0:2! Wolfsburg stochert tapferen FCN aus dem Pokal

19.12.2017, 23:17 Uhr
Die Vorentscheidung: Felix Uduokhai spitzelt den Ball in den Club-Kasten, der FCN muss in der Verlängerung den ersten Gegentreffer hinnehmen.

© Sportfoto Zink / DaMa Die Vorentscheidung: Felix Uduokhai spitzelt den Ball in den Club-Kasten, der FCN muss in der Verlängerung den ersten Gegentreffer hinnehmen.

Etwas mehr als die Hälfte des Weges zurück in die Erstklassigkeit hat der 1. FC Nürnberg schon hinter sich. Nach 18 meist gelungenen Spieltagen in der 2. Liga ist der Club ein ernsthafter Aufstiegsanwärter – und bekam jetzt schon einmal Besuch von der Wunsch-Spielklasse.

Im DFB-Pokal schaute zwar nur der VfL Wolfsburg vorbei, aber als Belastungsprobe für künftige Aufgaben kam der Beinahe-Absteiger der Vorsaison schon einmal recht. Vor der Partie gab sich Nürnbergs Trainer Michael Köllner zwar alle Mühe, die eigene Chancenlosigkeit gegen den Werksclub zu betonen, gewisse Chancen rechnete man sich am Valznerweiher natürlich trotzdem aus. Furchteinflößend kam der Verein für Leibesübungen bislang schließlich nicht daher.

Das war gestern Abend nicht anders, vor den Augen des Christkinds und 26.104 weiteren Zuschauern brauchte Wolfsburg viel Glück und Treffer von Felix Uduokhai und Daniel Didavi in der Verlängerung, um sich gegen über weite Strecken des Spiels bessere Nürnberger mit einem 2:0 (0:0) für das Viertelfinale zu qualifizieren.

"Wolfsburg muss uns heute unterschätzen und wir das Spiel in die Hand nehmen, dann ist es etwas möglich" hatte Köllner kurz vor der Partie noch einmal betont, wie das etwas werden könnte mit einem Fußballabend der schöneren Art. Die Partie, in die Nürnberg im Vergleich zu der in Kaiserslautern mit Eduard Löwen und Patrick Erras für Tobias Werner und Ondrej Petrak startete, begann dann in etwa so, als wollten sich alle Beteiligten an dieses Drehbuch halten. Nach drei Minuten hatten sich Mikael Ishak und Enrico Valentini jeweils einmal dem Wolfsburger Tor zumindest ansatzweise genähert. Das Publikum war früh emotionalisiert, es ging dann zunächst nur nicht ganz so stürmisch weiter.

Nach sechs Minuten und einer Freistoßflanke des Nationalspielers Maximilian Arnold durfte der Nationalspieler Mario Gomez ein erstes Mal in Richtung Nürnberger Tor köpfeln, und das Wolfsburger Kollektiv beruhigte in der Folge das Spielgeschehen. Sonderlich ambitionierter war der Auftritt der Mannschaft von Trainer Martin Schmidt im ersten Durchgang allerdings nicht, man begnügte sich damit, das Nürnberger Spiel zu unterbinden und wagte sich nur selten einmal im Verbund nach vorne.

Möhwald bedroht den Wölfe-Käfig

Für die Torgefahr blieb weiterhin der Gastgeber zuständig, der knapp eine halbe Stunde benötigte, um zum offensiven Mut zurück zu finden. Dann traf Löwen aus 20 Metern das Außennetz und vergab Möhwald 60 Sekunden später die beste Gelegenheit, als er nach einer Hereingabe von Hanno Behrens den Ball sieben Meter vor dem Tor nicht kontrollieren konnte. Auf der Gegenseite musste Fabian Bredlow noch gegen den heranstürmenden Landry Nany Dimata, dann war Pause und konnten die Nürnberger sehr zufrieden sein mit ihrem Auftritt.

Als es wieder weiterging musste sich der Club dennoch bald Sorgen machen – allerdings nur um die eigene Chancenverwertung. Eine Stunde war absolviert, da hatte erst Edgar Salli die Möglichkeit zur Führung, scheiterte aber aus 14 Metern an Max Grün. Sekunden später war es Ishak, der den Ball aus sieben Metern ebenfalls nicht am Wolfsburger Schlussmann vorbeibrachte. Kurios war es schon in der 56. Minute geworden, als nach einer zu kurzen Abwehr Grüns zwar Hanno Behrens und Wolfsburgs Tisserand im Tor landeten, der Ball aber auf der Linie liegen blieb.

Auch Aluminium hilft

Der Club war nun deutlich besser, brauchte aber auch Glück, als Gomez nach 68 Minuten und einem Fehler Leibolds nur den Pfosten traf. Das Max-Morlock-Stadion war nun die Bühne für genau das Fußballspiel, das sie sich in Nürnberg gewünscht hatten – man sah eine Mannschaft, die sich am eigenen Spiel berauschte. Und man sah einen VfL Wolfsburg, der dank der individuellen Klasse seines Personals immer gefährlich blieb. Der für Gomez eingewechselte Divock Origi, eine Leihgabe vom FC Liverpool, traf nach 79 Minuten und einem Konter des Erstligisten ebenfalls den Pfosten. Nach der regulären Spielzeit hatte immer noch keine der Mannschaften getroffen und blieb die für Nürnberg nette Erkenntnis, dass man dem Favoriten auch spielerisch mindestens ebenbürtig gewesen war.

In der Verlängerung machten sich dann die Anstrengungen der 90 Minuten Vorlauf allerdings bald bemerkbar. Nach zwei Halbchancen durch Ewerton und Behrens ging Wolfsburg in der 96. Minute in Führung, als die müden Nürnberger nach einem Eckstoß den Ball nicht klären konnten und Felix Uduokhai im zweiten Versuch aus kurzer Distanz traf. Die Partie war entschieden, der Club hatte nicht mehr die Kraft für ein Comeback. Im Gegenteil: Das Schlusswort im Stadionachteck hatte ein Ex-Nürnberger: Nachdem ihm Tobias Werner den Ball vor die Füße geköpft hatte, platzierte der wie Werner eingewechselte Daniel Didavi das Spielgerät abgeklärt im rechten Eck (118.).  Bis zu einer möglichen Revanche muss der FCN dennoch vielleicht nur noch ein halbes Jahr lang warten.

+++ Der Live-Ticker zum Nachtrauern +++

1. FC Nürnberg: Bredlow - Valentini, Margreitter, Ewerton, Leibold - Erras (106. Kammerbauer) - Löwen (81. Werner), Behrens - Salli (90. +1 Gislason), Möhwald - Ishak (116. Teuchert)

VfL Wolfsburg: Grün - Tisserand, Uduokhai, Bruma, William - Guilavogui, Arnold - Malli (120. Malli), Ntep (65. Didavi) - Gomez (75. Origi), Dimata (103. Gerhardt)

Tore: 0:1 Uduokhai (96.), 0:2 Didavi (118.) | Gelbe Karten: Behrens - Tisserand, Origi | Schiedsrichter: Siebert (Berlin) | Zuschauer: 26.104.

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