So macht Lesen Spaß: Lesepaten unterstützen Schüler

10.10.2015, 09:52 Uhr
Kerstin Stocker, Steffi Daubel und Ruth Schneider (v. links) bereiten die neue Schulzeit für die Aktion "Lesepaten".

© Andrea Pitsch Kerstin Stocker, Steffi Daubel und Ruth Schneider (v. links) bereiten die neue Schulzeit für die Aktion "Lesepaten".

„Lesen kostet Zeit“, sagt Grundschulrektorin Ruth Schneider. Die Lehrer können das in Klassen mit im Schnitt 27 Kindern nicht mehr leisten. Daher gibt es seit einem Jahr das Projekt „Lesepaten“ für die ersten und zweiten Klassen der Grundschulen Altensittenbach und Hersbruck. Und diese derzeit 12 ehrenamtlichen Frauen und Männer würden sich über Zuwachs freuen.

Das Konzept "Lesepaten"

Lesepaten an einer Schule, das war Schneider nicht unbekannt: „Aber bislang gab es die nur vereinzelt und meist waren es Eltern, organisiert war es nie.“ Eine tolle Sache, die „gerne bekannter werden darf“, fand Schneider das aber schon immer. Daher rannte Kerstin Stocker von „WinWin“, dem Freiwilligenzentrum im Nürnberger Land, mit dem Angebot, einen Konzeptvorschlag für die Grundschule zu erstellen, bei der Rektorin offene Türen ein.

„Es gibt nämlich kein offizielles Landkreis-Projekt, in dem Ehrenamtliche den Schülern beim Lesen und Lesenlernen helfen“, blickt Stocker auf letztes Jahr zurück. Der Hintergedanke: dieses (Erfolgs-)Modell über weitere Bildungseinrichtungen zu multiplizieren, es am Schulamt vorzustellen und im ganzen Landkreis zu etablieren. Also machte sich Stocker daran, der Schule die bürokratischen und organisatorischen Arbeiten abzunehmen, kümmerte sich um die Beschaffung von Führungszeugnissen, gab Tipps, terminierte halbjährliche Treffen und – suchte nach Lesepaten.

Eine, die sich damals gleich angesprochen fühlte, war Steffi Daubel: „Hautnah zu erleben, wie Kinder das Lesen lernen, den Entwicklungsprozess zu beobachten, das hat nur Glücksgefühle bei mir ausgelöst!“ Sie hat, wie ihre elf Kollegen auch, eine Klasse betreut und mit der Lehrkraft ausgemacht, wie oft und wie lange sie gebraucht wird. „Das ist ja ein Ehrenamt und daher wird der Einsatz mit den Lesepaten abgestimmt, denn es soll ihnen ja Spaß machen“, betonen Schneider und Stocker.

Abstimmung mit der Lehrkraft

Daubel war beispielsweise immer zwei Schulstunden da und die Lehrerin hat die Kinder ausgewählt und nacheinander zu ihr geschickt. Dabei gab es Jungen und Mädchen, die jedes Mal kamen, aber auch die guten Leser („Ich will auch mal!“) bekamen ihre Zeit mit der früheren Berufsschullehrerin.

Was gelesen wurde, suchte die Klassleiterin aus, erklärt Schneider den Ablauf. Wer denkt, bei den Lesepaten gehe es ums Vorlesen, der irrt. „Die Kinder lesen selbst und ich frage sie dann zum Beispiel, was ein Wort bedeutet“, erzählt Daubel. Sie war erstaunt, dass Leicht-Lesende sich mit dem Erklären oft schwerer taten, als die Jungs und Mädchen, die sich das flüssige Lesen hart erarbeiten mussten.

„Gerade in den ersten Jahren ist es wichtig, dass Kinder laut lesen, um Betonungen zu üben“, weiß Schneider. Hier müssen die Lesepaten notfalls helfen. „Ich habe mir immer Notizen gemacht für die Lehrerin, wer sich verbessert hat oder welche Buchstaben den Kindern noch schwer fallen“, sagt Daubel. Das fiel den Schülern natürlich auf. Auf die Frage, was sie denn da schreibe, meinte Daubel oft: „Schau, du hast ein Sternchen von mir bekommen!“ Denn Lob, finden die drei Damen, komme in der Gesellschaft zu kurz und sei dabei so wichtig zur Motivation.

Lesepaten gesucht

Eine pädagogische Ausbildung ist dafür nicht nötig. „Lesepaten müssen nur Kinder mögen und Zeit haben“, zählen Stocker und Schneider die Voraussetzungen auf. Bei wem nun das Interesse geweckt ist, der kann sich bei der Grundschule oder bei Kerstin Stocker (k.stocker@nuernberger-land.de, 09123/9506700) melden.

Ein erstes Treffen für die Lesepaten ist am 13. Oktober um 11 Uhr in der Grundschule Hersbruck (1. Stock, beim Sekretariat). Und wer weiß, vielleicht können die Neulinge dann auch wie Daubel sagen: „Das ist eine Bereicherung für mein Leben.“

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