Spardorf: Neue Ideen für die Jugendarbeit

18.11.2014, 12:15 Uhr
Spardorf: Neue Ideen für die Jugendarbeit

© Astrid Löffler

Kommunizieren ohne Worte, etwas wagen, aus sich herausgehen: All das war beim Clowntheater-Workshop mit Kreativ-Coach Michael Jakob gefragt. „Seid Euch für nichts zu schade! Vor allem nicht beim Ausprobieren“, animierte der Nürnberger Schauspieler die sechs Teilnehmer seines Seminars beim diesjährigen Juleica-Kongress im Emil-von-Behring-Gymnasium.

Die vier Frauen und zwei Männer entwickelten in einer Partnerübung zunächst ihre „persönliche Clownfigur“. Dazu beobachteten sie ihr Gegenüber beim Gehen, griffen eine Auffälligkeit heraus und verstärkten diese. „Ich glaube, dass in jedem von uns eine Clownfigur steckt“, konstatierte Jakob. „Manche tragen sie sehr offen, andere verstecken sie und haben Angst, sich ihr zu stellen.“ Dass Clowns auch heute noch erfolgreich sein könnten, beweise der seit Jahrzehnten populäre Tollpatsch Mr. Bean.

Bewusst dem Leistungsdruck unserer Gesellschaft mal den Rücken kehren wollte Sabrina Dietrich in dem dreistündigen Clownseminar. „Wer traut sich heute schon noch über die eigenen Füße zu stolpern und Fehler zu machen?“, fragte die Mutter eines knapp eineinhalbjährigen Sohnes. „Die Fähigkeit, sich selbst zum Clown zu machen, verkommt doch immer mehr.“ Student Christian Gortol, der seit Jahren in der Ministrantenarbeit in Uttenreuth aktiv ist, wollte in dem Seminar bewusst über den eigenen Schatten springen und einmal mehr wagen als im Alltag.

Referent Jakob ist eine feste Größe bei der nach der bayerischen Jugendleiterkarte (Juleica) benannten Weiterbildungsveranstaltung. Der Nürnberger hat dort unter anderem schon Kurse in Improvisationstheater, Poetry Slam und Rhetorik geleitet. Auch Forchheims Kreisjugendpfleger Christian Kohlert ist seit Start des Kongresses in 2012 dabei und schätzt an der Veranstaltung das vielfältige Angebot zu diesmal 20 verschiedenen Themen, das ein Kreisjugendring (KJR) alleine nie auf die Beine stellen könne.

Zum ersten Mal gab es dieses Jahr beispielsweise einen Workshop, in dem die Teilnehmer gelernt haben, einen Lego-Roboter zu konstruieren und zu programmieren. „Derartige Kurse kommen bei Jungen wie Mädchen wahnsinnig gut an“, berichtete Kohlert. „Uns fehlen derzeit aber noch Referenten, die solche Workshops leiten können.“ Der KJR Forchheim, der den Juleica-Kongress mitträgt, bietet deshalb Schulungstage für Interessenten ab 16 Jahren an, die sich vorstellen können, solche Roboterkurse durchzuführen.

Gut am Juleica-Kongress sei außerdem, dass er von mehreren Institutionen des Bayerischen Jugendrings unterstützt werde, die dafür über die Bezirksgrenzen hinweg kooperierten. Mit aktuellen Informationen und frischen Ideen wie dem Roboterbau will Angela Panzer, die Organisatorin des zweitägigen Kongresses, alle in der Kinder- und Jugendarbeit Tätigen versorgen. So gab es dieses Jahr etwa neue Angebote zu Haftungsfragen, zum Bau von Musikinstrumenten und in der Fortbewegungskunst Parkour.

Schon zum zweiten Mal in Folge sei das Seminar „Umgang mit schwierigen Teilnehmern“ ausgebucht gewesen. Groß sei das Interesse ferner an den Erste-Hilfe-Kursen und den Erlebnispädagogikseminaren, schilderte die Mitarbeiterin des KJR Erlangen-Höchstadt. Der Teilnehmerkreis des Juleica-Kongresses sei sehr heterogen, resümierte Panzer. Vom 15-Jährigen bis zum Rentner, vom Ehrenamtlichen bis zum Hauptberuflichen, vom Schüler bis zum Lehrer sei alles dabei.

Wer will, kann im Rahmen der Veranstaltung auf einen Schlag die insgesamt acht Fortbildungsstunden sammeln, die nötig sind, um die Jugendleiterkarte zu verlängern. Und wer noch keinen solchen gelben Ausweis besitzt, kann sich über die nötigen Voraussetzungen informieren und sich bei der mitunter kniffligen Beantragung einer Juleica helfen lassen.

Der nächste Juleica-Kongress findet am 14./15. November 2015 statt. Mehr Informationen unter www.juleica-kongress.de

Keine Kommentare