"Southern Allstars": Allgäu-Orient-Rallye führt in die Wüste

21.12.2014, 16:29 Uhr
Ganz wichtig für die Rallye: "Jeder in der Gruppe muss in der Lage sein, ein Auto am Laufen zu halten", sagt Mark Schneider.

Ganz wichtig für die Rallye: "Jeder in der Gruppe muss in der Lage sein, ein Auto am Laufen zu halten", sagt Mark Schneider.

"Ich bin durch eine Freundin auf die Allgäu-Orient-Rallye aufmerksam geworden", erzählt Mark Schneider. "Dann habe ich mich ein bisschen informiert und Videos angesehen und war sofort begeistert." Der 33-jährige Ottensooser ist Kopf der "Southern Allstars", wie sich sein Team nennt. Im Mai 2015 nehmen sie an dem bayerisch-jordanischen Abenteuer teil. Von Oberstaufen geht es zunächst nach Istanbul, dem historischen Tor zum Orient. Dort zelten alle Teilnehmer drei Tage auf dem großen Platz zwischen Hagia Sophia und der Blauen Moschee.

Mit dem Schiff geht es dann nach Israel und über Land weiter ins jordanische Amman. Drei Wochen dauert die Tour. Unterwegs gilt es, in jedem durchfahrenen Land bestimmte Aufgaben zu erfüllen - die erfahren die Teilnehmer aus ihren Roadbooks, die die Veranstalter aber erst beim Start ausgeben.Begleitet wird Mark Schneider von Jessica Riedel, Jana Zechmann und Nina Krogloth. Zwei Mitglieder fehlen noch. "Jedes Team besteht aus drei Autos und sechs Mann", sagt Schneider. "Wenn man die nicht zusammenbekommt, darf man nicht starten."

Eine weitere Besonderheit in den Teilnahmebedingungen sind die Vorgaben zu den Fahrzeugen: Jedes muss mindestens 20 Jahre alt sein und darf beim Kauf nicht mehr als 1111,11 Euro wert sein. Was die Teams dann anschließend an Arbeit und Geld hineinstecken, um sie für die Rallye, die mittlerweile schon zum zehnten Mal stattfindet, tauglich zu bekommen, ist frei. Finanziert wird das ganze über Spenden und Sponsoren. "Insgesamt kostet die Veranstaltung unser Team an die 30.000 Euro", sagt Mark Schneider. "Alleine können wir das als Privatpersonen gar nicht stemmen. Da sind wir auf finanzielle Unterstützung angewiesen." Offene Briefe an Unternehmen, Werbeaktionen über soziale Medien und ein Aufruf im Radio - die „Southern Allstars“ nehmen ihr Glück in die eigenen Hände. "Es fehlt immer noch etwas."

Technisches Verständnis

Aber geländetaugliche Vehikel sind nicht das einzige, was ein Team braucht, um die Rallye zu meistern. "Jeder in der Gruppe muss in der Lage sein, ein Auto am Laufen zu halten", sagt Mark Schneider. Der Buchbinder ist passionierter Schrauber und hat mehrere Jahre in einer Werkstatt gearbeitet. "Ich habe mit jedem einzelnen so lange geübt, bis die absoluten Grundlagen - Bremsen wechseln oder ähnliches - gesessen haben. Es gibt nichts schlimmeres als eine Panne in der Einöde und jemand hat keine Ahnung, was zu tun ist."

Außer Schneider besteht das Team bisher nur aus Frauen. Sind sie körperlich der Aufgabe gewachsen? "Da gibt es keinen großen Unterschied zu Männern", sagt er. "Die Mädels sind gut drauf und machen ihren Job super." Auch bei der Fahrt durch muslimische Länder erwartet er keine Probleme: "Für die Orte und Gegenden, durch die wir fahren, ist die Rallye ja nichts neues. Außerdem gibt es in jedem Land ein einheimisches Organisationsteam, das sich um die Routen kümmert."

Auf Karten verlassen

Die 33-jährige Jessica Riedel ist der zweite Kopf hinter den "Southern Allstars". Sie reizt, dass die Fahrer sich nicht mit Navigationssystem, sondern nur mit Karten orientieren dürfen. "Das ist schon eine ganz andere Erfahrung." Das Heikle: Die Erzieherin ist Mutter von drei Kindern. Ehemann Ramon Riedel war zunächst gar nicht von der Teilnahme seiner Frau begeistert. "Wenn man das hört, hat man zuerst schon Angst und Bedenken", sagt er. "Es ist ja immerhin eine Tour von mehreren tausend Kilometern durch nicht immer die sichersten Gebiete. Aber ich habe absoluten Respekt vor ihrer Entscheidung und stehe hinter ihr."

Nachdem er sich über die Hintergründe, Ablauf und Organisation der Rallye informiert hatte, half er sogar tatkräftig beim Umbau der Fahrzeuge. "Mittlerweile hätte ich sogar Lust, selbst mitzufahren." "Ich habe auch intensiv und ausführlich mit meinen Kindern darüber gesprochen und ihnen alles erklärt", sagt Jessica Riedel. "Sie finden es total klasse. Vor allem, weil es ja um den guten Zweck geht."

Nicht nur eine Fun-Rallye

Karitatives Engagement ist das Hauptmotiv hinter der Veranstaltung. Auf der offiziellen Homepage heißt es: "Die Allgäu-Orient-Rallye ist von Anfang an nicht nur eine Fun-Rallye! In jedem Jahr werden aus den Erträgen der Fahrzeuge und anderen Quellen der Rallye soziale Projekte gefördert." Dazu gehören Wasseraufbereitungsanlagen, Hilfe für behinderte Kinder, Kleidung, Spielzeug und sogar eine Käserei! "Der Charity-Gedanke steht - neben dem Spaß und dem Abenteuer - ganz oben auf unserer Liste", sagt Mark Schneider. "In Ungarn spenden wir einem Tierheim Futterkonserven, Decken und Spielzeuge und in Bulgarien unterstützen wir entweder ein Frauenhaus oder ein Kinderheim mit Kleidung und anderen Sachen."

Nach der Ankunft in Jordanien werden die Fahrzeuge verwertet und der Erlös gespendet.Das Siegerteam gewinnt übrigens ein waschechtes Kamel. Ganz dem Charity-Gedanken der Veranstaltung entsprechend, wird das Tier jedoch "traditionell" einem jungen Farmer oder Beduinen übergeben, damit "ein armer Mensch sich eine Lebensgrundlage schaffen kann." Weitere Informationen zum Team "Southern Allstars" gibt es unter www.facebook.com/southernallstars99 oder per Mail unter: team@southern-allstars.de.

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