1:1 statt Revanche: Sabiri macht den Club-Abend schöner

10.2.2017, 20:19 Uhr
Der geht' rein! Offensivkünstler Abdelhamid Sabiri  besorgte gegen Braunschweig den Ausgleich.

© Sportfoto Zink / DaMa Der geht' rein! Offensivkünstler Abdelhamid Sabiri besorgte gegen Braunschweig den Ausgleich.

Kevin Möhwald sah geschafft aus nach 90 intensiven Minuten Zweitliga-Fußball, wusste aber zumindest, was er von diesem 1:1 gegen Eintracht Braunschweig zu halten hat. "Der Punkt ist unter dem Strich zu wenig", sagte er in der Interviewzone, "wieder mal zu schläfrig" habe man in manchen Phasen agiert, gerade zu Beginn. Schon nach wenigen Sekunden hätte es 0:1 stehen können, "aber danach war es eine ganz gute Leistung von uns."

Konstant inkonstant

Ganz gut, das trifft es gar nicht schlecht. Sie hatten sich etwas mehr erhofft, wie so oft. Seit dem Freitagabend sind fast zwei Drittel der Saison vorüber. Einer Saison, die auch den 1. FC Nürnberg vor allem konstant inkonstant darstellt. Es gab schon sechs Spiele in Folge ohne Sieg und dann sieben ohne Niederlage, auch in den vergangenen Monaten wechselten sich Erfolge und Misserfolg in schöner Regelmäßigkeit ab. In die Winterpause verabschiedete sich der Club mit zwei Niederlagen und zwei Siegen, nach der Winterpause folgten eine Niederlage und ein Sieg.

Große Hoffnungen, etwas mehr Stabilität in die unbeständigen Leistungen der Nürnberger Mannschaft zu bringen, ruhten deshalb auf ein paar auffällig jungen Fußballern. Genauer auf einem 19- und zwei 20-Jährigen, die am vergangenen Wochenende beim 3:2 in Heidenheim für erhebliches Aufsehen gesorgt hatten und auch die Heimpartie gegen den Tabellendritten aus Braunschweig entscheidend prägen sollten. Dass gerade die auf höchstem Niveau noch leidlich unerfahrenen Talente häufig selbst extremen Schwankungen unterliegen, blieb nur eine Randnotiz.

Patrick Kammerbauer, Dennis Lippert und Abdelhamid Sabiri, so viel dazu, gefielen auch am Freitagabend, als es ein aus Nürnberger Sicht eher mittelprächtiges Ergebnis zu konstatieren gab. Letztlich musste sich der Club mit einem 1:1 (0:1) zufrieden geben, weil der Defensivverbund ein paar Mal bedenklich wackelte und vorn meist die letzte Konsequenz im Abschluss fehlte. In der 23. Minute brachte Christoffer Nyman seine Eintracht in Führung, Abdelhamid Sabiri glich sieben Minuten nach der Pause mit seinem dritten Treffer im dritten Profi-Einsatz aus.

Die Nürnberger wollten angesichts ihrer bis dato unbefriedigenden Heimbilanz unbedingt etwas verändern, wie der Trainer Alois Schwartz ankündigte, seine Aufstellung konnte er damit aber nicht gemeint haben. Lediglich Ondrej Petrak kehrte nach verbüßter Gelb-Sperre anstelle von Lukas Mühl in die Startelf zurück, der Rest stellte sich mangels Alternativen praktisch von selbst auf. Schwartz' Kollege Torsten Lieberknecht griff nach dem 1:2 gegen St. Pauli dagegen überraschend drastisch durch. Aus der Anfangsformation vom Sonntag blieben nur vier Mann übrig, selbst Torjäger Domi Kumbela musste seinen Platz räumen.

Hernandez, Heber - und daneben

Geschadet hat das der Eintracht nicht; mit ihrer exzellenten Raumaufteilung provozierten die Gäste ab der ersten Minute viele Ballgewinne und Zweikämpfe, worunter der Spielfluss der Nürnberger zunächst doch erheblich litt. Vorwiegend über außen versuchten sie ihr Glück und hätten früh in Führung gehen können. Hernandez hob die Kugel aus etwa 30 Metern über den herausstürzenden Kirschbaum hinweg, aber auch weit am Kasten vorbei.

Auch im weiteren Verlauf zeigte Braunschweig die reifere Spielanlage, profitierte vor dem 0:1 aber von zaghafter Abwehrarbeit der Gastgeber: Weder Kammerbauer noch Margreitter konnten Hernandez stoppen, seine Hereingabe brauchte Nyman nur noch über die Linie zu drücken (23.). Sekunden zuvor hatte Braunschweigs bulliger Angreifer per Kopf bereits die Latte getroffen.

Die Nürnberger hielten sich nicht lange mit dem zu diesem Zeitpunkt verdienten Rückstand auf, taten sich aber schwer damit, erfolgversprechend in den Strafraum vorzudringen. Behrens und Matavz näherten sich mit ihren nicht besonders zwingenden Abschlüssen immerhin an, Sabiris strammen Schuss nach einer halben Stunde lenkte Fejzic ebenso reaktionsschnell wie gekonnt über den Querbalken.

Eine Ballmitnahme zum Zungeschnalzen

Nach dem Seitenwechsel intensivierte der Club seine Offensivbemühungen etwas – musste dabei aber aufpassen, sich nicht den möglicherweise bereits entscheidenden Konter einzufangen, allerdings nur bis zur 53. Minute: Mit einer spektakulären Drehung verschaffte sich Sabiri nach Matavz' Ablage freie Bahn, Fejzic kam nicht schnell genug nach unten – das 1:1. Positiv für den Unterhaltungswert: Mit dem Zwischenstand konnten sich nicht viele anfreunden im nicht mal halbvollen Stadion Nürnberg. Besonders der Club wollte es jetzt wissen: Matavz' Direktabnahme blockte Valsvik in höchster Not, Petraks Hammer aus beachtlicher Entfernung zwang Fejzic zu einer Glanzparade.

Aufmunternder Applaus

Auch Trainer Schwartz wollte den Sieg, unbedingt, brachte mit Teuchert (für Petrak) einen zweiten Stürmer – kann aber auch mit dem Unentschieden durchaus zufrieden sein. Die vielen Jungen und die wenigen Älteren haben schließlich alles versucht. Dafür gab es hinterher zumindest aufmunternden Applaus von den Fans. "Liebe, Glaube, Leidenschaft" sangen sie in der Nordkurve - es scheint tatsächlich wieder etwas zu wachsen in Nürnberg. "Wir sind schlecht reingekommen", fand Schwartz, "haben danach aber ein attraktives Spiel gesehen." Mit etwas Glück wäre mehr drin gewesen, mit etwas Pech auch weniger.

+++ Der Live-Ticker zum Nachfiebern +++

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Kammerbauer, Margreitter, Hovland, Lippert - Petrak (83. Teuchert), Behrens - Kempe, Möhwald, Sabiri - Matavz

Eintracht Braunschweig: Fejzic - Ofosu-Ayeh, Decarli, Valsvik, Kijewski - Boland, Correia - Zuck, Khelifi (77. Biada) - Nyman (85. Abdullahi), Hernandez

Tore: 0:1 Nyman (23.), 1:1 Sabiri (53.) | Gelbe Karten: - / Boland  | Schiedsrichter: Fritz (Korb) | Zuschauer: 23.152.

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