahr auch keine Entscheidung mehr fallen. Krömer betonte jedoch zugleich, dass es wohl erlaubt sein müsse, darüber nachzudenken, frisch sanierte Räumlichkeiten in der Mittelschule sinnvoll zu nutzen. Die Stadt gibt für die Arbeiten in dem Gebäude immerhin über sechs Millionen Euro aus, eine der aktuell größten Investitionen.

Die betroffenen Eltern hatten den geringsten Redeanteil des Abends. Etliche brachten ihre Ansicht zum Ausdruck, dass Schulleiterin Klenk den Eindruck erweckt habe, in Oberweihersbuch sei nur sehr eingeschränkt Unterricht möglich, von Förderung könne keine Rede sein. Wie sei es dann möglich, dass der Schulstandort Oberweihersbuch die höchsten Übertrittsquoten auf weiterführende Schulen habe?

Viele betonten, dass sich ihre Söhne und Töchter an der Schule sehr wohl fühlten. Sie meinten, die familiäre Atmosphäre gleiche vieles aus, was es an der Schule nicht gebe. Sorgen machten sich zahlreiche Eltern wegen des längeren Schulweges für ihre Kinder, die nach einer Schließung mit dem Bus fahren müssten. Zweifel kamen an der niedrigen Zahl der Schulanfänger auf, die Klenk für das Jahr 2017/18 genannt hatte.

Eine Mutter fasste schließlich zusammen: „Ich sehe das Optimierungspotenzial, aber das gute Niveau und Klima in Oberweihersbuch wiegt vieles auf. Bitte brechen Sie keine Entscheidung übers Knie“, appellierte sie an die Stadträte. Insgesamt hatten 760 Bürger einen Appell zum Erhalt der Schule Oberweihersbuch unterschrieben. Einer der Klassenelternsprecher, Kornelius Robens, überreichte das dicke Paket an Bürgermeister Krömer. Und nicht nur die Unterschriften lagen bei, sondern ebenso die Argumente für den Erhalt. Das gewichtigste: „eine wohnortnahe Versorgung“. Dass dies ein wichtiger Wunsch ist, wurde aus etlichen Statements der Eltern klar: Sie wären nicht nach Stein und in das Fabergut gezogen, wenn es dort nicht eine nahe Schule für ihre Kinder gegeben hätte.

Keine Kommentare