Sensibler Mann mit Welpenblick

25.5.2012, 11:15 Uhr
Sensibler Mann mit Welpenblick

© Thomas Frey (dpa)

Der Rheinland-Pfälzer aus Neustadt (Wied) kämpft mit der Gänsehaut-Ballade «Standing Still» an diesem Samstag beim Eurovision Song Contest (ESC) um die europäische Musikkrone. Der gelernte Industriemechaniker hat sich selbst das Ziel gesetzt, unter die ersten zehn der 26 Anwärter zu kommen.

Seine Nervosität vor dem größten Auftritt seines Lebens will er mit Süßigkeiten bekämpfen, wie er bei einem Treffen in Baku erzählt. Und auf jeden Fall will er zu seinem Stoppelbart eine Mütze tragen. Roman Lob, am 2. Juli 1990 in Düsseldorf geboren, aber in Neustadt aufgewachsen, hat in Baku eine unerwartet gute Figur gemacht, wie Beobachter immer wieder sagen. Musikalisch beeinflusst sieht er sich von Xavier Naidoo und Lionel Richie. Er selbst sang als Teenager in der Band Rooftop Kingdom.

Bei den Partys am Rande des ESC in den Clubs von Baku jubeln ihm weibliche und männliche Fans in Scharen zu und drängen sich um den Teenager-Schwarm aus Deutschland. Bei einem Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters in Baku begleitet ihn Hausherr Herbert Quelle selbst am Klavier, als Roman Lob wie so oft mit fester Stimme sicher und live singt. Fans sprechen von Glückshormonen und Gänsehaut, wenn sie seine Stimme hören.

Der Musiker Thomas D von der Hip-Hop-Gruppe Die Fantastischen Vier, der Roman Lob in Baku begleitet, lobt seinen Schützling als spontanen jungen Künstler und sensiblen jungen Mann, der sich auch vor internationalem Publikum nicht verstelle. «Es ist schön zu sehen, dass er er selbst bleibt. Er macht das richtig gut», sagt der 43-Jährige über Lob, der als Kind der Generation Castingshow gilt. 2007 machte er in der RTL-Show «Deutschland sucht den Superstar» mit und kam unter die besten 20.

Auch der Grand-Prix-Experte Irving Wolther stellt ihm ein gutes Zeugnis aus. «Roman macht sich in meinen Augen überraschend gut», sagt der auch «Dr. Eurovision» genannte Dozent der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Nach der Fernsehsendung «Unser Star für Baku» sei er eher skeptisch gewesen. «Nicht weil Roman untalentiert wäre, sondern einfach, weil der Song schon sehr durchschnittlich ist», sagt Wolther in Baku.

Der Sänger mit dem Welpenblick sei auf jeden Fall der richtige Vertreter für Deutschland. «Was man aber nicht machen sollte: Ihn mit Lena vergleichen. Dafür ist er dann doch zu sehr ein Produkt der Musikindustrie und hat zu wenig Ecken und Kanten», meint Wolther. «Das ist kein Vorwurf. Er muss erst lernen, seine Persönlichkeit stärker zu betonen.»

Immer wieder hat der junge Sänger gesagt, er wolle Deutschland würdig vertreten. Auch nach dem ESC will Lob, der gern Snowboard fährt und Klavier, Gitarre und Schlagzeug spielt, weiter singen - der Beweis ist sein auf die Brust tätowiertes Mikrofon für seine Liebe zur Musik. Mit seinem Album «Changes» geht er im Herbst auf Tournee in Deutschland.

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