Sorgen um ein Wohnquartier

9.8.2010, 09:00 Uhr
Sorgen um ein Wohnquartier

© André de Geare

Kürzlich hat der Bauausschuss gegen die Stimmen des Grünen-Stadtrats Harald Riedel und Herbert Schlicht von der CSU dem Vorhaben grünes Licht signalisiert. Für Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) ist die geplante Nachverdichtung für 70 zusätzliche Wohnungen in fünf neuen Häusern, die bis zu fünf Stockwerke haben, „allemal besser als Neubauten auf der grünen Wiese“.

Schlichts Kritik am vorgesehenen Abholzen von 55 Bäumen, von denen 44 eigentlich unter Schutz stehen, kontert Jung mit dem Hinweis auf vorgeschriebene Ersatzpflanzungen. SPD-Fraktionschef Sepp Körbl wiederum hält es für möglich, dass das ESW gar auf einige Neubauwohnungen verzichtet, um eine bessere Durchlüftung des Wohnquartiers zu ermöglichen. Eine Frischluftschneise hält Schlicht für unerlässlich. Riedel beklagt zudem, dass „aus Kostengründen der Parkcharakter der Siedlung geopfert wird“.

Den geplanten Neubauten muss jedoch nicht nur Grünbestand weichen, sondern auch eine erhebliche Anzahl von Anwohnerparkplätzen. Zwar wird das ESW neben der LAC-Halle am Finkenschlag 40 Ersatzparkplätze schaffen, doch die reichen nach Ansicht von Anwohnern wie Dietrich Thümmler bei weitem nicht aus — insbesondere wenn bei Sportveranstaltungen Besucher hinzukommen.

Stellplatz-Probleme

In einem Schreiben an den OB, das auch der Redaktion vorliegt, rechnet Thümmler vor, dass die über 300 ESW-Wohnungen auf der Schwand nicht einmal über 100 Parkplätze verfügen. Auch Grünen-Stadtrat Riedel findet, dass die Stellplatzfrage bei der Planung nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Keine Probleme sieht allerdings ESW-Geschäftsführer Kurt Ullherr. Er hält die Ersatzparkplätze für ausreichend.

Kritik entzündet sich aber auch an den Mieterhöhungen, die den Bewohnern nach den Gebäudesanierungen ins Haus stehen. Ullherr betont auf Anfrage der Fürther Nachrichten, dass sie sich im gesetzlichen Rahmen bewegen werden, und gibt zu bedenken: „Wir haben schließlich auch beim Kauf auf die uns zustehende Mieterhöhung verzichtet.“

Die energetische Sanierung des ersten Wohnblocks hat bereits begonnen. Im nächsten Jahr sollen laut Ullherr die ersten beiden Anbauten entstehen. Der ESW-Geschäftsführer rechnet, dass sich die Gesamtmaßnahme über die nächsten drei Jahre hinziehen wird. Mit den Neubauten will das ESW anspruchsvolle Bewohner anlocken, um dadurch die Mieterstruktur des Wohngebiets zu verbessern.

Die nach der Sanierung der Kalbsiedlung finanziell unter Druck geratene WBG hätte das Quartier auf der Schwand aus eigener Kraft nicht sanieren können. Der Verkauf brachte ihr knapp 14 Millionen Euro ein. Von dem Geld kann sie nun Wohnungen auf der Hardhöhe sanieren.